Von der einstigen Pracht der Burgen und Schlösser Ostpreußens blieb in den letzten Kriegsmonaten nicht mehr viel übrig.
Und nach dem Krieg war das Interesse an teuren Sanierungen (abgesehen vom Prestigeprojekt deutscher Ruinen Marienburg) eher gering.
70 Jahre nach Kriegsende gibt es zumindest Hoffnung, dass sich die Einstellung gegenüber den Resten der Deutschordens- und königlich preußischen Geschichte ändert.
In der Burgruine Balga beim ehemaligen Heiligenbeil in Ostpreußen sind gerade Freiwillige dabei, die Fundamente freizulegen.
Als nächstes sollen die immer noch erstaunlich hoch stehenden Ziegelmauern saniert werden. Finanziert wird das durch den Fond „Wiedergeburt des Schlosses Balga“.Dabei sind auch allerlei Funde ans Tageslicht gekommen. Allerdings in erster Linie aus dem Zweiten Weltkrieg: Patronenhülsen, Granaten, Reste von Gummihandschuhen und Operationskittel.
Vermutlich wurden die Keller des Schlosses bis 1945 als Lazarett genutzt. Die Ausgräber stießen auch auf zwei Skelette. Das meldet die deutschsprachige Seite kaliningrad-domizil.ru.
Die Ordensgeschichte der Burg begann im Jahr 1239, als die Ritter mit dem Tatzenkreuz die prussische Vorgängerburg (im zweiten Versuch) einnahmen. Sie bauten die Burg zu einer mächtigen Ordens-Festung aus, der erstem im Gebiet des heute russischen Ostpreußen.
Die Anlage in Form eines unregelmäßigen Sechsecks lag strategisch günstig, um den Schiffsverkehr auf dem Frischen Haff zu kontrollieren – und Eroberungszüge gegen die slawischen Stämme der Nachbarschaft zu starten.
Um 1550 begann der Verfall der Festung, als diese militärisch nutzlos geworden war. Der erste preußische König Friedrich I. nutzte die Burg als Steinbruch für den Festungsbau im nahen Pillau.
Das Haupthaus der Burg wurde komplett abgetragen. Nur ein verfallener Flügel der Vorburg und der sogenannte Wartturm blieben stehen. 1849 kaufte die Familie von Glasow die Domäne mit den Resten der Burg.
Die von Glasows ließen den Turm 1836 neu überdachen und bis 1929 in alter Form wieder herstellen. Ab 1931 war dort ein Heimatmuseum der Kreisverwaltung Heiligenbeil untergebracht.
Im März 1945 war Balga ein letzter Brückenkopf deutscher Truppen am östlichen Haffufer. Sowjetische Einheiten nahmen die Burgruine unter Artilleriebeschuss. Der restaurierte Burgturm wurde dabei völlig zerstört. Nur Teile seiner Außenwand blieben stehen.
Zivilisten und Soldaten versuchten verzweifelt über das Frische Haff nach Westen zu entkommen. Bei Wikipedia ist zu lesen: „Von Balga aus waren bei Niedrigwasser noch lange nach 1945 im Haff versunkene Panzer, Autos und Fuhrwerke zu sehen“.
Vom Ort Balga (heute Wesjoloje) existieren laut der Seite Balga.de heute nur noch wenige Häuser. Seit Jahren ist die Einrichtung eines Naturschutzgebiets in der Region am Frischen Haff im Gespräch.
Weiterlesen:
Der hier zunächst verlinkte Artikel auf kaliningrad-domizil.ru „Unterirdische Anlagen der Burg Balga gefunden“ ist leider inzwischen nicht mehr online.
Mehr zur Historie der Burg bis 1939 bei Ostpreussen.de „Die Ordensburg Balga – Geschichte“
Balga mit seiner Burg heute im Youtube-Video:
Es waren nur in der Minderzahl der Faelle Kriegsschaeden, welche die ostpreussischen Schloesser zerstoerten. Richtig – und immer noch politisch korrekt – muesste es heissen: Von den Schloessern… blieb durch Kriegseinwirkung und Zerstoerungen der Nachkriegszeit… nicht mehr viel uebrig.
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