Was hat die Illumina auf Schloss Dyck mit Schlössern in Frankreich zu tun?
Nunja, im Nachbarland ist es gang und gäbe, die Fassaden bedeutender Chateaux nach Einbruch der Dunkelheit als Leinwand für Lichterspiele zu nutzen.
Das Ganze heißt „Son et lumière“ (Ton und Licht) und erzählt meistens von mordlustigen Drachen, kühnen Rittern und Prinzessinnen im heiratsfähigen Alter, die alle irgendwie aufeinandertreffen…
Im (sinnvollerweise) stromsparenden Deutschland muss man dagegen froh sein, wenn Burgen und Schlösser nachts überhaupt angestrahlt werden.
In der Regel beschränkt sich das dann auf wenige lieblos verteilte Leuchten, die Teile der Fassade in gelbes Funzellicht tauchen.
Bei der Illumina auf Schloss Dyck am Niederrhein ist das anders.
Diese ist ein Beispiel, wie „Son et lumière“ auch bei uns funktionieren kann. Die Illumina findet jährlich auf Schloss Dyck bei Jüchen im Kreis Neuss statt.
Das neuntägige Licht- und Kunstevent ist mittlerweile derart beliebt, dass man eine halbe Stunde für Stau und das Ansteuern des Parkplatzes (immerhin kostenfrei) und nochmal 15 Minuten in der Ticketschlange einplanen sollte.
Der Eintritt von zwölf Euro für Erwachsene (Unter 16-Jährige zahlen sogar nur 1,50 Euro) erscheint mir angesichts des Aufwandes sehr zivil.
Bei der noch bis Sonntag laufenden, inzwischen 11. Illumina legt die Stiftung Schloss Dyck besonderen Wert auf Licht- und Klanginszenierungen im Landschaftsparkt. „Verzauberte Bäume“, umwabert von Diskonebel, säuseln im lilafarbenen Scheinwerferleicht von Mondsucht und anderen Malaisen.
Eine durchaus beeindruckende Vorstellung, wenn sich die vielen hundert Besucher nicht nur ständig beim Betrachten des „Baumzaubers“ gegenseitig stören würden.
Es war am Freitagabend, selbst für ein so weitläufiges Gelände, viel zu voll. Erst einige hundert Meter vom Schloss entfernt, zerstreute sich die Masse der Smartphone-Knipser.
Als sehenswert erwies sich die Illumination der Schlossfassade. Durch alienhafte Plastikhauben vor Regen geschützte Projektoren warfen Bilder und Farben an die Wände; dazu erklang melodischer iberischer Gesang á la Dead can Dance (verantwortlich: die Produktionsfirma Forum InterArt).
Freundlicherweise sind gegenüber des Schlosses ein paar Kunststoffstühle aufgestellt, so dass man bequem zuschauen kann, wie das Bauwerk zur Musik in Licht getaucht wird.
Illumina endet zur Geisterstunde
Für Wurst, Reibekuchen und Getränke ist auch gesorgt. Die Schlangen sind allerdings auch märchenhaft lang.
Gut gefallen hat mir die Markierung des Wegs durch aromatische Wachskerzen und gelegentliche Flammenkörbe mit schönem Funkenwirbel.
Am Brückenpavillon schwammen dann allerlei Teelichter im Schlossgraben: innerhalb von Dreiecken gruppiert.
Vor Begegnungen mit echten Spukgestalten braucht übrigens niemand Angst zu haben. Pünktlich um Mitternacht ist die Veranstaltung (Beginn: 20 Uhr) jedesmal vorbei…
Weiterlesen:
Auf Schloss Dyck kann man auch heiraten. Mehr im Burgerbe-Artikel: „Zur Trauung nach Schloss Dyck, einst Heimat dickschädliger Raubritter“
Mehr Infos zur Veranstaltungen auf dem Schloss auf der Seite der Stiftung Schloss Dyck
Ein paar Bilder der Illumina auf Schloss Dyck: