Burg Falkenberg: Nazi-Raubkunst soll zurück nach Russland



Burg Falkenberg in der Oberpfalz / Foto: Wikipedia/Urmelbeauftragter Lizenz: CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0
Burg Falkenberg in der Oberpfalz / Foto: Wikipedia/Urmelbeauftragter /  Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Es waren Stempel mit kyrillischen Buchstaben, die die Nachfahren des Barons von der Schulenburg misstrauisch machten. Wie kam eine 240 Jahre alte deutsche Lessingausgabe aus ehemals sowjetischem Besitz in die private Bibliothek von Burg Falkenberg im Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz)?

Ausgehend von dieser Frage starteten Reporter der Süddeutschen Zeitung eine spannende Recherche, die bis nach St. Petersburg führte und einen aufschlussreichen Blick auf die NS-Beutekunst wirft (man sollte allerdings besser von „Raubkunst“ sprechen). Und ganz nebenbei ist das Ganze noch ein Politikum mit Happy End.

Hintergrund:
Die Nazi-Führung ließ die eroberten Gebiete bekanntlich rücksichtslos ausbeuten: Arbeitskräfte, Rohstoffe, Nahrungsmitel, Devisen und auch Kunstwerke – möglichst viel sollte ins Reich geschafft werden und dort beim Erringen des „Endsiegs helfen“ und den Wohlstand der NS-„Volksgenossen“ mehren.

Burgbesitzer Graf von der Schulenburg nahm gestohlene Bücher in seine Bibliothek auf / Foto: Wikipedia/Public Domain
Der Burgbesitzer Graf von der Schulenburg nahm gestohlene Bücher in seine Bibliothek auf / Foto: Wikipedia/Public Domain

Dabei zweigte die Nazi-Elite auch reichlich Wertvolles für sich selbst ab. Hermann Göring erwies sich in dem Zusammenhang als größter Kunstdieb des 20. Jahrhunderts.

Aber auch bei den kleineren Funktionsträgern des Regimes blieb einiges hängen. Nach dem Krieg sammelten die Alliierten das Raubgut waggonladungsweise ein und brachten es zurück. Allerdings fanden sie nicht alles – einige Stücke überdauerten die Nachkriegszeit so auf Burg Falkenberg.

Die Burg gehörte während des Zweiten Weltkriegs Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg (1875– 1944), bis zum Überfall auf die Sowjetunion deutscher Botschafter in Moskau (und 1944 als Widerstandskämpfer gehenkt).

Die Rechercheure stießen auf einen Briefwechsel Schulenburgs mit dem Leiter eines für die Sicherstellung von Kunstschätzen verantwortlichen Kommandos.



Daraus ging hervor, dass die Bücher aus Schloss Pawlowsk bei St. Petersburg stammten. Die gebürtige Deutsche Zarin Katharina die Große (geboren in Stettin) hatte hier reichlich Lesestoff aus der alten Heimat gesammelt.

Der Leiter des Raubkommandos überließ dem Baron, der einen Großteil seiner Bücher in Moskau hatte zurücklassen müssen, an die hundert historische Bände und fügte laut SZ hinzu: „Der Ostfeldzug wird uns Gelegenheit geben, neues, umfangreiches Material sicherzustellen.

Der Palast von Pawlowsk, Sommerresidenz der Zaren, beherbergte viele deutschsprachige Bücher / Foto: Wikipedia / MartinPutz /  Linzenz: CC Attribution-Share Alike 3.0 Unported
Der Palast von Pawlowsk, Sommerresidenz der Zaren, beherbergte viele deutschsprachige Bücher / Foto: Wikipedia / MartinPutz / Linzenz: CC-BY-3.0

Doch diese Vorhersage erfüllte sich nicht. Allerdings kam nach dem Krieg auch niemand auf den Gedanken, die gestohlenen „Beutebücher“ an die Sowjetunion, beziehungsweise später an Russland zurückzugeben. In der Familie war offenbar auch gar nicht mehr bekannt, dass in der Bibliothek gestohlene Ware stand.

Schulenburgs Nachfahren wollen die Bestände nun dem Schloss Pawlowsk zurückerstatten. Dazu haben sie Kontakt mit russischen Behörden aufgenommen, die dieser Schritt zumindest überraschen dürfte. Die Burg gehört inzwischen der Mini-Gemeinde Falkenberg.

Politisch wäre eine Rückgabe großer Bücherpakete an Russland ein willkommenes Signal, denn der Streit um die Reden zur Beutekunst-Ausstellung in St. Petersburg hat bekanntlich gerade erst für eine Eklat zwischen der Kanzlerin und Präsident Putin geführt.

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Dabei wird unter anderem der bronzezeitliche „Goldschatz von Eberswalde“ gezeigt, der größte vorgeschichtliche Goldfund in Deutschland.

Ein Entgegenkommen deutscherseits bei den jetzt auf Falkenstein entdeckten Beutekunst-Büchern könnte die Wogen etwas glätten und vielleicht den Weg für weitere Rückführungen aus Russland bereiten – wohl nicht gleich das Eberswalder Gold.

Aber vielleicht rückt Putin ja etwas dem Wert der historischen Druckwerke Gleichwertiges wieder heraus.

Link: Und hier geht’s zu einem Artikel von Sandra Trauner (dpa, hier via RP-Online) über den Fall:
Vermisste Kunstschätze: Nazi-Beutekunst in Pfälzer Burg entdeckt



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