Wilhelm von Oranien plante auf Schloss Dillenburg




Der Wilhelmsturm über den Kasematten von Schloss Dillenburg (Foto: Meins / Bild oben: Wilhelm von Oranien in jungen Jahren / gemeinfrei)[/caption]
Der Wilhelmsturm über den Kasematten von Schloss Dillenburg (Foto: Meins / Bild oben: Wilhelm von Oranien in jungen Jahren / gemeinfrei)
[/caption]Dass die Vereinigten Provinzen der Niederlande gegen die übermächtigen Habsburger schließlich ihre Unabhängigkeit erkämpften, hat viel mit einem eher wortkargen Fürsten aus dem hessischen Dillenburg zu tun. Wilhelm von Oranien (1533-1584) kam im Dillenburger Schloss zur Welt.

Der elfjährige Wilhelm von Nassau-Dillenburg wurde durch den Kriegstod eines Onkels zu dessen Erben – und somit zu einem der reichsten Adeligen der Niederlande. Kaiser Karl V. holte ihn aus dem engen Dilltal an seinen Hof nach Brüssel, zwecks Indoktrinierung Erziehung.


Später wird der junge Mann Statthalter in Holland, Zeeland und Utrecht und in dieser Position 1564 in den Beginn des 80-jährigen Krieges um die Freiheit der Niederlande hineingezogen.

Im niederländischen Staatsrat führte Wilhelm die Reihen derjenigen an, die gegen die spanische Willkürherrschaft und die Inquisition protestierten. Er übernahm auch den Befehl über aufständische Truppen.



Wilhelm-von-Oranien-Denkmal auf dem Gelände von Schloss Dillenburg
Wilhelm-von-Oranien-Denkmal auf dem Gelände von Schloss Dillenburg

Doch die Verbindung mit Dillenburg riss nicht ab. Als es für ihn ziemlich schlecht lief, flüchtete Wilhelm 1567 zurück auf Schloss Dillenburg und koordinierte von hier aus den Widerstand gegen die Spanier. Der Kaiser zog daraufhin seine Güter ein.

Angesichts der turbulenten Zustände an der Nordseeküste hielt es den Prinzen von Oranien nur fünf Jahre in Hessen. 1572 verlegte „Wilhelm der Schweiger“ seine Residenz dann ins befestigte Delft.

1581 proklamierten sieben niederländische Provinzen ihre Unabhängigkeit, und der Dillenburger – inzwischen Calvinist – wurde ihr erster Statthalter. Drei Jahre später gelang der katholischen Gegenseite ein erfolgreicher Mordanschlag auf ihn in Delft.

Die Niederländer haben den Hessen den Export ihres Fürsten und den Einsatz von Schloss Dillenburg als Widerstands-Hauptquartier nicht vergessen. Dass auf dem ehemaligen oberen Schlosshof von 1872 bis 1875 der imposante Wilhelmsturm errichtet werden konnte, ist in erster Linie einer Finanzspritze der Prinzessin Marianne der Niederlande fürs „Slot Dillenburg“ zu verdanken.

Schloss Dillenburg 1655 (Bild: Wikipedia/Merian)
Schloss Dillenburg 1655 (Bild: Wikipedia/Merian)

Davor steht heute eine Statue des Freiheitshelden mitsamt Hund, im Jahr 2000 von Königin Beatrix enthüllt – ein beliebtes Reiseziel für Niederländer. Jeder vierte der rund 20.000 jährlichen Besucher des Wilhelmsturms soll übrigens aus den Niederlanden stammen.

Wenn man schon mal da ist, sollte man das Oranien-Nassauische Museum im Wilhelmsturm (Objekte zur Geschichte von Nassau und Oranien-Nassau) und eine Führung durch die ausgedehnten Katakomben nicht verpassen. Im Museum findet sich auch eine Multimedia-Installation, die zeigen soll, wie das Schloss einmal ausgesehen hat.

Der Wilhelmsturm von der Seite
Der Wilhelmsturm von der Seite

Eine erste Burg wurde Ende des 13. Jahrhunderts (in der Literatur ist auch von 1130 die Rede) durch den oranischen Zweig des Hauses Nassau auf dem Schlossberg gebaut. Sie war allerdings komplett aus Holz und ging bei der knapp hundert Jahre dauernden Dernbacher Fehde in Flammen auf (kein Wunder…)

Das Schloss entstand neu und wurde später eine prächtige Renaissance-Festung. Bilder lassen ein Ähnlichkeit zum Marburger Schloss vermuten. Wilhelm von Oranien logierte also durchaus standesgemäß.

Hätten die Habsburger versucht, ihn da zu erwischen, hätte er einfach abtauchen können. Die Kasematten sind die weitläufigsten Anlagen dieser Art Westdeutschlands aus dem 15. Jahrhundert.

Das System aus weitverzweigten unterirdischen Bollwerken machte die Dillenburg für einen frontal angreifenden Gegner praktisch uneinehmbar. Bis zu 2000 Soldaten konnten dort Unterschlupf finden.

Blick von der Einfahrt nach Dillenburg aufs Schloss
Blick von der Einfahrt nach Dillenburg aufs Schloss

Nachdem das Gebäude den Dreißigjährigen Krieg überstanden hatte, wurde es dann im Juli 1760 im Siebenjährigen Krieg von vorbeiziehenden französischen Truppen durch Beschuss mit glühenden Kanonenkugeln teilweise zerstört. Zu diesem Zeitpunkt lagen gerade englisch-hannoversche Truppen unter Herzog Ferdinand von Braunschweig auf der Festung.

Um keine weitere desaströse Belagerung durch eine der umgebenden Mächte zu riskieren, entschloss sich die nassauische Landesregierung nach Kriegsende, die beschädigte Festung besser zu schleifen. Die Verteidigungsanlagen wurden gesprengt und abgetragen, Gräben und Kasemattengänge mit Schutt und Erde verfüllt.

Ein Großteil der anfallenden Steine wanderte als Baumaterial in die am Fuß des Burgbergs liegende Stadt Dillenburg, vor allem in die Häuser der heutigen Wilhelmstraße. Vom Schloss blieben nur Ruinen und das Stockhaus, das ehemalige Gefängnis.

Blick auf Dillenburg vom Schlossberg aus.
Blick auf Dillenburg vom Schlossberg aus.

Die Nachgiebigkeit gegenüber den Großmächten half den Nassauern auch nicht weiter. Unter der napoleonischen Besetzung wurde das Land dem neugegründeten Großherzogtum Berg zugeschlagen.

Das nach dem Wiener Kongress neugegründete, größere Herzogtum Nassau fällt 1866 nach dem Deutschen Krieg an Preußen. Dort wird Dillenburg Teil der Provinz Hessen-Nassau.

Die verfüllten Kasematten werden dann in den 1930er und 1960er Jahren zu etwa einem Drittel wieder geräumt. Der Rest wartet noch auf Ausgräber…

Heute kümmert sich die 2006 gegründete Schlossberg-Bauhütte, eine Projektgruppe des Dillenburger Museumsvereins, um Erforschung, Erhalt und die weitere Freilegung der Anlagen.




Der Wilhelmsturm von der Rückseite aus
Der Wilhelmsturm von der Rückseite aus

Im Rahmen des Museumsvereins gibt es sogar eine Reenactment-Gruppe, die sich auf das 18. Jahrhundert spezialisiert hat.

Kasematten-Führung

Die Führung durch den freigelegten Teil der Dillenburger Kasematten dauert etwa 45 Minuten. Höhepunkt und Abschluss ist der Besuch der „Löwengrube“, des 62 Meter tiefen Brunnen und des „Rubensgefängnisses“ (Jan Rubens, der Vater des Malers Peter Paul Rubens, saß dort ein).

Der Museumsverein bemüht sich, weitere Teile der Verteidigungswerke zu erschließen, etwa das so genannte Heimliche Gericht, ein Raum, der als Gerichtsstätte oder vielleicht auch als Folterkammer gedient haben mag.

Links: Wikipedia-Eintrag zu Dillenburg. Ein recht informativer Beitrag steht auf der Seite des Deutschlandfunks.

Lage: Schlossberg, 35683 Dillenburg

dillenburg7dillenburg8dillenburg9 Bilder: Meine, falls nichts anderes dabei steht (Anklicken zum Vergrößern)



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