Archiv der Kategorie: Niedersachsen

Burgen und Schlösser in Niedersachsen.

Burg Schaumburg (Rinteln) ist verkauft und bleibt in der Familie

Der erhaltene Bergfried der Schaumburg / Foto: gemeinfrei / Foto oben: Foto: Wikipedia / Axel Hindemith CC-BY-SA
Die Schaumburg bei Rinteln hat den Besitzer gewechselt. Anfang 2022 haben Vanessa Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und der niederländische Unternehmer Pieter Haitsma Mulier die Burg auf dem Nesselberg über der Weser erworben.

Die Immobilie gehörte zuvor Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe. Und dieser war bis vor 20 Jahren mit einer Schwester der neuen Burgherrin verheiratet. Die Schaumburg bleibt also quasi „in der Familie“.

Die neuen Eigentümer planen eine langfristige Sanierung und Renovierung über etwa zehn Jahre. Sie wollen dafür sorgen, dass die traditionsreiche Immobilie der Öffentlichkeit zugänglich bleibt.

Die früher auf der Burg beheimatete Gastronomie soll nicht erneut öffnen. Die neuen Eigentümer wollen sich auch privat auf der Burg niederlassen.

Eine Burganlage an dieser Stelle taucht erstmals im Jahr 1119 in Urkunden auf. Hier lag der Stammsitz der Grafen von Schaumburg und beherrschte das Wesertal.

Die Schaumburg vom Tal aus gesehen / Foto: Wikipedia / Axel Hindemith / gemeinfrei

Beschäftigt waren die Grafen vor allem mit der Organisation der Rodung der ausgedehnten Wälder der Umgebung und der Urbarmachung des Landes.

Die zunächst eher bescheidene Anlage wurde um 1390 unter Graf Otto I. durch den Bau der Ringmauer und die Errichtung des unteren Torturms ausgebaut. Der Burggraben musste zum Teil in den Fels des Nesselberges gehauen werden.

Ein Palas für die Grafen-Witwen

1529 entstand auf den Fundamenten des Burggebäudes ein bis heute erhaltenes Palas im Stil der Renaissance (hier natürlich der Weserrenaissance). Darunter liegen noch Keller aus der Zeit der alten Burg.

Die Struktur der mittelalterlichen Schaumburg ist nicht ganz geklärt. Noch ist zum Beispiel unklar, wo die Burgkapelle lag, von der bei Bauarbeiten lediglich Kapitelle gefunden wurden.

Drei der ursprünglich vier Türme der mittelalterlichen Burg sind erhalten. Darunter ist auch der Bergfried aus dem 14. Jahrhundert. Lediglich der „Wittschrieber“ genannte Rundturm wurde abgerissen.

Die etwas abgelegene Schaumburg war in dieser Zeit Witwensitz der Schaumburger Gräfinnen. Die regierenden Grafen residierten lieber im feinen Bückeburg oder wichen im Kreigsfall in die gut befestigte Wasserburg Gemen aus.

Schaumburger Kinderreichtum

Durch geschickte Politik hatten sich die Schaumburger Grafen bei Rinteln ein kleines zusammenhängendes Territorium geschaffen. Verwandtschaftliche Beziehungen halten. Graf Otto II. hatte zehn Kinder…

Im Lauf der Jahrhunderte stiegen zehn Grafensöhne, die geistliche Laufbahn wählten, zu Bischöfen in Hildesheim, Minden und Olmütz auf.

Tortumr und Torhaus der Schaumburg / Foto: Wikipedia / Henning Blatt / CC-BY-SA 3.0

Die von den Grafen beherrschte Region war stramm protestantisch, was im Dreißigjährigen Krieg Plünderungen durch kaiserliche Truppen und die zeitweise Gefangennahme von Graf Otto V. zur Folge hatte. Er kam durch eine Lösegeldzahlung wieder frei.

Die Schaumburger Linie starb 1640, am Ende des Krieges, mit dem Tod von Otto V. aus. In der Region standen gerade schwedische Truppen, zu deren Befehlshaber der calvinistische Graf beste Beziehungen pflegte.

Hexenwahn in Schaumburg

Die Jahre zwischen 1621 und 1675 waren in der Region die große Zeit der Hexenverfolgungen. Die Juristen der Universität Rinteln (zwölf Kilometer von Schaumburg entfernt) machten sich einen Namen als Berater der Obrigkeiten in Sachen Hexen. Das Museum Rinteln in der Eulenburg läßt einen Hexenprozess in Rinteln im Jahr 1654 durch Hörstationen wieder aufleben.

Vor der Schaumburg erinnert die 700 Jahre alte Blutlinde an diese Zeiten. Eine junge Frau soll sie vor ihrem Hexenprozess gepflanzt haben mit den Worten „So wahr dieses Lindenreis, das ich hier pflanze, grünen und blühen wird, bin ich unschuldig!“

Die Blutlinde vor der Schaumburg / Foto: Wikipedia / Tortuosa / CC-BY-SA 3.0

Landgrafen ließen Burg verfallen

Nach dem Aussterben der Grafen kam das Territorium zur Landgrafschaft Hessen-Kassel (das spätere Kurhessen). Die Schaumburg war für die Landgrafen uninteressant. Dort residierte ein Amtmann. Mit der Zeit verfiel die Immobilie.

1866 marschierten die Preußen ein. Hessen-Kassel wurde von Berlin annektiert und in den Militärstaat eingegliedert.

Die Schaumburg war nun preußischer Staatsbesitz. 1873 eröffnete sie als Gasthaus.

Kaiser Wilhelm II. verschenkt die Schaumburg

Kaiser Wilhelm II. schenkte die Burg 1907 kurzerhand dem Fürstenpaar von Schaumburg-Lippe zur Silberhochzeit.

Fürst Georg und Gattin Anna-Maria erwiesen dem kaiserlichen Geschenk alle Ehre. Sie ließen die Burg in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg aufwendig sanieren und den Bergfried wieder auf 30 Meter Höhe bringen.

Auch mal Besitzer der Burg: Kaiser Wilhelm II. (Foto von 1902, gemeinfrei)

1945 beschädigten einige Granaten der vorrückenden US-Armee die Gebäude. Die von Schaumburg-Lippe verpachteten die Gastronomie auf der Burg. 1963 ließen sie einen östlichen Anbau an das Palas errichten. Vom Bergfried aus konnte man den Blick übers Land schweifen lassen.

Nun darf man auf die weitere Entwicklung der Schaumburg gespannt sein.

PS: Die Schaumburg bei Rinteln hat nichts zu tun mit der Schaumburg bei Balduinstein nahe Limburg in Rheinland-Pfalz.

Weiterlesen:

Rinten-Aktuell berichtet über den Eigentümerwechsel der Schaumburg und zitiert aus einer Pressemitteilung des alten und der neuen Besitzer: „Rinteln: Vanessa Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg und Pieter Haitsma Mulier kaufen Schaumburg“ (Link zum Artikel)

Auf der Website der Stadt Rinteln kann man über die Geschichte der Schaumburg und den gleichnaqmigen Ortsteil lesen: „Burg Schaumburg: wunderschöner Ausblick in das Wesertal“ (Link zum Artikel)

Mehr zur Geschichte der Schamburger Grafen steht in einem Artikel der Historischen Arbeitsgemeinschaft für Schamburg: „Schaumburg im Mittelalter – Entwicklung grundlegender Strukturen“ (Link zum Artikel)

Ein kurzer Artikel zur Blutlinde vor der Schaumburg

Wo liegt eigentlich Schloss Münchhausen?



Baron Freiherr von Münchhausen als Kürrassier / Bild: gemeinfrei / Bild oben: Schlosshotel Münchhausen / Foto: Burgerbe

Am Freiherrn von Münchhausen kommt im zentralen Weserbergland niemand vorbei. Der Hype um den „Lügenbaron“ nimmt dabei etwas kuriose Züge an.

Auch zwei Schlösser sind mit dem Namen des Geschichtenerzählers verknüpft. Das kann schon mal zu Verwechslungen führen…

Schloss Münchhausen ist eigentlich ganz einfach zu finden. Man muss nur den diversen „Münchhausen“-Schildern folgen:
Also zunächst ins Münchhausenland Bodenwerder-Polle, dann in die Münchhausenstadt Bodenwerder, dort die Münchhausenstraße enlang zum – Überraschung – Münchhausenplatz. Da steht man dann vor Rathaus und Münchhausen-Museum.
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Marienburg: Prinz verkauft Schloss für 1 Euro



Schloss Marienburg bei Hannover soll verkauft werden. Fotos: Burgerbe.de
Schloss Marienburg bei Hannover soll verkauft werden. Fotos: Burgerbe.de
Die Welfen wollen den Erhalt ihres Schlosses Marienburg bei Hannover nach 150 Jahren in Familienbesitz nicht mehr finanziell unterstützten.

Wie die Hannoversche Allgemeine Zeigung meldet, wird der zu diesem Zeitpunkt 35-jährige Erbprinz Ernst-August von Hannover jr. das Schloss zum Jahreswechsel 2018/2019 für einen Euro an eine Immobilienfirma übertragen, die Liemak Immobilien GmbH.

Diese Firma wiederum ist eine hundertprozentige Tochter der landeseigenen Klosterkammer Hannover. Das Land wolle sich im Gegenzug verpflichten, 27 Millionen Euro in die Sanierung von Schloss Marienburg zu investieren, so die Zeitung. Der Bund hatte bereits 13,6 Millionen Euro zugesagt.
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Belagerungsgeschütze: Wunderwaffen der Frühen Neuzeit



Die Faule Grete, ein Geschütz des Deutschen Ordens, bei der Beschießung der Burg Plaue 1414 / Bild: Wikipedia / Olivhill / CC-BY-SA 3.0   Foto oben: Die Mons Meg Foto: Lee Sie / CC-BY-SA 2.0
Die Faule Grete, ein Geschütz des Deutschen Ordens in Diensten der Hohenzollern, 1414 bei der Beschießung der Raubritterburg Plaue / Bild: Wikipedia / Olivhill / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Die Mons Meg in Edinburg – Foto: Lee Sie / CC-BY-SA 2.0
Ein unscheinbares Granulat beendete die große Zeit der Burgen in Europa: Von Schwarzpulver getriebene Kugeln aus einer Vielzahl von Riesenkanonen verwandelten auch dickste Wälle und trutzigste Türme in Trümmer.

Beim Aufkommen der Belagerungs-Artillerie fehlte allerdings ein Standard: Jeder Herrscher ließ „seine“ Kanonengießer fröhlich produzieren oder kaufte zusammen, was eben gerade an Schießgeräten auf dem internationalen Waffenmarkt so erhältlich war.

Im 15. Jahrhundert waren die massivsten Kanonen die schwerem Hauptbüchsen. Das waren wenig genaue plumpe Bronze- oder Eisenriesen für Kugeln um die 50 Kilogramm. Ein erhaltenes Beispiel ist die Mons Meg auf Edinburgh Castle.
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Schloss Ahlden: Bieterwettstreit um nackten Herrenmenschen

Foto: Screenshot von der Seite https://schloss-ahlden.de / Foto oben: Axel Hindemith / CC-BY-SA 3.0
Foto: Screenshot von der Seite https://schloss-ahlden.de / Foto oben: Axel Hindemith / CC-BY-SA 3.0

Auf Schloss Ahlden ist am Samstag eine Bronzestatue von Arno Breker unter den Hammer gekommen. „Der Wager“ aus einer „rheinischen Privatsammlung“ wurde für 125.000 Euro angeboten. Ersteigert wurde der nackte Herrenmensch von einem Ubekannten für satte 168.000 Euro. Er soll nun in eine „norddeutsche Privatsammlung“ kommen.

Sammler von NS-Devotionalien und „Nazi-Kunst“ gibt es anscheindend genug.

Der Online-Auktionskatalog verzichtet auf jeglichen kritischen Kommentar. Statt dessen hebt er bei der Auktionsnummer 883 hervor, dass Breker „Skulpturen und Reliefs für die Neue Reichskanzlei und andere bedeutende öffentliche Gebäude“ geschaffen hat.
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