Drei freie Tage: Burgen-Tour von Südwest nach Südost



Jan, Elbe, Albrechtsburg

Har, freie Tage und gutes Wetter für eine kleine Foto-Safari „Best of Deutschlands Burgen“. Klingt nach einer guten Idee, oder?

Tag 1 – 26. Mai 2008

Los ging es am Montag von Stuttgart aus nach Burg Hohenzollern bei Hechingen. Eine Burg voller Preußen-Nippes, einschließlich viiieler Schnupftabaks-Dosen vom Alten Fritz und allerlei Zigaretten-Etuis von Wilhelm Zwo, die dieser an Günstlinge verschenken ließ.

Ob das etwas damit zu tun hatte, dass der Kehlkopfkrebs-Tod seines stark rauchenden Vaters Friedrich ihm 1888 auf den Thron half? Ich weiß es nicht.

Auch das Kleid mit der wahnsinnig langen Schleppe, mit dem die preußische Königin Luise 1806 beim Treffen mit Napoleon den Korsen zu besseren Friedensbedingungen bewegen wollte, ist hier im Museum zu finden.Von Burg Hohenzollern weiter nach Schloss Sigmaringen. Beide Führungen habe ich mitgemacht. Im direkten Vergleich ist übrigens Sigmaringen viel interessanter. Mein erster Gedanke, als die Silouette des Schlosses auftauchte war: Hogwarts! Ich hab‘ Hogwarts gefunden! Was für eine tolle Optik. Das Schloss wirkt massiv und gleichzeitig durch die filigranen Türmchen leicht und verspielt.

Schloss Sigmaringen

Ich bin dann einmal rum und habe das Gebäude von allen Seiten fotografiert. Rein kommt man nur mit Führung, und drinnen darf man leider nicht knipsen. Es war ein sehr interessanter Rundgang mit einem zwar heiseren aber sehr humorigen blondierten Führer, der uns immer wieder Geschichten über die Ankleide- / Lebensgewohnheiten der Fürstinnen (und Fürsten) erzählt hat. Das Bett ist z.B. viel zu kurz. Aber nicht, weil die Menschen so klein, sondern weil die Rokoko-Frisuren so hoch waren. Da musste frau halt im Sitzen schlafen.

Im Keller findet sich eine der größten privaten Waffensammlungen Europas. Der Führer gab allerlei liebevolle Erklärungen zu den Mordwerkzeugen ab.

Er erläuterte beispielsweise, dass die schöne Quaste an der Hellebarde keine Zierde, sondern zum Auffangen von Blut gedacht war. Sonst wird der Griff in Gefecht schnell rutschig…

Von Sigmaringen aus wollte ich noch eine der – auf den Bildern, die ich vorher gesehen hatte – schönsten Anlagen Schwabens sehen, nämlich Schloss Lichtenstein auf einer Felsklippe über der Schwäbischen Alb. Die Burg habe ich auch gefunden. War leider schon zu. Der einzige, der mein Auftauchen bemerkt hat, war der Burghund. Aber die Bilder von außen sind auch nicht schlecht geworden.

Nach einem kurzen Stopp bei der Gomaringer Burg und einer Foto-Pause im Ort Killer (kein Witz, ich kann’s beweisen), ging’s im Schein der untergehenden Sonne nach Tübingen hinein.

So ein schönes Universitäts-Städtchen mit malerischer Altstadt. Fast so schön wie Bamberg. Ich wäre gerne geblieben, hatte aber schon ein Zimmer in Heppenheim (Bergstraße, am Rand des Odenwaldes) reserviert, wo es weitergehen sollte. Die Wettervorhersage versprach einen Hitzeeinbruch für den kommenden Tag. Na super.



Tag 2 – 27. Mai 2008

Heute sollte ich Bekanntschaft mit den Tücken des Navis machen. Eigentlich wollte ich vom Hotel direkt nach Schloss Auerbach starten, aber auf dem Parkplatz stach mir die das Land beherrschende Starkenburg über Heppenheim ins Auge. Die hab ich noch ohne Navi gefunden. Man war das heiß. Und steil. Und voll. Voller Kinder, schnitzeljagender Kinder. Jeder Grundschüler entweder mit ipod oder MP3-Spieler bewaffnet. Da kann es mit dem Suchen schon etwas dauern.

Die genervten Lehrerinnen taten das einzig Richtige:
Die Kinder ignorieren und Schiffe-Versenken-Spielen (Auf meine Kosten! Steuergeld!). Naja, tauschen möchte ich trotzdem nicht.

Mit so ner Horde Bratzen auf der völlig überhitzten Jugendherbergs- Terrasse sitzen, auf glühende Ruinen gucken und Rhythmen von total streetwisen Ghetto-Gangsterrappern hören – arg! Auf den Turm kann man nur Samstag/Sonntag.

Weiter: Schloss Auerbach. Die erste Adresse hatte ich aus dem Netz unter den Stichworten „Anschrift“ und „Schloss Auerbach“ gefunden. Sie führte mich nach einem Abstecher über die Autobahn auf einen einspurigen Feldweg. Nun ja, der Straßenname „Außerhalb“ klang auch nicht gerade zentral. Weit und breit keine Spur einer Burg. Dafür war es heiß.

Haben die Japaner die Burg etwa abgebaut und samt Felsen mitgenommen? Oder hat der Betreiber der Burg-Homepage vielleicht etwas zu oft seine eigene Adresse angegeben. Ich fürchte letzteres. Dann eben direkt nach Auerbach.

Gesagt programmiert. Brav führte mich das Navi in den Ort, wo aber nur ein Fürstenlager ausgeschildert war. Jedenfalls aus der Richtung, aus der ich kam. Aber glücklicherweise hat das Navi so einen Sehenswürdigkeiten-Finder.

Der kannte sogar Schloss Auerbach, von dem ich bereits neben dem Melibokus-Berg in ca. zwei Kilometer Entfernung eine Turmspitze sehen konnte. Dummerweise zeigte das Navi als Distanz 17 (!) km an. Und ich Idiot bin ihm gefolgt. Es ging einmal im großen Bogen um den Berg und durch die benachbarten Ortschaften. Arg! Wahrscheinlich war dem Teil einfach zu heiß. Ich kam dann von der anderen Seite nach Auerbach rein, und da war das Schloss dann plötzlich ausgeschildert. Danke, liebe Hessen!

Schloss Auerbach mitsamt Kiefer
Es ist trotzdem eine eindrucksvolle Ruine. Ich war vor ca. 25 Jahren das letze Mal da und fand den in luftiger Höhe wachsenden Baum äußerst beeindruckend.

Er steht immer noch da, und das seit ca. 300 Jahren. Ich bin ja kein Treehugger, daher hab ich ihn nur getätschelt. Wir zwei verstehen uns. Melibokus ist übrigens ein prima Name für einen Berg. Klingt irgendwie satanisch. Dabei ist das nur ein angenehm anzuschauender, bewaldeter Buckel.

Das nächste Ziel kannte ich auch schon von der Tour vor ca. 40 Jahren: Die Veste Otzberg bei Hering (ja, der Ort heißt wirklich so). Eine so beherrschende Landmarke, dass Navi & ich sie mit vereinten Kräften im ersten Versuch fanden. Der Turm heißt in der Gegend „Weiße Rübe“, was lustigerweise nicht mal Wikipedia weiß. Einen Wahnsinns-Blick über divere kleine Orte der Odenwälder Weininsel hat man von oben. Wenn’s nur nicht so heiß wäre.

PS: Falls jemand den schwarzen, runden Deckel von meiner Kamera findet: Der liegt da noch irgendwo rum…


Ich bin dann auf den etwas größenwahnsinnigen Gedanken gekommen, weiter nach Osten zu fahren, weil ich gern mal die Albrechtsburg in Meißen sehen wollte. Ein Zimmer war schon reserviert.

Schloss Wertheim

Also weiter die A3 runter. Allzu weit kam ich nicht. Die Ruine von Schloss Wertheim am Main sah doch zu verlockend aus. Also abgefahren. Und raufgeklettert. Verdammt viele Stufen. Aber es hat sich gelohnt. Trotz der Arbeiten ist der Bergfried noch begehbar.

1945 retteten Heinrich Herz und Anton Dinkel die Stadt vor der Zerstörung, indem sie angesichts der anrückenden US-Truppen unter Lebensgefahr am Bergfried eine weiße Fahne aufzogen und damit die kampflose Übergabe signalisierten. Eine kleine Gedenktafel erinnert an die mutige Tat.

Die Ruine erinnerte mich spontan an eine kleinere Version des Heidelberger Schlosses. Warum ist sowas außerhalb der Landesgrenzen kaum bekannt?

Auch hier wieder jede Menge Schüler. Diesmal diskutierten sie über Höhenangst. Ist auch ganz schön hoch, und man kann auf den Turm. Toller Blick über die Dächer der Stadt und den träge dahinfließenden Main. Auch in diesem gemütlich-schmucken Städtchen wäre ich gern geblieben, aber ich musste ja weiter.

Kurz nach 22 Uhr bin ich dann in Sachsen angekommen und direkt an die Elbe an den Fuß des Burgbergs gefahren. Die Burg war angestrahlt, ein paar Stimmen ließen sich aus zwei Kaschemmen vernehmen. Ein Betrunkener schwankt über den Bürgersteig.

Sonst Ruhe, Mein Gott, ist die Stadt nachts ausgestorben. Aber die Fotos sind schön geworden. Leider ging die Beleuchtung um Punkt 23 Uhr aus. Schade!

Tag 3 – 28. Mai 2008

Am Morgen ging’s dann natürlich nochmal zur Altstadt und zur Burg. Aber erstmal eine kleine Anregung an die Stadtverwaltung des Schmuckstücks an der Elbe:
Liebe Meißener Beamte – es ist völlig idiotisch, alle Parkplätze in der Nähe Eurer Altstadt „Zentrum“ zu nennen und auch so auszuschildern. Ja, ich weiß schon, IHR wisst, auf welchem Zentrumsparkplatz ihr eure Autos abstellt. Touristen aber vielleicht nicht…?!

Andere Städte geben ihren Parkplätzen nicht umsonst unterschiedliche Namen. Oder nennen sie meinetwegen P1, P2, P3. Sogar Parkhäuser verwenden verschiedene Farben. Im Schildbürgerstädtchen Meißen heissen dagegen alle Zentrums-Parkplätze „Zentrum“.

Sehr witzig! Ich hab das Auto übrigens trotzdem wiedergefunden, nur so zur Info.

Die Burg ist natürlich absolut sehenswert. Für drei Euro extra darf man sogar fotografieren. Ich erspare mir jetzt mal die historischen Zusammenhänge, Leipziger Teilung, Wettiner Linien und so…

Kommt alles noch in einem eigenen Eintrag. Da ich mich für Porzellan-Geschichte nun aber überhaupt nicht interessiere, war ich auch recht schnell wieder draußen. Um die Burg führt ein (wieder angelegter) historischer Rundweg.

Den habe ich genommen und bin auf das andere Elbufer gelaufen. Von da aus hat man – klaro – den allerbesten Foto-Blick. (Vielen Dank an Ramona Bechler, deren Fotos in ihrem „Heini-hoch-hinaus“-Blog mich auf die Idee gebracht haben, da mal hinzufahren).

Nochmal die Albrechtsburg

Ganz speziell möchte ich mich beim Kapitän des Dampfers Pirna bedanken, dessen Wellengang mir total durchnässtes Schuhwerk einbrachte. Naja, es war eh heiß. Am Ufer stand noch ein netter Camper, der auch im Lauf des Abends Fotos der angestrahlten Burg geschossen hat, die er mir stolz unter die Nase hielt.

Ich wäre ja auch gestern noch zum anderen Ufer gefahren, wenn die nicht um 23 Uhr das Licht löschen würden. Ich hätte auch bestimmt „Zentrum“ geparkt 😉

Auf zu Schloss Moritzburg

Im Hotel hing so ein schönes Foto der Moritzburg, dass ich die ca. 16 Kilometer Landstraße noch schnell auf mich genommen habe. Nunja, ein Turm war komplett eingerüstet, so dass die Bilder ziemlich nach Baustelle aussehen. Drinnen hat’s diese ganzen Jagdtrophäen *gähn*. Der 1996 gefundene Wettiner-Schatz ist ja mittlerweile durch Auktionshäuser in alle Welt zerstreut oder liegt in Dresden. Keine Spur davon in der Moritzburg.

Nundenn, weiter. Von Schloss Colditz, dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager für alliierte Offiziere, hatte ich schon viel gehört, da wollte ich hin. Liegt aber schon fast bei Leipzig.

Diesmal habe ich dem Routen-Tipp einer anderen Burgenseite vertraut und bin in Grimma abgefahren. Es folgte eine langwierige Tour über die Dörfer. Die Straßenführung scheint hier ziemlich im Fluss zu sein, das Navi war ständig überfordert. Aber die große Burg über dem Ort ist glücklicherweise nicht zu verfehlen.

Mich erwartete eine eingerüstete Baustelle. Das Museum über die Ausbruchsversuche der alliierten Gefangenen ist hoch interessant.

Dort werden auch gefälschte Uniformen und Ähnliches gezeigt. Man darf auch fotografieren. Eine Ausstellung ist gerade den nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands 1944 hier einsitzenden Kommandanten der polnischen Heimatarmee um General Bor-Komorowski gewidmet. Ein eigener Blogeintrag zu Colditz folgt.

Burg Rochlitz

Dummerweise war ich jetzt so weit von der Autobahn weg, dass meine nächsten Ziel, die Burgen bei Chemnitz, wohl nicht mehr zu den Öffnungszeiten erreichbar gewesen wären. Ich hab’s trotzdem versucht.

Das Navi hat mich aber quer übers Land zu Burg Rochlitz geschickt. Fast wär ich dran vorbeigefahren. Die Burg glich zur Zeit meines Besuchs – welche Überraschung – einer ausgedehnten Baustelle. Eine große Anlage, eine ehemalige Residenz diverser Fürstinnen, dann lange Gefängnis. Man kann sich alles anschauen und fotografieren.

Und wieder ist die Burg malerisch gelegen – hoch über der Zwickauer Mulde. Der nette junge Mann am Info-Schalter hat mir dann extra noch einen Raum aufgeschlossen. Dort wurden die Kostüme des lebendigen Fürstenzuges gezeigt, das heißt, nachgearbeitete Kleider der Kurfürsten und ihrer wichtigsten Ratgeber, die auf dem berühmten Dresdner Fürstenzug-Porzellanbild zu sehen sind.

Chemnitz hab ich mir dann geschenkt und bin zur A4 zurück. Gestoppt habe ich noch bei Burg Posterstein.

Die war schon zu, aber man konnte im Ort gut essen. Auf der Rückfahrt hat mir das Navi dann noch den Streich gespielt, mich ca. 50 km über Bundesstraßen zu lenken, was mir aber ein paar Nachtfotos der Creuzburg an der Werra eingebracht hat. Ein Burg-Hotel, das nachts leider alle Türen schließt.
Ankunft zuhause ca.: 1:30 Uhr.

Das nächste Mal bleib ich etwas länger, glaube ich 😉

Fotos: Meine (Anklicken zum Vergrößern)



3 Gedanken zu „Drei freie Tage: Burgen-Tour von Südwest nach Südost“

  1. Toll, so eine Burgentour möchte ich auch machen!

    Dass der Turm der Veste Otzberg „weiße Rübe“ genannt wird wusste nicht mal ich- und ich habe in der Nähe gewohnt…;)

  2. Hej, hej,

    beim nächsten Ausflug dieser Art möchte ich mit. Ist das klar!!!(Oder muss ich überzeugender auftreten?)

    Woher willst Du wissen, dass das in Meißen Beamten waren? *Räusper* (Bei uns schaffen sowas nur die früher sogenannten Angestellten.)
    Außerdem musst Du den Meißenern doch zugestehen weitere Gelder aus dem Soli-Beitrag, für zukünftige P1-, P2-, P3-Schilder zu nutzen. Wo sollen die sonst hin mit dem vielen Geld???

    Hejdå och
    PoK
    S*I*N*A

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