Mit dem Weihnachtsmärchen „Die verkaufte Prinzessin“ will die ARD beim jungen und junggebliebenen Publikum punkten.
Drehort war natürlich eine Burg. Dazu musste die Produktionsfirma TV60 allerdings einige Kilometer nach Süden fahren, zur prächtigen Burg Enn (auch Schloss Enn genannt) im burgenreichen Südtirol.
Die Anlage ist seit fast 400 Jahren im Besitz der gleichen Familie.
Im Film geht es um einen Streit um die Herrschaft in einem kleinen Fürstentum, einen sagenhaften Berggeist – und letztlich um die im Märchen üblichen Geschlechterklischees. Die dpa klebte dem Streifen daraufhin das Etikett „Diversity-Märchenfilm“ auf.
Intrige am Fürstenhof
Melisa (gespielt von Judith Neumann, besser bekannt als Marie Schmidt aus der RTL-Seifenoper „Alles was zählt“) möchte unter Tage arbeiten. Daher wandert sie in ein kleines alpines Fürstentum mit reichlich Bergbau, wo sie sich als junger Mann namens Mathis ausgibt.
Am Fürstenhof herrscht allerdings Zank. Fürst Ingolf (Pasquale Aleardi) ist schwermütig und möchte zurück ins Privatleben ohne Krone. Nun wäre seine Erstgeborene am Zug, Sophia (Kristin Alia Hunold). Die hat aber gerade nicht genug Selbstbewußtsein für die Rolle der allmächtigen Herrscherin.
Natürlich gibt es auch einen fiesen Gegenspieler, der solche Skrupel nicht hat: Onkel Rudolf. Der sieht Fürst Ingolf dummerweise auch noch zum Verwechseln ähnlich und möchte hinter den Kulissen die Fäden der Macht ziehen.
Daher stiftet er Sophias Bruder Berthold (Langston Uibel) an, seinerseits nach dem Thron zu greifen.
Mitten in die sich entwickelnde Intrige platzt Melisa/Mathis hinein, und flüchtet mit der rechtmäßigen Thronerbin in die geheimnisvollen Stollen, wo Berggeist Mehrich (Emanuel Fellmer) wohnt. Den kann im Fürstentum aber keiner leiden…
Also bleibt viel Raum für Verwicklungen und einen verzwickten Weg zum Happy End.
Die Dreharbeiten fanden bereits im Herbst 2022 statt. Regie führte übrigens Su Turhan. 2014 hatte der Münchner bereits beim Weihnachtsmärchen „Die drei Federn“ Regie geführt, das auf Schloss Mitwitz gedreht wurde.
Drehort normalerweise nicht zugänglich
Burg Enn über der Gemeinde Montan nahe Bozen ist leider an 364 Tagen im Jahr nicht öffentlich zugänglich. Ausnahme ist ein jährliches Konzert.
Eine Burg entstand an dieser Stelle bereits im 13. Jahrhundert. Zeitweise hatten hier die Grafen von Tirol das Sagen. Die Besitzer wechselten jedoch häufig. Zum Besitz der Burg gehörten noch ein paar umliegende Dörfer.
Die Grafen vom Tirol waren ständig in Geldnöten. 1648 verpfändeten sie umfangreichen Besitz an Pietro Zenobio, einen schwerreichen Kreditgeber aus der ungeliebten Handelsrepublik Venedig.
Grafen blieben Kredit schuldig
Da die Tiroler Grafen den Kredit bis heute nicht zurückgezahlt haben, blieb die Burg im Besitz der venezianischen Patrizierfamilie, die heute unter dem Namen Rubin de Cervin Albrizzi bekannt ist.
Die Zenobio-Albrizzi ließen die Burg/das Schloss in den 1880er Jahren neugotisch umbauen. Dabei erhielt die Anlage ihr heutiges „märchenhaftes“ Aussehen.
Architekt des Umbaus war der Österreicher Otto Schmidt. Zuvor hatte er bereits einen ähnliche neugotische Renovierung nach Plänen seines Lehrers Friedrich von Schmit beim nahe gelegenen Schloss Runkelstein übernommen.
Zu dieser Zeit gehörte Südtirol zu Österreich-Ungarn. Erst nach Ende des Ersten Weltkriegs wechselte die Region zu Italien. Auf Schloss Enn lagern auch noch jahrhundealte Unterlagen der Familie.
Ist ja schon wichtig, dass der Pfandbrief von 1648 nicht verloren geht.
Wer den Drehort des Weihnachtsmärchens besuchen möchte, kann dies nur an einem Abend im August. Dann findet im Schlosshof das weithin bekannte Schlosskonzert der Musikkapelle Montan statt.
2023 kosteten Tickets 20 Euro, inklusive Gang zum Buffet.
Ein Video vom Konzert auf Schloss Enn:
Sendetermin
„Die verkaufte Prinzessin“ wird am Montag, 25. Dezember 2023, um 15.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt und dann bestimmt noch oft bei diversen öffentlich-rechtlichen Sendern wiederholt werden.
Wer noch mehr Lust auf Weihnachtsmärchen mit alten Gemäuern hat: Als zweites neu gedrehtes ARD-Feiertagsmärchen wird am Dienstag, 26. Dezember, um 15.25 Uhr „Das Märchen von der Zauberflöte“ gezeigt.
Im ZDF wird an den Feiertagen zwei Mal „Rapunzel und die Rückkehr der Falken“ ausgestrahlt.
„Die verkaufte Prinzessin“ als Stream
Ab sofort ist das Märchen auf Seiten der ARD als kostenloser Stream verfügbar, zum Beispiel hier beim Bayerischen Rundfunk.
Weiterlesen:
Hier die Pressemitteilung der ARD zur Märchen-Verfilmung: „ARD-Reihe „Sechs auf einen Streich“ Drehstart für Märchen „Die verkaufte Prinzessin““ (Link zum Artikel)
Hier geht es zum Bericht der dpa: „ARD dreht Diversity-Märchenfilm“ (via T-Online)