Die Briten feiern ja gern monarchische Jubiläen (100 Jahre Queen Mum, 4XXter Todestag der angeblich jungfräulichen Queen Elisabeth I., etc.).
Einer dieser Tage führte dazu, dass ich bei einer königlichen Hochzeit auf Schloss Hampton Court (südwestlich von London) dabeisein durfte – fast ein halbes Jahrtausend, nachdem das Ereignis stattgefunden hat.
Gefeiert wurde 2009 der 500. Jahrestag der Thronbesteigung von Heinrich VIII. Dabei gab es diverse Veranstaltungen in und um die Hauptstadt. Unter anderem stellten Schauspieler die Eheschließung zwischen dem notorischen Gattinen-Verschleißer und seiner letzten Gemahlin Cathrine Parr nach.
Und das alles am historischen Ort, dem Schloss Hampton Court. Wer vom Publikum wollte, konnte ebenfalls in einen historischen Umhang schlüpfen und wahlweise dem Pulk um den Bräutigam oder der Familie der Braut folgen.
Gerüchte über den königlichen Gatten
Ich bin da besser ein paar Schritte auf Distanz gegangen und habe mal nach den Wachen Ausschau gehalten.
Die Braut wischt das vom Tisch. Er liebt sie schließlich, hat er ihr ja gesagt (dass sie ihn am Ende überlebt, hatte aber wohl eher etwas mit seinem Alter und ihrer Jugend zu tun).
Nicht ganz einfach, da höflich und einigermaßen ehrlich zu antworten, ohne in Gefahr zu geraten, hinterher den Kopf zu verlieren…
Die Hochzeitszeremonie bekam man nicht mit, durfte den frisch Vermählten aber gleich anschließend gratulieren. Anschließend lief das Hochzeitspaar noch länger im Schloss herum und posierte von seltsam blitzenden und surrenden Geräten.
Kameras wären den beiden bestimmt wie ein ketzerischer Zauber vorgekommen, und ER hätte sie dem gemeinen Volk sicher verboten (und für den eigenen Hausgebrauch natürlich erlaubt).
Es gibt deren drei, umgeben von kamingespickten Fassaden. Letzteres galt im 16. Jahrhundert als ungeheurer Luxus, schließlich bedeutete es, dass jedes der 500 Zimmer eine Feuerstelle – also eine eigene Heizung – hatte. Im nasskalten Klima zwischen London, Wimbledon und dem Ärmelkanal ein klarer Pluspunkt.
Als Schloss ausgebaut hat den Landsitz an der Themse der Erzbischof von York, Lordkanzler und Kardinal Thomas Wolsey. Dieser hatte allerdings das Pech, besagte Heinrich VIII. als Monarchen über sich zu haben. Der Tudorkönig war von dem Anwesen so angetan, dass er es 1525 für die Krone einkassierte. Wolsey starb später auf dem Weg zu einem Hochverratsprozess.
Lieblingsschloss von Heinrich VIII.
Leider ist aus dieser Zeit nicht mehr viel im ursprünglichen Zustand erhalten: „Echt Tudor“ im Schloss sind eigentlich nur noch die Küche mit ihren 59(!) Räumen, die Kapelle und eine astronomische Uhr von 1540 im ersten Innenhof.
Heinrich ließ auch bis heute erhaltene Tennisplätze anlegen, wo er zu trainieren pflegte, wenn gerade mal wieder eine Gattin den Kopf auf den Richtblock legte.
Zeugen wollen ihren Geist mehrfach gesehen haben, wie er in höchster Verzweiflung zur Kapelle läuft, um doch noch Gnade zu erwirken. Der Weg wird heute „haunted Gallery“, also etwa Spuk-Korridor genannt.
Auch die getötete Gattin Jane Seymour soll hier umgehen. Anne Boleyn soll hier ebenfalls umgehen (mehr zu Miss-Boleyn-Sichtungen im Blog Nordkomplott).
Frauenmörder Heinrich VIII. starb übrigens offenbar mit sich völlig im Reinen. Von ihm sind keinerlei Spukphänomene überliefert.
Auf meinen Langzeitbelichtungen aus dem langen „Spuk“-Korridor vor dem Kapelleneingang ist jedenfalls nichts Übernatürliches zu erkennen.
Wer vor Ort mehr zu diesem Thema wissen will: Es gibt eigene Geister-Touren für Erwachsene durch Hampton Court.
Link: Seite des Schlosses Hampton Court Palace
Mehr zum Thema Schlösser und Burgen auf der Britischen Insel hier im Blog:
Klopfende Geister unter Schloss Edinburgh
Schottische Schlösser zu verkaufen
Westenhanger Castle: Schloss von Heinrich VIII. zu verkaufen
Burgen in Wales: Festungen im Grenzland zwischen Kelten und Normannen
Wellenbrecher mit Kanonen: Seefestungen im Ärmelkanal
Fotos: Burgerbe.de
jane seymoure starb bei der geburt heinrichs 3ten kindes sie wurde nicht getötet.
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