Das Ritterhandwerk im 16. Jahrhundert war ein hartes Brot.
Überall machten sich Herzogtümer, freie Reichsstädte und reiche Bistümer breit. Ihnen war gemeinsam, dass sie schon beim kleinsten Überfall auf ihre Händler ausgesprochen beleidigt reagierten.
Schnell hatte man in solche Fällen Horden von übellaunigen Panzerreitern vor dem eigenen Burgtor.
Raubritter Götz von Berlichingen, gespielt von Henning Baum („Der letzte Bulle“), passiert genau das.
Der strubbelige Baum-Götz sieht aus wie Robinson Crusoe, nur halt mit Schwert, Rüstung und frecher Schnauze.
Mit seinen Kumpanen raubt er drei Kisten Gold, die aber dummerweise der intriganten Fürstin Adelheid von Walldorf (Natalia Wörner) gehören.
Und die setzt alles in Bewegung, um den Schatz wiederzubekommen.
RTL hat seine Eigenproduktion „Götz von Berlichingen“ nicht an den Originalschauplätzen gedreht. Die Götzenburg Möckmühl, vor der das unflätige „Götz-Zitat“ fiel, ist weitgehend ein historisierender Bau von 1902.
Heute sitzt dort ein Ashram mit Yoga-Schule.
Götz‘ Heimatburg Hornberg über dem Neckar präsentiert sich inzwischen zu großen Teilen als Ruine. Gedreht wurde daher im Spätsommer 2013 auf Burg Tocnik in Tschechien.
Die gut erhaltene Anlage ließ sich in ein paar Tagen in eine wehrhafte, frühneuzeitliche Ritterburg verwandeln, von deren Mauern der Raubritter fröhlich sein Zitat in die Kamera rufen konnte.
Bei der filmischen Umsetzung der Belagerung kamen 40 in Leder gekleidete Stuntleute zum Einsatz, die die Burgmauern hochkletterten. Baum wollte sich bei den Action-Szenen nicht doublen lassen: „Ich mache hier alle Kämpfe selbst“, sagte er zur dpa.
Die Sache mit den Goldkisten wird bald zum Politikum. Denn im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation steht gerade die Kaiserwahl an.
Die muss man sich so vorstellen wie eine heutige Fußball-WM-Vergabe an ein Ölscheichtum. Also: Nach außen hin läuft alles nach Vorschrift. Und im Hintergrund fließt der Backschisch in Strömen an die Funktionäre – also in diesem Fall die Kurfürsten.
Und just einen Teil dieses Bestechungsgelds hat Raubein Götz zufällig in die Finger bekommen. Eigentlich sollte damit der frantösische König Franz zum Kaiser gemacht werden… Bei dem folgenden Kampf verliert der Haudegen seine rechte Hand.
Welch ein Glück, dass zufällig eine afrikanische Heilerin des Weges kommt (hier wird die Story zusehends abstrus, aber immerhin bringt das die schöne Dennenesch Zoudé in die Handlung). Die lädierte Hand wird dann durch eine Art frühen Roboterarm ersetzt.
Mit dem Leben des historischen „Ritter mit der Eisenfaust“ hat das wuselige „RTL-Ritterepos“ wenig zu tun.
Aber zumindest haben die Drehbuchschreiber auf Mittelalter-Fantasy-Zutaten wie Zauberer, Drachen und Hobbits verzichtet.
Burg Tocnik ist übrigens „ein Beispiel ausgeprägter böhmischer Burgenarchitektur des 14. Jahrhunderts“ (zitiert nach dem Eintrag zur Burg bei Wikipedia).
Zu Lebzeiten des Götz von Berlichingen wurde die Burg durch die Herren von Wartenberg im Stil der Renaissance umgebaut, blieb aber durchaus wehrhaft.
Der Film „Götz von Berlichichingen“ wurde im Dezember 2014 erstmals auf RTL gezeigt. Die DVD/Blu-Ray ist mittlerweile im Handel (Bezahlter Link zu Amazon).
Hier geht es zum Bericht der dpa über die Dreharbeiten (via „Main-Echo“): „Götz von Berlichingen: Dreh mit harten Kerlen“
Und hier ein filmischer Blick ins „Making of“ auf Burg Tocnik: