Schloss Seehof: Bamberger Bischöfe mochten Bacchus



Figur des Orpheus im Schlossweiher von Schloss Seehof nach der Restaurierung / Foto: BSV / Klaus Häfner
Figur des Orpheus im Schlossweiher von Schloss Seehof nach der Restaurierung / Foto: BSV / Klaus Häfner

Fürstbischöfe mögen es luxuriös und geben für ihre Residenzen ein Heidengeld aus. Das war auch früher schon so. Die Bamberger Oberhirten ließen es sich auf Schloss Seehof (fertiggestellt 1696) im Rokoko-Ambiente gut gehen.

Im Garten wollten die Bischöfe dann auch nicht an die Lehre von Armut und Nächstenliebe erinnert werden, sondern schwelgten lieber in Anspielungen Feste auf Völlerei. Fürstbischofs Adam Friedrich von Seinsheim (1757-1779) ließ dazu Weiherfiguren von Orpheus, Bacchus und anseren antiken Göttergestalten aufstellen.

Nach fünfjähriger Restaurierung zieren die von Bildhauer Adam Ferdinand Tietz geschaffenen Figurengruppen aus Sandstein, nun wieder die Inseln im Schlossweiher von Seehof. Die zuletzt vor 30 Jahren überholten Figuren gelten als die letzten Zeugen der originalen Rokoko-Ausstattung.

Die 230.000 Euro teure Restauration der teilweise stark beschädigten Figuren wurde unterstützt durch die Gesellschaft der Freunde von Schloss Seehof, der Oberfranken-Stiftung sowie der Messerschmitt-Stiftung München. Das teilt die Bayerische Schlösserverwaltung mit.

Figur eines Delphins aus der Bacchusgruppe im Schlossweiher von Schloss Seehof nach der Restaurierung / Foto: BSV / Klaus Häfner
Figur eines Delphins aus der Bacchusgruppe im Schlossweiher von Schloss Seehof nach der Restaurierung / Foto: BSV / Klaus Häfner

Für die Restauration verantwortlich zeichnen die Werkstätten der Firma Monolith in Bamberg. Unter der Fachaufsicht der Schlösserverwaltung wurden die Risse verschlossen, neu verklebt und abgedichtet, um zukünftiges Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern.

Orpheus galt in der griechischen Mythologie als begnadeter Sänger, der mit seiner Stimme wilde Tiere bändigen konnte. Die Figurengruppe aus Sandstein um den Sänger besteht aus Stier, Einhorn, Eber, Steinbock, Löwe und einer Löwin.

Wegen der zu starken Beschädigung mussten die beiden Löwen durch Kopien ersetzt werden. Die Originale ergänzen die bestehende Sammlung von Ferdinand-Tietz-Skulpturen in der Orangerie des Schlosses.

Anhänger des Bacchus, auch Dionysos genannt und Gott des Weines sowie der Fruchtbarkeit, zerrissen Orpheus im Rausch, weil dieser Apollon und nicht Bacchus nahe stand. Die Gruppe um Bacchus bilden sechs Delphine, die alle im Original erhalten werden konnten.



Die bischöfliche Sommerresidenz Schloss Seehof / Foto: Wikipedia / Reinhard Kirchner / C-BY-SA-3.0-migrated
Die bischöfliche Sommerresidenz Schloss Seehof / Foto: Wikipedia / Reinhard Kirchner / CC-BY-SA-3.0-migrated

1803 war Schluss mit dem bischöflichen Lustwandeln unter den Augen von Bacchus: Nach der Säkularisation kam das Fürstbistum an das Kurfürstentum und spätere Königreich Bayern. Schloss Seehof wurde privatisiert. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Areal stark verändert.

Seit den 1950er Jahren machten die Besitzer Kasse und verscherbelten das kostbare Inventar des Schlosses Stück für Stück.

Erst 1975 gelangten Schloss und Park Seehof in Besitz des Freistaats Bayern. In den Jahren danach erfolgte eine systematische Restaurierung der gesamten Anlage durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das auch noch heute eine Dienststelle im Gebäude unterhält. 2003 wurde Seehof der Bayerischen Schlösserverwaltung übergeben.

Quelle für diesen Artikel ist eine Pressemitteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung: „Söder: Orpheus und Bacchus zurück in Schloss Seehof


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