Burg Anholts strategisch günstige Lage an den Handelswegen zwischen Holland und Nordwestdeutschland hatte einen gravierenden Nachteil: Sie zog immer wieder Belagerer und Plünderer an. Zudem hat das Münsterland an der Grenze zum Niederrhein die Eigenheit, extrem flach zu sein. Leicht zu befestigende Hügel sucht man vergebens. Das einzige was es im Überfluss gibt, ist Wasser.
Für die Befestigung von Burg Anholt wurde daher wie bei diversen anderen münsterländischen Burgen (Burg Gemen, Vischering) ein System von Gräben und Teichen genutzt. Die Anlage mit Ursprüngen im 12. Jahrhundert ist heute eines der größten Wasserschlösser des Münsterlands.
Um nicht im feuchten Untergrund zu versinken, steht sie auf Pfählen aus Eichenholz.
Zu den ältesten Teilen gehört der elf Meter breite „Dicke Turm“, errichtet vor 1169, in dessen Untergeschoss sich ein ziemlich klammes Verlies befand.
Die Herren von Anholt standen zunächst unter Lehnshoheit des Bischofs von Utrecht, konnten diese aber Anfang des 14. Jahrhunderts abschütteln.
Die Herrschaft Anholt wurde wie die ganze Region in den Jahren um 1500 in den Streit um die Herrschaft im Herzogtum Geldern hineingezogen. Burgherr Jakob von Bronkhorst-Batenburg stand auf Seiten des Kaisers gegen den Gelderner Herzog Karl von Egmont.
1512 gelang es den Söldnern des Gelderner Herzogs schließlich, Burg Annholt (im zweiten Anlauf) nach dreimonatiger Belagerung einzunehmen. Und die niederrheinischen Eroberer zeigten Sitzfleisch. Erst 1537, nach 25 Jahren(!), konnte die Familie Bronkhorst ihre Burg zurückkaufen. Sie mussten den Geldernern zudem vertraglich Unterstützung zusichern.
Die Unterschrift sollte sich 40 Jahre später rächen. Da hatte der Achtzigjährige Krieg der neuen protestantischen niederländischen Republik gegen die katholischen Spanier begonnen.
Unter Bezug auf die Verpflichtungen aus dem Vertrag von 1537 forderte die Utrechter Union nun die Familie Bronkhorst auf, sich mit ihr zu verbünden. Aber die katholischen Anholter hielten den Habsburgern die Treue. Das hieß Krieg.
Und die Spanier waren weit weg. Sie konnten nicht helfen, als die aufständischen Niederländer das schlecht zu verteidigende Anholt belagerten. Auf das Versprechen der Belagerer hin, keine Gewalt anzuwenden, öffnete Dietrich von Bronkhorst ihnen die Tore.
Das war naiv und idiotisch, denn kaum waren die Tore offen, begann das ausgedehnte Plündern. Es endete erst, als das benachbarte Kleve Truppen schickte.
Durchziehende Soldateska machte dann im Dreißigjährigen Krieg mit Burg und Ort erneut kurzen Prozess und hinterließ ausgeplünderte Häuser und rauchende Trümmer. Nach dem Krieg fiel die Burg an die reiche Familie zu Salm.
Karl Theodor Otto Fürst zu Salm ließ die Anlage dann um 1700 zum repräsentativen Barockschloss ausbauen. Der „Dicke Turm“ erhielt seinen charakteristischen, hochragenden Dachhelm.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Burg stark durch die Kämpfe des Frühjahrs 1945 beschädigt. Burgherr Nickolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm sammelte eine Gruppe von Architekten und Städteplanern um sich, die Ratschläge zum Wiederaufbau geben sollten.
Kurioserweise war das zu großen Teilen die Gruppe, die im Falle eines deutschen Sieges Berlin zur „Welthauptstadt Germania“ hätte umplanen sollen. Die Fachleute aus dem Umfeld von Rüstungsminister Albert Speer gaben allerlei wichtige Tipps.
Die Technokraten-Seilschaften der NS-Zeit funktionierten auch in der Bundesrepublik noch blendend. Glücklicherweise kamen keine größenwahnsinnigen Architektur-Ideen heraus, sondern ein schmucker Wiederaufbau. Ein Schloss, dass sich immer noch sehen lassen kann.
Heute kann Burg Anholt im Rahmen von einstündigen Führungen besichtigt werden.
1966 öffnete ein Museum. Es zeigt mit mehr als 700 Gemälden die größte, historisch gewachsene private Bildersammlung Nordrhein-Westfalens.
Außerdem beherbergt die Burg das Parkhotel Wasserburg Anholt. Das Hotel verfügt auch über einen modernen Anbau aus Stahl und Glas auf der Rückseite des Schlosses. Auf einer Terrasse am Schlossteich lässt sich gut Kuchen essen.
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Lage/Anfahrt:
Wasserburg Anholt
Schloss 1
46419 Isselburg-Anholt
Fotos: Burgerbe.de