Beim ZDF ist Weihnachten 2023 Rapunzelzeit.
Das Zweite präsentiert mit „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ den altbekannten Stoff in einer neuen – etwas weniger brutalen – Version. Und der Drehort ist natürlich ein einsamer, uralter Burgturm, dessen Turmstube nur ein Fenster als Zugang hat.
Aber wo genau wurden die Szenen gedreht? Und gibt es den Rapunzelturm, wo das Mädchen im Grimm’schen Märchen sein zugkräftiges Haar auf Zuruf herunterlässt, vielleicht auch in der realen Welt?
Foto oben: Rapunzel (Anna-Lena Schwing, l.) und die Zauberin Eleonor (Andrea Sawatzki, r.) stehen im hochgelegenen Zimmer des einsamen Turmes, in den sie sich wegen der Verfolgung durch die Königin geflüchtet haben. Foto: ZDF/Dusan Martincek
Rapunzel mal etwas anders
Erstmal zur Handlung der „neuen“ Rapunzel-Version. Dabei wird die Hauptperson ausnahmsweise nicht gleich zu Anfang von einer bösen Hexe aus irgendwelchen niederen Motiven im Turm eingesperrt. Es ist alles etwas anders.
Das ZDF-Rapunzel (Anna-Lena Schwing) wächst als Waise im Wald bei der guten Hexe Eleonor auf (dargestellt von Andrea Sawatzki, besser bekannt als Frankfurter Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger).
Eleonor hat im Königreich schon allerlei Hexenwerk betrieben. Als die Thronfolge von Prinz Sigismund (Luke Matt Röntgen) ansteht, fordert die Königin (Christina Große) von ihr nun ewige Treue. Diesen Schwur will die Hexe nicht leisten.
Dummerweise ist Rapunzel ihrer Stiefmutter an den Hof gefolgt. Dort hat sie sich zwar mit Sigismund angefreundet, bekommt aber nun auch den Zorn der beleidigten Königin zu spüren. Der royale Ärger erstreckt sich auch auf Eleonors roten Haare, die erstmal geschoren werden.
Eleonor und Rapunzel können – auch mit Hilfe von Sigismund – aus dem Kerker der Burg fliehen und verstecken sich … in einem alten, gut erhaltenen Turm einer Burgruine.
Und von hier aus nimmt dann die Geschichte mit dem berühmten Ruf „Rapunzel, Rapunzel, lass Dein Haar herunter“ noch allerlei überraschende Wendungen, von denen sich die Brüder Grimm wohl nicht hätten träumen lassen.
Rapunzel Drehort: Nachts im Prager Studio
Die Stadtburg, wo Königin und Prinz sitzen, ist keine echte Burg. Gedreht wurde im Studio. Der hoch aufragende Turm erweist sich beim genaueren Hinblick als Animation. Das Innenleben befindet sich in Prag. In den bekannten Prager Barrandov-Studios wurde dazu ein eigener Kulissenbau angefertigt.
Die emotionalen Szenen in der Turmstube wurden übrigens nur bei Nacht gedreht, da unmittelbar daneben laute Bauarbeiten stattfanden.
Der komplette Film wurde in Prag und Umgebung aufgenommen. Er ist eine Koproduktion der Provobis aus Berlin zusammen mit der Mia Film aus Prag im Auftrag des ZDF.
Die Burg in Tschechien heißt…
Aber wo steht die Burg mit dem Turm? Im Umkreis von Prag liegen ja eine ganze Reihe von Burgruinen, die auch immer wieder als Drehorte dienen.
Zum Beispiel Burg Točník, wo RTL Szenen für einen Götz von Berlichingen-Film drehen ließ.
Die Ruine, durch die Prinz Sigismund auf der Suche nach Rapunzel läuft, liegt weiter im Süden des Landes. Es ist die Burgruine Šelmberk, zu deutsch Schellenberg, in Südböhmen (danke ans ZDF für die Info!).
Der dortige, gut erhaltene Wehrturm ist stattliche 26 Meter hoch und wurde bereits 1783 als Aussichtsturm ausgebaut.
Die im Film zu sehende oberste Etage – eine ziemlich ausladende Turmstube – wurde per Tricktechnik auf den Wehrturm gesetzt. Das Heraufziehen an der Burgwand am Rapunzel-Haar wurde an der Burgruine Šelmberk ganz real mit einer speziellen Krankonstruktion gedreht.
„Und das, was man mit großem Respekt an die Schauspieler/innen sagen muss, ohne Stuntleute“, heißt es dazu per Mail vom ZDF.
Wo liegt der echte Rapunzelturm?
Die Idee mit dem Mädchenhaar als Kletterhilfe ins Turmversteck stammt übrigen aus dem Märchen Petrosinella des Neapolianters Giambattista Basile aus den Jahren 1634/36. Die Rapunzel-Erzählung der Brüder Grimm erschien erstmals 1812 in gedruckter Fassung.
Die Geschichte wurde in den deutschen Ländern ungemein populär. Eine Reihe von Orten wollten von der Beliebtheit profitieren.
Diverse hoch aufragende Türme wurden kurzerhand zu Rapunzeltürmen erklärt.
Wikipedia listet aktuell acht dieser Bauwerke auf:
Inspiration für die Gebrüder Grimm
Einer dieser acht Türme könnte die Brüdern Grimm beim Verfassen des Märchens tatsächlich inspiriert haben.
Die Trendelburg mit ihrem 40 Meter hohen Bergfried befindet sich nur etwa 35 Kilometer nördlich von Kassel, wo die Grimms ihre literarische Sammlung zusammenstellten.
Die im Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieg hart umkämpfte Burg ist heute ein Hotel mit 22 märchenhafte Zimmern und Suiten und einer Burgturmsauna.
Das Örtchen Trendelburg liegt an der Deutschen Märchenstraße. In Sachen Sagen ist es bekannt für die mystischen Trendula-Erzählungen. Die Trendula-Sagen beziehen dabei auch die nahen Burgen/Ruinen Bramburg, Krukenburg und Sababurg (das „Dornrösschenschloss“) mit ein.
Welcher Burgturm ist der höchste?
Der höchste Burgturm Europas war der 54 Meter hohe Bergfried von Burg / Schloss Coucy in der Picardie. Das dieser Turm alle Kriege bis ins 20. Jahrhundert überstand, lag an seinen 7,40 Meter dicken Mauern.
Leider sprengten ihn kaiserlich-deutsche Truppen bei ihrem Rückzug während des Ersten Weltkriegs.
Gibt es einen Rapunzel-Drehort in Deutschland?
2009 wurde der Rapunzelstoff für die ARD-Märchenserie „Sechs auf einen Streich“ verfilmt und dann als Weihnachtsmärchen ausgestrahlt. Die Hauptrolle spielte Luisa Wietzorek.
Für die Rolle der Zauberin konnten die Produzenten Suzanne von Borsody gewinnen.
Damals wurde die Handlung am Turm noch nicht vor einer Bluebox gefilmt, sondern real bei Außenaufnahmen gedreht.
Rapunzel ließ ihr Haar vom zwölf Meter hohen Askanierturm herunter.
Der Aussichtsturm im mittelalterlichen Design steht seit 1879 am Ufer des Werbellinsees in der Schorfheide, nordöstlich von Berlin (übrigens am Ort einer alten Burg).
Der Turm ist normalerweise verschlossen. Den Schlüssel bekommt man im nahegelegenen Café Wildau Hotel & Restaurant.
Weitere Rapunzel-Drehorte waren das Schloss Friedrichsfelde in Berlin und Schloss Boitzenburg in Brandenburg.
Auch das DDR-Fernsehen hatte natürlich seine Rapunzel-Version. Die hieß zuletzt 1988 „Rapunzel oder Der Zauber der Tränen“. Gedreht wurde zum Teil auf dem Brocken und auf Schloss Reinhardsbrunn in Thüringen.
Sendetermine
von „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ im ZDF:
Sonntag, 24. Dezember 2023, 16.30 Uhr
Dienstag, 26. Dezember 2023, 10.40 Uhr
Rapunzel-Märchen als Stream auf ZDF.de
Das ZDF bietet das neue Rapunzelmärchen ab sofort als kostenlosen Stream. Man kann es sich hier ansehen (der Link ist nur eine begrenzte Zeit lang gültig).
Wer noch mehr Lust auf Weihnachtsmärchen mit Burgen hat: Das ZDF bietet in seinem Stream das 2023 auf Schloss Neuenburg gedrehte Märchen „Die sechs Schwäne“ an.
In der ARD wurde am 25. Dezember 2023 um 15.30 Uhr „Die verkaufte Prinzessin“ ausgestrahlt.
Als zweites neu gedrehtes ARD-Feiertagsmärchen wurde am Dienstag, 26. Dezember, um 15.25 Uhr „Das Märchen von der Zauberflöte“ gezeigt.
Bei „Volle Kanne Susanne“ wurden übrigens Ausschnitte aus Rapunzel und die Rückkehr der Falken am Drehort gezeigt:
PS: „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ hat natürlich auch einen Titelsong.
Er heißt „Casually Cruel“ und stammt von der Sängerin Leslie Clio.
Mehr über die Trendelburg steht im empfehlenswerten Blog „Burgdame“ im Artikel: „Trendelburg, die Rapunzelburg“
Und was heißt eigentlich Rapunzel?
Das ist recht einfach. Die Märchen-Namensgeberin Rapunzel ist die Rapunzel-Glockenblume. Das ist eine krautige Pflanze, deren Wurzeln essbar sind. Sei es als Rapunzel-Salat oder Wurzelgemüse.