Schloss Bückeburg. Wie das schon klingt.
Ein Flecken mitten im Nirgendwo am Rand des Weserberglands, regional bekannt für sein lautstark zelebriertes Schützenfest, eine Halle mit 40 Hubschraubern („Helikoptermuseum“) sowie die eigenwillige Idee, die örtliche Landmesse „Ährensache“ zu nennen und dafür mit einer nasebohrenden Kuh zu werben.
Schloss Bückeburg: Juwel der Weserrenaissance
Hier, umgeben von Gülle gedüngten Feldern, in der Nachbarschaft der herausgeputzten Fachwerkhäuser, die die Lange Straße der Innenstadt säumen, würde man ja vielleicht eine bescheidene Wasserburg erwarten oder ein für Bauerndiscos genutztes Jagdchateau.
Aber dieses vierflügelige Trumm von einem Schloss der Weserrenaissance samt 80-Hektar-Park und eigener Hofreitschule sprengt dann doch alle Kleinstadt-Dimensionen. Ein kompaktes Mini-Versailles in der Pampa.
„Schuld“ ist natürlich die deutsche Kleinstaaterei. Jeder Winz-Potentat mit ein paar Hektar Land nebst steuerzahlenden Dörfern wollte ja Reichsfürst spielen – und als solcher brauchte er eine Residenz von imperialer Pracht.
Die Grafschaft Schaumburg ist so ein Fall, eingekeilt zwischen den Königreichen Preußen und Hannover und dem Fürstentum Lippe-Detmold bildete sie eine sackförmige Ansammlung von Fläche südlich des Steinhuder Meers mit so bedeutenden Orten wie Rinteln, Bückeburg und Stadthagen.
Im Dörfchen Bückeburg fing alles ganz bescheiden an: Am Standort des heutigen Schlosses hat bereits Anfang des 14. Jahrhunderts ein Wehrturm zur Sicherung der Handelswege existiert, der in den Folgejahren zu einer Wasserburg ausgebaut wurde.
1560 ließ Otto IV. von Schaumburg die Befestigung in eine repräsentative, vierflügelige Schlossanlage im Stil der besagten Weserrenaissance umgestalten.
Sein Sohn Ernst baute sein Erbe weiter aus, ließ den Marstall errichten. Doch die Zeiten großer Bauprojekte kleiner Staaten waren erstmal vorbei: Just einen Tag nach seinem Tod 1622 drangen fremde Söldner in Bückeburg ein.
Die nächsten Jahrzehnte litt das Fürstentum unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges. 1640 wurde es zudem aufgeteilt, Bückeburg samt Schloss gehörte nun zu Schaumburg-Lippe. Ein wild entschlosser, auf die Unabhängigkeit des Mini-Fürstentums pochender „Kanonengraf“, ließ dazu sogar um 1772 ein U-Boot im Steinhuder Meer herumfahren.
Diese Zeit wurde im Oktober 2013 übrigens bei den Barocktagen auf Schloss Bückeburg mit Hilfe von 90 Reenactment-Darstellern wieder lebendig.
Im Schloss waren 1732 Nord- und Südflügel abgebrannt, sie konnten aber schnell wieder aufgebaut werden. Die Barockelemente dieser Zeit prägen das Schloss noch heute. Ein weiterer Schlossflügel wurde noch 1893 bis 1896 angebaut. Die Fürsten zu Schaumburg-Lippe ließen ihre Untertanen bis weit ins Jahr 1918 für diesen Luxus zahlen.
Seit 1925 sind unter anderem die Schlosskapelle, der Goldene Saal und der große Festsaal für Besucher offen. Säle und Räume aus vier Jahrhunderten können besichtigt werden. Im Erdgeschossbereich findet sich ein Café-Restaurant.
Die alte Schlossküche aus Kaisers Zeiten ist mit Tischen bestückt und Teil des Restaurants. Das Schloss ist auch heute noch im Besitz der fürstlichen Familie. Ständiger Bewohner ist Prinz Alexander zu Schaumburg-Lippe.
Mit der Gründung der Fürstlichen Hofreitschule im Marsstall des Schlosses im Jahr 2004 hat die Betreiber-Familie an die reiterliche Tradition der Schaumburger Fürsten angeknüpft. Diese besaßen etwa im Jahr 1720 auf dem Schloss und einem nahen Gestüt 266 Pferde. Man züchtete sogar eine eigene Pferderasse: Bückeburger.
Auf Schloss Bückeburg soll es übrigens auch spuken: Zumindest war 2013 das „Ghost Hunter Explorer Team“ aus Donaueschingen zu Gast und nahm seltsame Geräusche auf…
Homepage von Schloss Bückeburg
Homepage der Fürstlichen Hofreitschule
Lage: Schlossplatz 1
31675 Bückeburg
Fotos: Burgerbe.de