An Pfingstmontag 2014 erfreut das ZDF seine weitgehend in die Jahre gekommene Zuschauerschaft um 18.15 Uhr mit der Doku „Die Kirche und das Geld“. Die Produktionsfirma Ifage („Terra X: Tatort Peru“) fuhr dazu an die entscheidenden Plätze der Papstgeschichte.
Gedreht wurden Szenen für den 45-Minuten-Steifen in Rom und Avignon (eines Tages bin ich auf die Doku „Das ZDF und das Geld“ gespannt. Drehorte Mainz/Berlin/Barbados).
Nun passierte in Frankreich etwas, was das Allmachtsgefühl der Sender-Oberen doch arg angekratzt haben dürfte: Die deutschen Schauspieler konnten im Papstpalast (inzwischen Museum mit Papstwein-Verkauf) ihre Sprüche nicht aufsagen. Es gab keine Drehgenehmigung für die Innenräume.
Quelle Affront! Was früher ein Kriegsgrund gewesen wäre, führt heute zur Improvisation – und einem Termin in Sachsen.
Die Burg der Exil-Päpste wurde dann eben von außen gedreht. Für die dreiminütigen Innenaufnahmen fuhr das Team von Wiesbaden zur malerischen, geschichtsträchtigen Burg Kriebstein über der Zschopau.
Sachsens Vorzeige-Burg ist zuletzt cineastisch als düsteres Gefängnis bei der wirklich empfehlenswerten Drama-Komödie „The Grand Budapest Hotel“ in Erscheinung getreten.
Regisseur Andreas Sawall war mit der Ersatz-Kulisse und dem gotischen Dekor höchst zufrieden: „Die Innenräume sind perfekt. Es ist die richtige Epoche und ähnelt baulich Avignon, obwohl dort alles noch prächtiger ist“, erzählte er der Döbelner Allgemeinen.
Auf Burg Kriebstein wurden Szenen aus dem Luxusleben des ersten Avignon-Papstes nachgestellt. Konkret ging es darum, wie der in einen teuren Pelz gewandete Papst Clemens VI. 1347 mit seiner Geliebten vor einer üppig gedeckten Tafel sitzt.
Wenn es um das Eintreiben seiner Gebühren ging, soll der Kirchenfürst ziemlich skrupellos gewesen sein…
Gewohnt kritisch kommentiert wird das Ganze von „heute“-Moderatorin Petra Gerster.
Mit dem Geld seiner Schäfchen (80.000 Gulden) kaufte Papst Clemens übrigens die Grafschaft Avignon, von wo er erstmal zum Kreuzzug aufrief. Sein Apell wurde ignoriert.
Zugutehalten muss man dem Oberhirten, dass er sich 1348 in einer Bulle gegen die Verfolgung von Juden „als Verursacher der Pest“ gewandt hat. Damit stand er völlig gegen den damaligen europäischen Mainstream.
Auch dieser Aufruf wurde weitestgehend ignoriert.
Auf Kriebstein hinterließ die TV-Produktion jedenfalls nachhaltigen Eindruck. Kommentar der Burg-Mitarbeiter via Facebook: „Danke an das tolle Team von Ifage aus Wiesbaden, Ihr wart klasse und habt die Burg wunderbar in Szene gesetzt. Gerne jederzeit wieder!“
Links:
Olaf Büchel schreibt für die Döbelner Zeitung über die Dreharbeiten: „Für zwei Tage wird Burg Kriebstein zum Papstpalast von Avignon“
Ute George berichtet für die Freie Presse: „Burg Kriebstein wird der Papstpalast von Avignon“
Hallo, Burg Kriebstein ist wirklich ein guter Ort für Geschichte und Geschichten. Auch ich habe eine lustige Kurzgeschichte auf Kriebstein erlebt und auf meinem Blog geschrieben. Könnt ja mal rein lesen. Ich würde mich freuen.
Grüße, Dominik
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