Lindisfarne Castle / Foto: Wikipedia / matthew Hunt / CC-BY-SA 2.0

Lindisfarne Castle und das Erbe der Wikinger

Die Ruine des Klosters Lindisfarne / Foto: Wikipedia / Sketyl none – Lindisfarne Priory (Holy Island) / CC-BY 2.0 / Foto oben: Wikipedia / matthew Hunt / CC-BY 2.0
Der 8. Juni 793 war ein folgenreiches Datum. Mit dem blutigen (und ziemlich erfolgreichen) Überfall auf das reiche Kloster auf der Insel Lindisfarne läutete ein Trupp Skandinavier die „Wikingerzeit“ ein.

Wer heute die windige Insel vor der nordenglischen Küste besucht, sieht noch die fotogenen Klosteruinen. Als ob die Nordmänner gerade erst durchgezogen wären. Einige hundert Meter entfernt überblickt Castle Lindisfarne von einem Felsen aus die Nordsee.

Hätten sich die Mönche retten können?

Dabei stellt sich die Frage, ob sich die Mönche nicht relativ einfach hätten in Sicherheit bringen können.

Hätten die Gottesmänner nicht mit ihren wichtigsten Reliquien auf die wenige hundert Meter entfernte Burg auf dem steilen Beblowe Crag flüchten können?

Dort hätten sie sich doch locker betend hinter dicken Mauern verbarrikadieren können, während die Wikinger das Kloster plünderten, oder?

Die Antwort heißt Nein.

Erstmal waren selbst verteidigte kleinere Befestigungen für die kampferprobten Nordmänner kein Hindernis.

Und zweitens war der heutige Burgfelsen im Jahr des überraschenden Wikingerüberfalls höchstwahrscheinlich nicht einmal minimal befestigt.

Wer dort hin flüchtete, saß zwischen Klippen und Meer in der Falle.

Der Lindisfarne Stone bei einer Ausstellung / Bild: gemeinfrei
Der Lindisfarne Stone entstand wenige Jahrzehnte nach dem Wikingerüberfall und erinnert an das Ereignis / Bild: gemeinfrei

Die Geschichte von Lindisfarne Castle beginnt erst mehrere Jahrhunderte nach der Wikingerzeit. Sie hat aber auch mit einem kriegerischen Gegner aus dem Norden zu tun – und ein bisschen mit den Ehefrauen Heinrichs VIII.

Ärger mit dem Papst: Heinrich VIII. lässt das Kloster schließen

Eine Folge des Bruchs von König Heinrich VIII. mit dem Papst in Folge des Streits um seine geplante Hochzeit mit Anne Boleyn war die Auflösung der verbliebenen englischen Klöster.

Die Abtei Lindisfarne auf der Holy Isle, die nach Ende der Wikingerzeit 1069 wieder von Geistlichen bewohnt wurde, ereilte der Befehl zur Schließung im Jahr 1536. 1541 waren die Benediktinermönche fort. Ihre Gebäude inklusive der Abteikirche blieben zunächst stehen.

Doch die Region war erneut von Überfällen bedroht. Diesmal steckten schottische Clans dahinter.
König Heinrich VIII. befahl daher die Befestigung der Insel.

Das lief zwischen 1542 und 1549 auf den Bau einer Kanonenplattform mit einigen der damals üblichen Feldschlangen auf dem heutigen Burgberg hinaus.

Der Eingang zum Castle Lindisfarne heute / Foto: Wikipedia / Christine Matthews / CC_BY 2.0

Die Feuerrohre schützten den kleinen Hafen, in dem wohl einige Schuppen mit Material zur Unterstützung englischer Kriegsschiffe errichtet wurden.

Als Baumaterial dienten Steine des nahen Klosters. Dass sich dieses heute als Ruine präsentiert, hat also nichts mit den zerstörerischen Wikingern und umso mehr mit den königlichen Ingenieuren und dem Zahn der Zeit zu tun.

Königin Elisabeth I. ließ 1570 und 1571 die Befestigungen verstärken und weitere Geschützplattformen für am Ende 21 Kanonen anlegen.

Als 1588 Schiffe der Spanischen Armada um England und Schottland herum flüchteten, führte ihr Kurs mit weitem Abstand um die englische Küste mit ihren Untiefen und Kanonen herum.

Konflikte um Castle Lindisfarne

Zu kriegerischen Auseinandersetzungen um die Burg kam es nur zwei Mal: 1646, im englischen Bürgerkrieg, forderten Royalisten die dem Parlament treue Besatzung auf, die Festung zu räumen. Die Parlamentstruppen konnten sich jedoch halten.

1715 übernahmen jakobitischen Rebellen unter Launcelot Errington kurzzeitig die Burg. Die königliche Seite konnte die Befestigung aber schnell zurückerobern

Seit 1707, mit der Vereinigung von England und Schottland, war eine Burg so nahe an der früheren Grenze eigentlich militärisch sinnlos geworden. Außer eben gegen Putschversuche aus dem Norden…

Lindisfarne Castle um 1840 / Bild: gemeinfrei

Erst 1893, nach Ende der napoleonischen Kriege, zogen die Soldaten ab, und die Burg wurde zum Wachtposten der Küstenwache.

Ihren heutigen Zustand erhielt die Burg durch den Zeitungsverleger Edward Hudson (1854–1936), der sie 1901 gekauft hatte. Durch den Architekten Sir Edwin Lutyens ließ Hudson die Anlage für Wohnzwecke im Sommer umbauen.

Er war Gründer und Besitzer des Magazins Country Life, einer Art britischer „Landlust“. Vor dem Ersten Weltkrieg entstand auch ein ausgedehnter Landschaftsgarten. Nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte der Verleger die Immobilie.

Heute gehört die Burg dem National Trust und kann besichtigt werden. Der Eintritt beträgt 8,50 Britische Pfund für Erwachsene und 4,25 Pfund für Kinder. Der Landschaftsgarten wurde in den Jahren 2002 und 2006 restauriert.

Drehort Burg Lindisfarne

Die Burg mit ihrer malerischen Lage taucht auch immer wieder als Drehort in Filmen auf. Roman Polanskis Drama „Wenn Katelbach kommt…“ wurde komplett in der Burg und der Region gedreht.

Hier einige YouTube-Bilder von Lindisfarne Castle:

Weiterlesen:

Website von Castle Lindisfarne mit ausführlichen Informationen zur Geschichte der Burg

Für das Magazin „Spiegel Geschichte“ hat Angelika Franz über Lindisfarne und die Wikinger geschrieben unter dem Titel „Gesalbt und gekrönt“. Ihr Artikel ist als PDF online verfügbar.

Der Deutschlandfunk brachte 2018 zum Jahrestag einen Beitrag: „Vor 1225 Jahren: Wikingerüberfall auf Kloster Lindisfarne“ (Link zum Artikel)

Der Blog „Miss Jones“ klärt die interessante Frage auf: „Woher kamen die Wikinger“ (Link zum Artikel)

Bei der Einordnung hilft auch ein kurzer Artikel von Prof. Dr. Martin Kaufhold bei „Damals.de“: „Die Züge der Wikinger
Das grimmige Antlitz des Aufbruchs“ (Link zum Artikel)

Weitere Infos zum Castle und den diversen dort gedrehten Filmen stehen auf der Seite nordengland-info.de



Ein Gedanke zu „Lindisfarne Castle und das Erbe der Wikinger“

  1. Guten Abend!

    Diese Art von Sendungen sind eine sehr interessante Art&Weise
    sie zu benutzen, nicht nur als privat Lektüre sondern auch als
    Material für Deutsch als Fremdsprache Kurse oder Lesekreis.
    Dankeschön

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert