Burg Hohenzollern: Preußenschloss in Schwaben



Der Innenhof von Burg Hohenzollern. Der Chef ist gerade nicht zu Hause, was man am Flaggenmast sieht (Fotos: Burgerbe.de).
Der Innenhof von Burg Hohenzollern. Der Chef ist gerade nicht zu Hause, was man am Flaggenmast sieht. Fotos: Burgerbe.de.

In Flaggenfragen ist man auf Burg Hohenzollern monarchistisch geblieben. Wenn der Chef des Hauses, Georg Friedrich Prinz von Preußen (Jahrgang 1976) auf der Burg weilt, weht auch die Preußen-Flagge am Mast.

So war es schon zu Kaisers Zeiten, und auf Schloss Bellevue ist’s ja genauso, nur dann eben mit Schwarz-Rot-Gold wenn der Bundespräsident da ist.

Die Burg im schwäbischen Zollernalbkreis ist die Stammburg der Drei-Kaiser-Dynastie und gehört der Hohenzollern-Familie noch heute.

Sie steht daher auch voll mit Hohenzollern-Nippes, der sich bei so vielen preußischen Königen und mehreren deutschen Kaisern und ihren blaublütigen Verwandten gezwungenermaßen ansammelt.

Viele Stücke aus dem kriegszerstörten Preußenmuseum Schloss Monbijou in Berlin haben hier eine Bleibe gefunden.

Vielleicht nicht mehr lange, denn der Prinz möchte das Museum in Berlin neu errichten.

Aber noch sind Artefakte und Preußen-Nippes mit mehr oder minder großem Anekdotenwert im Museum der Burg Hohenzollern ausgestellt.

Burg als Ursprung der Dynastie

Wohl schon im elften Jahrhundert stand auf dem – nach Ansicht der späteren Hohenzollern – „schönsten Berg Schwabens“ eine Burg.

Hier liegt auch der Ursprung der fränkischen, später brandenburgisch-preußischen Familie, deren Begründer Friedrich I. im Jahr 1191 durch Heirat an die Burggrafschaft Nürnberg kam.

Burg Hohenzollern: Schon von weitem zu sehen / Foto: Burgerbe.de
Burg Hohenzollern: Schon von weitem zu sehen / Foto: Burgerbe.de

Da sich die Dynastie bereits damals gern untereinander und mit ihren Nachbarn herumstritt, fiel die erste Festung einem unrühmlichen Schicksal anheim. Burg Zollern wurde 1423 nach einjähriger Belagerung durch schwäbische Reichsstädte (Rottweil und andere) erobert und auf Befehl König Sigismunds zerstört.

Die anderen Zweige der Familie konnten da auch nicht helfen. Der deutsche König, der den Wiederaufbau gleich auf ewige Zeiten verbot, war lustigerweise auch Kurfürst von Brandenburg…




Die schwäbischen Grafen von Hohenzollern sahen das mit der Ewigkeit nicht so genau. Sie ließen das Gemäuer nach knapp 30 Jahren wieder errichten.

Unterstützt wurden sie dabei vom regionalen Adel, der den aufstrebenden Städten gerne seine Macht demonstrierte.

Angst vor den Württembergern

Die Hohenzollern spielten eine eher kleine Rolle im Konzert der Mächtigen im Reich. Sie lehnten sich an die Habsburger Kaiser an, immer in Sorge von den Württembergern geschluckt zu werden.

Die Burg Hohenzollern war ihr wichtigster Rückhalt.

Nichts geht ohne Türmchen und Erker
Nichts geht ohne Türmchen und Erker

Der Ausbau zur Festung half im Dreißigjährigen Krieg auch nicht viel. 1634 eroberten die Württemberger die Anlage.

Danach machten sich dort die Habsburger breit. 1744/45 kamen die Franzosen, danach wieder die Habsburger. 1798 zogen die Österreicher ab und hinterließen eine rasch verfallende Ruine.

Dass man heute nahe Hechingen eine Art Märchenburg auf dem Bergkegel stehen sieht, ist einem burgenverrückten Romantiker mit viel Steuergeld, Preußenkönig Friedrich-Wilhelm IV., zu verdanken.

Der wollte sich zwar nicht von den 1848er Revolutionären zum Kaiser einer konstitutionellen Monarchie in Deutschland krönen lassen. Aber er ließ immerhin Burgen bauen (etwa Stolzenfels am Rhein). Die Stammburg der Hohenzollern lag ihm dabei besonders am Herzen.

Grundsteinlegung wurde kurz nach Niederschlagung der bürgerlichen Revolution gefeiert: Im Jahr 1850.

Der Bau dauerte 17 Jahre. Bauherr Friedrich-Wilhelm sollte die Fertigstellung 1867 nicht mehr erleben.

Sein Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm, weihte die neugotische Vorzeige-Ritterburg mit den vielen Türmchen ein. Auch wenn er den Spleen seines verstorbenen Bruders für einen kostspieligen Schnickschnack gehalten haben dürfte.

Das Preußen-Museum

Friedrichs zerschossener Rock und Luises Tilsiter Kleid
Friedrichs zerschossener Rock und Luises Tilsiter Kleid

Den Zweiten Weltkrieg überstand Burg Hohenzollern unbeschadet. Prinz Louis Ferdinand holte 1952 einen Teil der Bestände aus dem zerstörten Schloss Monbijou nach Schwaben. Sein Arbeitszimmer auf der Burg ist heute Teil des Rundgangs.

Im Burgmuseum kann man neben diversen Kronen in der Schatzkammer eine zerbeulte Tabaksdose sehen, mitsamt einer Bleikugel. Die Kugel hätte den Alten Fritz in einer seiner vielen Schlachten möglicherweise getötet, wenn da nicht die Dose gewesen wäre.

Dahinter hängt der etwas durchlöcherte blau-rote Rock des Königs mitsamt Adlerorden. Auch diverse andere kostbare Tabaksdosen (ohne Dellen) des Schlesien-Eroberers sind ausgestellt.

Königin Luises Schleppenkleid

An die weiblichen Mitglieder der Hohenzollern-Dynastie wurde ebenfalls gedacht. Die Ausstellung zeigt auch das lange Schleppenkleid, das Königin Luise bei ihrem Treffen mit Napoleon im Juli 1807 in Tilsit getragen haben soll.

Einer der Türme der Burg Hohenzollern.

Napoleon blieb unbestimmt, machte der Königin jedoch Komplimente wegen ihrer Garderobe.

Der Auftritt nützte übrigens nichts, Preußen bekam im Frieden von Tilsit äußerst harte Bedingungen auferlegt.

Die Burgkapelle
Die Burgkapelle
Preußen hatte gerade sein Waterloo erlebt, und Luise bat beim Franzosenkaiser um maßvolles Vorgehen bei den Friedensbedingungen.
Auch die Särge von Friedrich II. und von seinem Vater, dem „Soldatenkönig“, nahm Louis Ferdinand 1952 mit und ließ sie nebeneinander in der Kapelle aufstellen.

Erst im Jahr nach der Deutschen Einheit 1991 sollten sie nach Potsdam zurückkehren.

Ein Turm der Anlage ist Kaiser Wilhelm II. gewidmet. Obwohl sein Vater an den Folgen ausgiebigen Tabakkonsums 1888 im entscheidenden Moment gestorben war, verschenkte der eitle Monarch reihenweise kostbare Zigaretten-Etuis mit seiner exaltierten Unterschrift. Gelegentlich waren sie auch mal mit wertvollen Steinen verziert.

Souvenirs vom Reisekaiser

Hofschranzen nahmen ehrfürchtig Fotografien der kaiserlichen Person in den unterschiedlichen Kostümierungen in Empfang – oft mit Widmung und im kostbaren Rahmen.

Eine reiche Auswahl der aus Steuergeld der Untertanen bezahlten hochherrschaftlichen Luxus-Geschenke wird auf der Burg gezeigt und dürfte das Herz aller überzeugten Monarchisten höher schlagen lassen.

burg hohenzollern turmWohl gefühlt haben sich die hier weilenden Hohenzollern wohl nur im Sommer. Denn beim Bau der imposanten Anlage war auf eine Heizung verzichtet worden. Es gibt lediglich, vermutlich der anheimelnden Optik geschuldet, ein paar Kamine.

Ein ernsthafteres Problem ergibt sich aus der Lage der Burg Hohenzollern in einer seismisch recht aktiven Gegend, dem sogenannten Hohenzollerngraben. 1911, 1970, 1978 und 2003 erschütterten Erdbeben die Burg mit Stärken von bis zu 5,8 auf der Richter-Skala (1978).

Die 1970er-Jahre-Beben beschädigten die Anlage empfindlich.

Die Beseitigung der Schäden nach dem Beben vom 3. September 1978 um 6.08 Uhr in der Früh dauerte acht Jahre. Die Sanierung kostete umgerechnet sechs Millionen Euro.

Zitat Spiegel-Online: „Die Gefahr liegt in der Tiefe, etwa sechs bis sieben Kilometer direkt unter der Burg.
Dort lauert seit Millionen Jahren ein tektonisches Monster: Die Reibung zwischen Afrikanischer Kontinental- und Eurasischer Platte hat hier eine Schwachstelle gefunden, aus der sich bisweilen Spannungen in Beben eruptiv entladen.“

Heute sind am Berg Messpunkte verankert, deren Position von Satelliten genau überwacht wird. Bewegt sich der Berg, kann darauf baulich reagiert werden.

Pro Jahr wird die Burg übrigens von rund 900.000 Gästen besucht. Ein Drittel davon soll aus Asien stammen.

Einen sehr netten Ausklang der Besichtigung bietet ein Gang rund um die Mauern. Hier stehen Bronzestatuen der diversen Preußenkönige, schauen zum Twil etwas grimmig übers Land, aber stören nicht weiter. Die Aussicht ist grandios.

Hier mal ein kurzes Video vom Burghof:

Links:Burg-Seite, Burg Hohenzollern bei Wikipedia.

Lage: Burg Hohenzollern liegt weithin sichtbar oberhalb von 72379 Hechingen (den Schildern folgen)

Die Familie feiert sich: Statuen der Hohenzollern-Ahnherren
Die Familie feiert sich: Statuen der Hohenzollern-Ahnherren

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3 Gedanken zu „Burg Hohenzollern: Preußenschloss in Schwaben“

  1. In Flaggenfragen ist man auf Burg Hohenzollern monarchistisch geblieben.

    Kleine sprachliche Korrektur. Es müßte monarchisch, nicht monarchistisch heißen, denn die Flagge bezieht sich auf den (de jure) Monarchen und hat nichts mit seinen Anhängern (den Monarchisten) zu tun. Man kann monarchisch gesonnen oder monarchistisch sein, der erste Ausdruck bezieht sich dann direkt auf das Objekt (also wieder den de jure Kaiser) oder ist im zweiten Fall nur eine generelle politische Richtung, die kein genaues Objekt (also keinen spezifischen Kaiser oder Prätendenten) hat.

    Klingt kompliziert, aber das ist nun mal die deutsche Sprache und sie läßt diese Differenzierungen zu. Freuen wir doch an dieser sprachlichen Genauigkeit.

  2. Wunderbar, vielen Dank,

    Und für die Sitte mit der gehissten Fahne gibt es eine Berliner Redewendung, die das gesunde Verhältnis zum Feudalstaat deutlich macht.

    „Lappen draussen – Lumpen drin“

    hieß es, wenn „Kaisers“ zuhause waren.

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