Sie ist die Nummer Eins auf meiner „Burgen Top Ten“-Liste. Zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert: Burg Eltz in Rheinland-Pfalz in einem Tal nahe der Mosel. Eine (mehr oder weniger) organisch gewachsene Anlage voller Türmchen und Erker.
Ein mittelalterlicher Wolkenkratzer voller jahrhundertealter Familiengeschichten, die noch heute fortgeschrieben werden. Denn, wenn der letzte Tourist abends die Zugbrücke hinter sich gelassen hat, ist weiter Leben auf der Vorzeigeburg.
Burg Eltz ist nämlich seit 33. Generationen durchgehend von derselben Familie bewohnt.
Erstaunlich an Burg Eltz ist erstmal die Lage: Sie liegt nicht auf einem Berg oder an einem Fluss, sondern seit dem 12. Jahrhundert mitten in einem abgelegenen Tal, von drei Seiten vom Eltzbach umflossen.
Das erklärt sich dadurch, dass die Befestigung den hier vorbeilaufenden Handelsweg zwischen der Mosel und dem fruchtbaren Maifeld schützen sollte.
Die mittelalterlichen Herren von Eltz waren gleichzeitig fruchtbar und heimatverbunden: Sie vermehrten sich fleißig, aber jede Familie wollte ihren Anteil an der Stammburg behalten.
Im Jahr 1268 kam es daher zu einer ersten Teilung des Burgfelsens unter den Familie Eltz-Kempenich, Eltz-Rübenach und Eltz-Rodendorf.
Jede Familie baute ihren Teil der Burg als eigenen Herrschaftsbereich aus – und Türmchen galten dabei als Statussymbol.
Die Familien hielten immer dann zusammen, wenn es gegen einen äußeren Feind ging, speziell wenn dies der Trierer Erzbischof war.
Die Herren von Eltz waren als reichsunmittelbare Ministeriale nur dem Kaiser zum Gehorsam verpflichtet. Der Bischof hätte die streitbaren Herrschaften aber gern unter seiner Kontrolle gehabt.
Daraus erwuchs 1331 die Eltzer Fehde. Fünf Jahre lang bekriegten sich Kirchenfürst und Ritter von Eltz.
Erzbischof Balduin ließ auf einer Anhöhe in Sichtweite der Burg eine eigene Burg errichten, die Trutzeltz, und versuchte der Burg Eltz so die Versorgungswege abzuschneiden. Ein Burgbau also, um eine Burg zu belagern.
Balduin ließ Burg Eltz durch Katapulte und frühe Feuerbüchsen unter Beschuss nehmen, konnte aber keinen durchschlagenden Erfolg erzielen.
Letztlich brachten die Dauer der Belagerung und das diplomatische Geschick des Erzbischofs eine Lösung zustande: Johann von Eltz bekam 1337 die Trutzeltz als Lehen des Bischofs – also quasi eine Burg geschenkt.
1354 setzte sich der Kirchenmann dann beim Kaiser durch und erhielt Burg Eltz zum Lehen – damit waren die einstmals reichsunmittelbaren Ritter von Eltz nun seine Lehnsleute.
Aber der Besitzstand der Familien war gesichert. Und die Belagerungsburg ließ man in aller Ruhe verfallen.
Das neue, bessere Verhältnis zum Erzbistum Trier eröffnete den folgenden Generationen der Familie ganz neue Karrieremöglichkeiten.
Jakob III. von Eltz-Rübenach schaffte es 1567 auf den Thron des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier.
Er regierte Kurtrier 14 Jahre lang und baute es kräftig aus. Philipp Karl von Eltz-Kempenich wurde 1762 sogar zum noch mächtigeren Kurfürsten und Erzbischof von Mainz gewählt.
Ein weiteres prominentes Familienmitglied tauchte später im Kabinett Hitler auf: Paul von Eltz-Rübenach arbeitete in den Anfangsjahren des Dritten Reichs als Postminister.
Er verscherzte es sich mit den Nationalsozialisten, als er 1937 deren Übergriffe auf die Kirche kritisierte.
Die Kriege, die so vielen Moselburgen zum Verhängnis wurden, überstand Burg Eltz mit viel Glück weitgehend unbeschadet. Das lag auch wieder an den Beziehungen der Familienclans.
Im Pfälzer Erbfolgekrieg von traf es sich günstig, dass Hans Anton zu Eltz-Üttingen als bedeutender Offizier im französischen Heer diente. Er konnte die drohende Zerstörung seiner Heimatburg verhindern.
Eltz-Kempenich überleben alle
Es sollte von der ersten Teilung der Burg an gut 550 Jahre dauern – bis 1815 – bis die dreigeteilte Burg wieder einer Familie allein gehörte.
Als langlebigster Clan erwiesen sich die Eltz-Kempenich, genannt „Faust von Stromberg“, denen die Burg noch heute gehört. Bei der Besichtigung ist daher auch nur ein kleiner Teil der Burg zu sehen – der Rest wird ja bewohnt.
Schlimmer als alle Kriege drohte ein Feuer zu werden, das im September 1920 im Südteil des Kempenicher Hauses ausbrach und auf weitere Gebäudeteile übergriff. Wertvolle Archivalien wurden ein Raub der Flammen. Die Sanierung der Gebäude sollte zehn Jahre dauern.
Zuletzt wurden Teile der Burg von 2009 bis 2012 für 4,4 Millionen Euro saniert – an Fachwerkfassaden und Gewölbedecken nagt der Zahn der Zeit.
In der alten Bundesrepublik war die Burg Eltz den Begüterten häufig vor Augen: Ihr Bild war auf der Rückseite der 500-DM-Banknote abgedruckt.
Link: Website der Burg Eltz
Lage: Burg Eltz
56294 Münstermaifeld
Fotos: Burgerbe.de
Und hier eine Beitrag der „Burg und Schlossgeschichten“ der ARD zur Burg Eltz aus dem Jahr 1997, der auch die privat genutzten Innenräume zeigt:
PS: Man muss nicht mit dem Auto hin, es gibt auch einen schönen Wanderpfad zur Burg.
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