Das Land Hessen hat den Pachtvertrag für das überregional bekannte „Dornröschenschloss-Hotel“ Sababurg im Sommer 2015 überraschend zum Jahresende gekündigt.
Doch die überraschte Pächterfamilie, die das Hotel seit 1960 führt, wehrte sich juristisch. Nun gibt es einen Kompromiss: Der Hotelbetrieb darf zunächst weiterlaufen, im Sommer beginnen derweil Sanierungsarbeiten durch das Land.
Spätestens zum 30. April 2018 soll der Pachtvertrag dann enden und der Hotelbetrieb eingestellt werden.
Vieles deutet darauf hin, dass das Land Hessen die Denkmalimmobilie an den Landkreis Kassel abgibt (die Landkreis-CDU lehnt das allerdings ab).
Die Burg liegt im nordhessischen Städtchen Hofgeismar im Reinhardswald. Gebaut wurde sie vom Bistum Mainz zum Schutz der Pilgerströme, die den unverwesten „Leichnam von Jesus Christus“ anbeten wollten.
Dieser war praktischerweise 1330 im Wald vor der Stadt Gottsbühren gefunden worden. Der Wallfahrtsbetrieb bescherte dem Bistum jahrzehntelang märchenhafte Gewinne.
Der Landgraf von Hessen und der Bischof von Paderborn waren allerdings einig, dass eine Burg des Bistums Mainz direkt an der Grenze zu ihren Territorien nichts verloren hatte. Sie setzten sich schließlich durch, übernahmen 1346 die Sababurg und ließen sie verfallen.
1490 ließ Landgraf Wilhelm I. auf den Grundmauern der Burg ein prächtiges Jagdschloss errichten. Seine Nachfolger fügten weitere Gebäude hinzu.
In den Jahren bis 1571 bis 1591 umgab eine Dornenhecke von fünf Kilometer Länge und drei Meter Höhe das Anwesen. Sie sollte den (bis heute bestehenden) Tierpark am Fuß der Burg vor Wildtieren schützen.
1628 plünderten kaiserliche Truppen unter Tilly die Burg. Erst 1651 wurden die Schäden repariert. Nach einer Besatzung durch französische Truppen 1760 begann der Verfall des Schlosses.
Die zugewachsenen Gemäuer sahen derart romantisch aus, dass der Volksmund – wohl auch in Erinnerung an die lange Dornenhecke – hier die Geschichte von Dornröschen ansiedelte.
Die Brüder Grimm nahmen das begierig auf und machten es in ihrer 1812 erschienen Märchensammlung öffentlich.
Abriss durch den Landgrafen
Das schützte die Ruine allerdings nicht vor der Abrisswut des Landgrafen: 1824 bis 1826 wurden West-, Ost und Südflügel der Burg niedergelegt.
Erst 1959, unter der Regie des Landes Hessen, wurde die Ruine restauriert und mit einem Hotelanbau versehen. Seitdem führt die Familie Koseck den Hotelbetrieb „Dornröschenschloss Sababurg“.
Mit der Besonderheit, dass alle Schlafzimmer nach Tieren benannt sind („Im Einhorn“/“Im Fuchs“).
Auch bei der Vox-Serie „Mein himmlisches Hotel“ hat Schlossherr Günther Koseck mit der Sababurg schon mitgemacht. Titel der Folge: „Offene Kinnladen und fehlende Worte„.
Im Innenhof des Schlosses ist übrigens Platz für Theateraufführungen und Konzerte.
Weiterlesen:
Zum damaligen Stand berichtete die Hessische/Niedersächsische Allgemeine: „Sababurg-Streit zu Ende: Hotel arbeitet bis April 2018 weiter“
Im Blog „Mein Reinhardswald“ fragte Gero Lenhardt kritisch: „Quo vadis Sababurg?“ (Artikel ist nur noch eingeladenen Lesern zugänglich)
Holger Schindler berichtete in der „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (November 2015): „CDU ist gegen Kauf der Sababurg“
Thomas Thiele schrieb in der Hannoverschen Allgemeinen (Oktober 2015): „Besitzerwechsel wahrscheinlich: Betrieb auf Sababurg soll weitergehen“
Göran Gehlen schrieb bereits im Juni 2015 in derselben Zeitung: „Land will Dornröschenschloss Sababurg am Jahresende schließen“
Gabriele Campbell zeigt Fotos von Saba- und Trendelburg: „Two Fairy Tale Castles – Trendelburg and Sababurg“
Update 2023/24:
Die Umbauarbeiten an der Sababurg werden noch jahrelang weitergehen. Ziel ist die Einrichtung eines 40-Zimmer-Hotels.
Und hier ein Youtube-Video zur Sababurg mit etwas Klavier-Geklimper: