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Zur Trauung nach Schloss Dyck: Einst Heimat dickschädeliger Raubritter




Tobi und Yvonne kurz nach der Trauung vor der Kulisse von Schloss Dyck

Im Sommer auf dem malerischen Wasserschloss Dyck zu heiraten, ist eine großartige Idee. Das dachten sich Yvonne und Tobi, damals noch aus Meerbusch – und sie hatten Recht.

Man muss sich nur früh genug anmelden, denn mittlerweile ist das kleine Trauzimmer mit Blick auf Wassergraben und Park bestens frequentiert.

Dass sich feiernde Hochzeitsgesellschaften sozusagen die Klinke in die Hand geben, ändert am Reiz des Ortes aber nichts, denn auf dem Gelände ist genug Platz.

Auch für umfangreiche Foto-Sessions mit Brautpaar, Familie und Freunden vor der Schlosskulisse.

Raubritter auf der Lauer

Dass Brautpaare dort heute so schön feiern können, verdanken sie zu großen Teilen der Sturköpfigkeit des mutmaßlichen Raubritters Gerhard von Dyck.

Der hatte ein Auge auf die Geldbörsen der Kaufleute geworfen, die mit ihren schwer beladenen Wagen fluchend auf den schlammigen Wegen zwischen Geldern, Jülich und Köln durch seine Wälder zockelten. Dafür verlangte er horrende „Straßengebühren“.

Schloss Dyck spiegelt sich
Schloss Dyck spiegelt sich

Als Kaufleute sich weigerten und auf die erheblichen Mängel beim Straßenbelag verwiesen, soll er ungemütlich geworden sein und den Händlern sein vom häufigen Gebrauch schartig gewordenes Schwert unter die Nase gehalten haben.

Die Kaufleute zahlten und beschwerten sich bei ihren Schutzherren, die ihr Steuergeld gen Jüchen strömen sahen.

Der niederrheinische Rittersmann war ein so konsequenter Wegezollkassierer, dass  schließlich 1383 eine übermächtige Koalition seiner Nachbarn aus Köln, Aachen, Jülich und Geldern, gepanzert und bis an die Zähne bewaffnet, am Burgtor anklopfte.

Gerhard von Dyck machte nicht auf. Also begann eine Belagerung, die mit der Einnahme der Burg endete.

Der besiegte von Dyck wurde gezwungen, den Burgturm abzureißen. Das ließ er schimpfend geschehen, sicherte sich aber die Steine.

Er wartete geduldig, bis die Sieger die Ruine aus den Augen verloren und machte sich an den Wiederaufbau.

Nach zehn Jahren stand der Bergfried wieder – als wäre nichts gewesen.



Barock und Rokoko prägten Schloss Dyck
Barock und Rokoko prägten Schloss Dyck

Die Anlage ging dann durch Erbe in den Besitz der Familie zu Salm-Reifferscheidt-Dyck über, die die folgenden Jahrhunderte die Schlossherren stellten.

Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg entstand die Wasserburg als frühbarocke Residenz.

Von 1656 bis 1667 liess Graf Salentin das Schloss zu einer repräsentativen Vierflügelanlage ausbauen. Très chic! Seine Nachfahren richteten sich dann im Stil des Rokoko ein, inklusive sündhaft teurer Seidentapeten.

Prunkeingang fürs Hochschloss

Der prunkvolle Eingang mitsamt Wappen stammt aus wilhelminischer Zeit.
Der prunkvolle Eingang mitsamt Wappen stammt aus wilhelminischer Zeit.
Umfassend umgebaut wurde das Schloss dann noch einmal um das Jahr 1900 durch den Architekten Heinrich Theodor Schmidt.

Dieser hatte sich als „Burgensanierer“ einen guten Ruf erworben und hatte auch schon an Burg Eltz gearbeitet (und den Kruppschen-Pavillion auf der Weltausstellung in St. Louis entworfen).

Schmidt plante unter anderem den Prunkeingang für das Dycker Hochschloss. Er war es, der die Wasserburg erst zum richtigen Schloss machte.

In den 1990er Jahren stand für das Schloss ein Epochenwechsel an: Die letzte Erbin, Gräfin Marie Christine Wolff Metternich, brachte die Anlage 1999 in eine Stiftung ein.

Für das Stiftungskapital sorgten Landschaftsverband Rheinland, Kreis Neuss, Gemeinde Jüchen und Sparkasse Neuss.

Besonders an Schloss Dyck ist der großzügige Park, der immer wieder neue Perspektiven auf das Schloss eröffnet. Zwischen 1820 und 1835 ließ Schlossherr Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck den schottischen Gartenarchitekten Thomas Blaikie einen 53 Hektar großen Englischen Landschaftsgarten anlegen.

Neue Gärten auf Schloss Dyck

Blick aus dem Trauzimmer auf den Schlossgarten
Blick aus dem Trauzimmer auf den Englischen Landschaftspark

Als Gegenpol zu den historischen Gärten wirken die 20 Neuen Gärten gegenüber des Schlosseingangs (jeder ca. 650 Quadratmeter groß), die zur Landesgartenschau 2002 auf einem ehemaligen Feld entstanden sind.

Sie tragen Namen wie „Hain des Heron“, „Isola Bella“ oder „Judäischer Garten“ – und jeder sieht anders aus.

Etwas größer fällt mit 800 Quadratmetern der Bambusgarten aus, der 30 Sorten der Pflanze zu bieten hat (unter anderem Riesenbambus, der 30 Meter hoch wachsen kann).

Die Stiftung arbeitet weiter am Ruf von Schloss Dyck als Mekka für Gartenfreunde: 2005 wurde hier ein internationales Institut für Gartenkunst und Landschaftskultur gegründet.

Einmal im Jahr werden Schloss und Garten bei der Illumina mit Licht und Ton künstlerisch in Szene gesetzt. Im Spätsommer 2014 habe ich mir das mal angesehen.

Schloss Dyck: Die Neuen Gärten
Schloss Dyck: Die Neuen Gärten

Eines erinnert übrigens an die Raubritter-Zeit vor 600 Jahren: Wer über das Gelände will muss auch heute deftige Gebühren zahlen: Der Eintritt für Erwachsene kostet acht Euro.

Zum Weiterlesen:

Einen langen Artikel von Redakteurin Petra Schiffer (Titel: „Geschichte und Geschichten um Schloss Dyck: Von Schlangen, Raubrittern und Napoleon“) findet man bei NGZ-Online.

Kulinarisches: Im Hochschloss gibt’s ein Schlosscafé.

Wer lieber im Schloss einer einst regierenden Dynastie von Landesherrn den Bund fürs Leben schließen möchte, hat dazu auf dem Welfenschloss Marienburg bei Hannover Gelegenheit. In Baden-Württemberg wäre der Leopoldsaal von Schloss Sigmaringen eine standesgemäße Alternative.




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Fotos: Burgerbe.de



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