Provokation? Hilferuf? Oder ein Versuch den Preis zu treiben? Einer der Eigentümer des verfallenden Schlosses Senden hat angekündigt, einen Antrag auf Abriss des denkmalgeschützten Wasserschlosses stellen zu wollen. Das Schloss im Münsterland gehört einer Erbengemeinschaft.
Ein Versuch von SPD, FDP und Grünen, eine Mehrheit zum Kauf des Schlosses durch die Gemeinde zustande zu bringen, ist ebenso gescheitert wie ein Vorstoß der CDU, einen neutral formulierten Bürgerentscheid zum Schlosskauf zu veranstalten.
Einer der Miteigentümer sieht nun den Abriss des stark sanierungsbedürftigen Gebäudes als einzige verbliebene Alternative. Die Mehrheitspartei CDU ist für den Schlosserhalt, aber gegen den Kauf. Ihre Vertreter fürchten, dass sich die 20.000-Seelen-Gemeinde durch die nötige Sanierung zu hohe finanzielle Risiken aufhalsen würde.
Die von der CDU angestrebte salomonische Lösung eines Bürgerentscheids lässt sich aus rechtlichen Gründen zurzeit nicht realisieren: Die Eigentümer sind dagegen. Und ohne ihren Willen dürfen bestimmte sensible Daten (wie etwa ein möglicher Kaufpreis) nicht veröffentlicht werden. Derweil verfällt das Schloss weiter.
Ein Teufelskreis. Ob die Abriss-Drohung auch als „heilsamer Schock“ gedacht war, um die Parteien zu einer Einigung zu bringen? Kann gut sein…
Neben den Parteien gibt es seit 2007 die recht engagierte Initiative Schloss Senden, die einen Plan für Kauf und Teilsanierung vorgelegt hat, der mit Kosten von 1,5 Millionen Euro verbunden wäre.
Konkret würde die Initiative nach einem Kauf die Sanierung von Beletage, Brücke, Tor, Innenhof, Treppe und Portal angehen. Die restlichen Räume sollen baulich gesichert werden.
Die Initiative packte im Sommer kräftig beim Entrümpeln im Schloss mit an. Am letzten Augusttag war Aufräumen in der Beletage im linken Schlossflügel angesagt.
Haufenweise wurden zerschlissene Vorhänge, Tapetenreste, gesplitterte Spiegel und alte Möbel aus den sanierungsbedürftigen Räumen ins Freie geschleppt.
Schloss Senden am Flüsschen Stever war bis Ende der 1990er Jahre ein renommiertes Hotel: Dort konnte man in der Kulisse eines münsterländischen Wasserschlosses edel schlafen und dinieren – und die eine oder andere D-Mark im angegliederten Spielcasino lassen.
Doch nach einem Dachstuhlbrand und dem Tod des Inhabers Ewald Funnemann und seiner Frau steht das Anwesen leer.
Das Gefährliche am jetzt bekannt gewordenen Abrissplan eines der Eigentümers ist, dass er durchaus eine Chance auf Erfolg haben könnte: Dann nämlich, wenn „dem Besitzer wirtschaftlich nicht zuzumuten ist, das Gebäude zu erhalten und er Anstrengungen unternommen hat, einen neuen Besitzer zu finden“, wie die Münsterländische Volkszeitung vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe erfuhr.
Der Artikel von Dietrich Harhues in der Münsterländischen Volkszeitung steht hier: „Schloss Senden droht Abriss“
Ich war am Ostersonntag 2014 da und habe ein bisschen fotografiert: „Schloss Senden: Wie ein münsterländer Wasserschloss verfällt“
Nachtrag 2021: Schloss Senden konnte gerettet werden. Mehr auf der Seite des Schloss Senden e.V.
„Der Abriss eines Denkmals ist möglich, wenn dem Besitzer wirtschaftlich nicht zuzumuten ist, das Gebäude zu erhalten und er Anstrengungen unternommen hat, einen neuen Besitzer zu finden, so Markus Fischer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)“
Dann bleibt ja wohl nur die Enteignung wenn manche Leute einfach zu doof sind – wurde früher ja auch nicht anders gemacht.
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