Die fünfzackige Befestigung mit ihrem komplizierten System an Wassergräben und Zugbrücken ist nämlich genau so erhalten (beziehungsweise rekonstruiert worden), wie sie um 1742 ausgesehen hat – und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Die Idee der Sternfestungen war, einem Angreifer die Annäherung zu erschweren und ihn dann von mehreren Seiten aus im Vorfeld der Mauern unter konzentriertes Feuer zu nehmen, während man den feindlichen Kanonen und Gewehren möglichst wenig Angriffsfläche bietet.
Die penible sternförmige Anlage der Wälle und Gräben ist vom Boden aus schwer einzuschätzen und wird erst aus der Luft klar erkennbar.
Von den kriegserprobten spanischen Landsknechten, die sonst eher mit angespitzen eisernen Fallgattern und hoch aufragenden Steinmauern voller rauchender Schießscharten zu tun hatten, dürfte dieses freundliche Bild wahrscheinlich mit einem heiseren Lachen kommentiert worden sein. Allerdings: Sie kamen da nie rein.

Das Tor ist ein schmales Steingebäude, dahinter liegen keine weiteren Hindernisse. Wer einmal durch ist, ist im Herz der Festung. Der Kopfsteinpflasterweg Batteriestraat führt schnurgerade vorbei an ehemaligen Kasernen zum zentralen Platz mit dem Haus des Kommandanten. Heute ist in der „Commanderie“, Marktplein 4, ein Geschäft für Outdor-Kleidung.
1580 sah das noch anders aus. Die Spanier hielten Groningen besetzt, und die niederländischen Aufständischen hätten es ihnen gerne wieder abgenommen. Auf einem Sandrücken führte ein schmaler Weg durch die Moore und Sümpfe der Gegend zwischen Groningen und dem deutschen Lingen an der Ems.
Und an den bauten die Niederländer ihre Festung. Wilhelm von Oranien ließ eine Schanze mit fünf Bastionen anlegen.
Das dauerte erstmal, und die Spanier versorgten Groningen derweil einfach auf anderen Wegen. 1593 stellte Wilhelm Ludwig von Nassau die Festung fertig. Ein Jahr später konnten die Niederländer Groningen endlich wieder übernehmen.
Es ist auch das Jahr, auf das die Rekonstruktion Bezug nimmt. Die Entwicklung von mit Sprengstoff gefüllten Granaten machte die Sternfestungen dann im 19. Jahrhundert strategisch wertlos. Ein Angreifer konnte einfach mit einem Mörser im Bogen über die Wälle feuern und das gegen die Einschläge praktisch ungeschützte Innere der Festung in kurzer Zeit komplett zerstören.
Erst in den 1950er Jahren setzte ein rascher Niedergang ein, dem die Gemeinde Vlagtwedde mit dem Beschluss begegnete, die Festung wieder aufzubauen. Dazu mussten zum einen die Wälle und Wassergräben rekonstruiert werden.
Aber auch an der Bausubstanz tat man einiges. Die alte Bockwindmühle von Bourtange wurde 1832 verkauft, abgebaut und nach Ter Haar verlegt, wo sie heute noch steht.
Die heutige Bourtange-Mühle ist ein originalgetreuer Nachbau aus dem Jahr 1980. Liebevoll wurden auch die „Secreten“ wieder errichtet.
Die kleinen roten Holzhäuschen, die über die Wälle ragen, sind praktischerweise gleichzeitig Ausguck und Versteck für Scharfschützen – und können auch als Toiletten genutzt werden.
Die Festung ist in den Niederlanden sozusagen weltbekannt und bekan 2015 auch eine eigene Sonderbriefmarke.
Bourtange liegt nur ein paar Kilometer hinter der Grenze. Von deutscher Seite aus ist es leicht zu erreichen über die A31, Abfahrt Dörpen. Auf der Autobahn wird netterweise auch darauf hingewiesen.
Lage: Vesting Bourtange,
Willem Lodewijkstraat 33,
Bourtange, Niederlande
Website (mehrsprachig, auch deutsch)
Hier ein paar Videobilder:
Ich war im Sommer in Bourtange. Wie ich sehe, hat es im Winter auch seinen Reiz. 🙂
Schönen Bericht hast du da gemacht. Wie michael schon sagt, Kriegszüge im Winter waren eher selten aber theoretisch hätten sie realtiv rüber schlittern können 😉