Die Lust von Westerburgs und seiner Nachfolger, in solch einer aufsässigen Stadt zu residieren, tendierte logischerweise gegen Null.
In den Folgejahren wurden im Kölner Umland Burgen als gut zu verteidigenden Bischofs-Residenzen ausgebaut. Etwa die Godesburg und ab 1306 die Landesburg Lechenich im heutigen Erftstadt. Letztere ist heute eine imposante Ruine in einem zugewachsenen Park. Durchaus etwas für Freunde von „Lost Places“.
Wer die Reste von Burg Lechenich sehen will, erlebt erstmal eine Enttäuschung. Gut 100 Meter vom Marktplatz sichert ein versperrtes Tor an der Lechenicher Schlossstraße den Zugang zur Vorburg: Privatbesitz. Und von den Burgtürmen ist auch nichts zu sehen.
Wer etwas von der Ruine sehen will, findet sich indes bald auf einem schmalen Pfad wieder, der zu einem von hohen Bäumen umgebenen Teich führt: Es ist der vom Mühlenbach gespeiste Burggraben.
Plötzlich tauchen zwei siebenstöckige Türme und die Mauer des Hochschlosses zwischen den Blättern auf und spiegeln sich im Wasser.
Der Wind streicht durch die Baumkronen, und der Teich gluckert leise vor sich hin. Nur ein paar über den ungebetenen Besucher verärgerte Vögel stören die Ruhe.
Freie Sicht auf die Ruine hat man aber auch hier nicht. Auf dem schmalen Streifen zwischen Burg und Graben haben sich weitere Bäume angesiedelt. Es wirkt, als ob die verträumte Ruine langsam zuwächst. Selbst auf dem höchsten Turm haben sich schon Pflanzen festgekrallt.
Das Ruinen-Idyll dürfte noch länger erhalten bleiben, denn alle Pläne, die Burg touristisch zu erschließen – etwa als Ort für Konzerte – scheiterten.
Burg Lechenich aber wurde aus gebrannten Ziegeln gemauert. Für die Römer wäre das normal gewesen. Den Rheinländern erschien die Idee revolutionär.
Sicherheitshalber verwendeten sie an besonders exponierten Stellen weiter den für seine Dauerhaftigkeit bekannten dunkelgrauen Trachyt vom Drachenfels (auch im Kölner Dom reichlich verbaut). Ein paar Grabsteine eines jüdischen Friedhofs wurden ebenfalls als billiges Baumaterial verwendet und blieben so bis heute erhalten.
Die Burg hatte das große Glück, während des Dreißigjährigen Krieges nie erobert zu werden. Ihr Ende kam erst, als abziehende französische Truppen sie am 21. April 1689 anzündeten.
Die Dächer wurden danach wieder notdürftig instandgesetzt, aber die Anlage verfiel. Die Vorburg wurde nach einem Brand 1722 neu gebaut.
Tragischerweise wurde der Bankier 1902 einer der ersten tödlich verunglückten Autofahrer. Er war in der Nähe mit einem Pferdefuhrwerk zusammengestoßen. Der Baron starb auf dem Schloss an den Folgen.
In den Jahren 1932 bis 1967 gehörte Schloss Lechenich dem renommierten Leiter der Frauenklinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf, Prof. Hans-Rheinhardt Schmidt-Elmendorff und dessen Gattin.
Durch Erbe kam das Schloss schließlich 2003 an die heutigen Besitzer: Heinrich Ico Prinz Reuß (Rechtsanwalt und Vizepräsident der deutschen Burgenvereinigung) und Corinna Prinzessin Reuß.
Weiterlesen: Es gibt einen recht umfassenden Wikipedia-Artikel zur Burg
Am besten erschließt sich die Struktur von Burg Lechenich aus der Luft. Hier der Blick via Google Maps auf Ruine, Vorburg und Burgpark: