Beide Seiten sicherten ihre Hafenstädte in den Folgejahren durch vorgelagerte, ins Meer gebaute Kanonenplattformen. Im Zweiten Weltkrieg wollten die Briten mithilfe dieser Festungsinselchen deutsche Minenleger und Bomber auf Abstand halten.
Johanna Lutteroth hat für „einestages“ auf Spiegel-Online jetzt die Geschichte der kreisrunden Festung „No Man’s Land“ vor Portsmouth dargestellt.
Die ist typisch für diese Art der Befestigung: Denn die klotzigen Stein-und-Beton-Ungetüme erwiesen sich angesichts des sandigen Untergrunds und der starken Strömung im Kanal als äußerst kostspielig in Bau und Unterhaltung.
Und sie wurden recht schnell strategisch wertlos, da die schweren Küstenbatterien immer leistungsfähiger wurden.
Doch die Preußen und ihre Verbündeten durchkreuzten die Träume des Franzosenkaisers 1870/71 gründlich.
Ohne Bedrohung waren die Inselfestungen zwar sinnlos, das Militär hielt aber an seinen teuren Spielzeugen fest und zog erst 1957 von „No Man’s Land“ ab. Danach versuchten sich mehrere private Investoren an der von Wellen umtosten Immobilie, die regelmäßig Luxus-Klientel auf die Insel locken wollten. So manchen kosteten die Versuche sein Vermögen.
Und selbst wenn es mal gut lief, wir beim Unternehmer Harmesh Pooni, der die Insel in den Boomjahren um 2000 an solvente Firmen für außergewöhnliche Events vermietete (Tagespauschale: 25.000 Pfund), endete die Sache tragisch: Im Pool wurden Legionellen nachgewiesen.
Aufträge platzten. Pooni ging bankrott und musste mit Verlust verkaufen.
Die Niemandsland-Insel wird auf der Seite solentforts.com bereits als Ort für Konferenzen, Teamgeist-Seminare und Firmen-Events angepriesen (hier ein virtueller Rundgang).
Das Gegenstück auf französischer Seite ist bekanntlich Fort Boyard vor der Ile d’Oleron an der französischen Atlantikküste: 1857 nach fast 60 Jahren immer wieder unterbrochener Bauzeit schließlich fertiggestellt zum Schutz des Marinearsenals von Rochefort.
Festung in Privatbesitz
Die Armee gab den Stützpunkt 2013 auf, heute ist die ovale Festung – einst Drehort der Serie „Fort Boyart“ in Privatbesitz.
Anzeige
Die letzten Seefestungen bauten die Briten während des Zweiten Weltkriegs in der Themsemündung.
Diese Maunsell-Forts waren viel moderner als ihre Vorgänger: Schwimmende Betonkonstruktionen wurden an ihren Bestimmungort gezogen. Dann flutete man die hohlen Betonröhren, die ihnen Standfestigkeit boten.
Die Teile sehen von weitem aus wie die dreibeinigen Geher aus Orson Welles‘ „Krieg der Welten“.
Bekannteste Anlage ist Rough Towers vor der Küste von Suffolk, das 1966 vom britischen Ex-Major Paddy Roy Bates besetzt wurde und sich als Mikronation Sealand für unabhängig erklärt hat.
Und hier geht’s zum Artikel bei Spiegel-Online: „No Man’s Land Fort: Das verfluchte Niemandsland“
Mehr zum Thema Schlösser und Burgen auf der Britischen Insel hier im Blog:
Klopfende Geister unter Schloss Edinburgh
Hampton Court: Zu Gast bei der Hochzeit des königlichen Frauenmörders
Westenhanger Castle: Schloss von Heinrich VIII. zu verkaufen
Burgen in Wales: Festungen im Grenzland zwischen Kelten und Normannen