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Reichsburg Cochem: Nazis zerstörten Heiligenbild



Weithin sichtbar strahlt am Turm der Reichsburg Cochem bei jedem Sonnenaufgang ein mehr als zehn Quadratmeter großes Bild des Heiligen Christophorus („Christusträger“) übers Moseltal.

Das Mosaik mit goldfarbenem Hintergrund aus dem Jahr 1870 zeigt den großgewachsenen Märtyrer des 3. Jahrhunderts, wie er das Jesuskind über einen Fluss trägt.

Bereits im Mittelalter war der Glaube verbreitet: „Wer am Morgen den Heiligen Christophorus sieht, soll beschützt sein bis zum Abend“.

St. Christopherus provoziert Nazis

Der Heilige Christophorus an der Reichsburg Cochem / Fotos: Burgerbe.de

Ein so dominantes Symbol des katholischen Volksglaubens 100 Meter über der Mosel war für die Nationalsozialisten natürlich eine Provokation.

Was sie am liebsten auf Burgen sahen, waren darauf gepinselte Hakenkreuze, wie auf Burg Hochkraig in Kärnten. Sie ließen das Cochemer Heiligenbild mühsam abkratzen.

Doch heute ist es wieder da.

NSDAP forderte Aktion

Kurz nach Kriegsbeginn ging bei der örtlichen Stadtverwaltung ein geheimes Schreiben der NSDAP ein. Darin enthalten war der dringenden Hinweis, endlich auch im Moselstädtchen Cochem etwas für den „Führer“ zu tun.

Manfred Buschkat mutmaßt in seinen „Erinnerungen an eine trostlose Zeit„, dass dieser Brief die folgende Aktion ausgelöst haben könnte.

Sträflinge abkommandiert

Sträflinge, die für den Bunkerbau eingesetzt waren, wurden abkommandiert und seitlich aus zwei Luken über dem Kunstwerk abgeseilt.



Buschkat erzählt: „Mit primitivsten Mitteln haben sie in schwindelnder Höhe zwei Tage lang gehämmert und geklopft wie die Spechte, ähnlich Alpinisten an hin- und herschaukelnden Seilen hängend, waren sie bei ihrer unfreiwilligen, zerstörerischen Tätigkeit vom Tal her zu beobachten – das Echo ihrer Hammerschläge bis in den letzten Winkel der Stadt zu hören„.

Nothelfer von der Reichsburg entfernt

Für gläubige Katholiken war das eine unerhörte Gotteslästerung, die aus Sicht einiger die später folgenden Bombenangriffe auf Cochem erklärte.

Schließlich hielt der Nothelfer nun nicht mehr seine schützende Hand über den Ort.

Das Christophorus-Bild vom Fuß des Bergfrieds aus gesehen
1942 musste dann der Burgbesitzer Louis Auguste Ravené, ein Nachfahre von Hugenotten, die Anlage an das preußische Justizministerium verkaufen.

Das NS-„Rechtsministerium“ richtete dort eine Schulungsstätte für Juristen ein.

Nach dem Krieg fiel die Burg 1947 an das neu gegründete Bundesland Rheinland-Pfalz, das dort eine Verwaltungsschule einrichtete. 1978 kaufte die Stadt Cochem die Anlage für 664.000 DM.

Nach dem Krieg wurde das Christophorus-Mosaik wieder in alter Pracht restauriert und ist heute, zusammen mit der Burg, ein beliebtes Fotomotiv der Moseltouristen.

Und die können den Schutz des Heiligen auf der vielbefahrenen Straße am Fluss durchaus brauchen…

Zu Öffnungszeiten und Besichtigungen der Burg siehe die Website der Reichsburg Cochem.




Die Reichsburg Cochem bei Rhein-Eifel.TV:

Fotos: Burgerbe.de