Deutschlands Castel-Top-10 bei CNN.com (Screenshot der mobilen Seite). Bild oben: Schloss Colditz / SKOMP46866 / Lizenz: CC-BY-SA 3.0Deutschland besteht in den großen US-Medien nicht nur aus Merkel, Hitler, Bier und dem Mauerfall. Es wird auch gern über Schlösser und Burgen berichtet. Für CNN stellt Reisejournalist John Malathronas jetzt „Germany’s 10 best castles“ vor (zwischen Burgen und Schlössern wird nicht unterschieden).
Nach welchen Kriterien er diese Auswahl getroffen hat, bleibt schleierhaft. Ausschlaggebend war wohl der Bekanntheitsgrad im angelsächsischen Sprachraum und die Qualität der Fotos.
Schloss Neuhaus: Eckturm mit WassergrabenWer mittags das Gelände von Schloss Neuhaus in Paderborn betritt, wird erstmal mit massiven Pubertätsproblemen konfrontiert. Horden von hormongesteuerten Teenies laufen herum und geben Kommentare ab wie: „Marcel hat mich überhaupt nicht beachtet, dabei hab ich eine Stunde lang nur ihn angesehen. Er wird mich nie lieben! Wääääähhhhh…!“
Ich fand es ja toll, dass so viele Schüler gleichzeitig einen Ausflug zu so einem bedeutenden Schloss machen und schaute mich nach den begleitenden Pädagogen um, in der Hoffnung, vielleicht einen kostenlosen Vortrag zur Schlossgeschichte zu erhaschen.
Aber kein Lehrer kam in Sicht. Typisch, kaum auf Reisen, schon verdrücken sich die beamteten Erzieher ins nächste Café und verprassen meine Steuern mit Kirschsahne.
Schloss Bürresheim in der Eifel: Bei indiana Jones-Fans besser bekannt als Schloss Brunwald / Fotos: Burgerbe.deIndiana Jones gerät je gerne vor Traumkulissen in Schwierigkeiten. Man denke nur an die Szenen in Petra/Jordanien, als er hinter dem Heiligen Gral her war.
Doch um da hin zu kommen, musste er in „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ (dritter Teil der Saga) erstmal seinen Vater Prof. Jones Senior (der unerschütterliche Sean Connery) in einer tollkühnen Aktion aus den Klauen der Nazis befreien.
Die braunen Finsterlinge hielten den Archäologen nämlich auf „Schloss Brunwald“ im tiefsten Süddeutschland fest.
Der Mops von Schloss Moyland / Foto: Burgerbe.deDie Tür zum Hauptgebäude von Schloss Moyland mit seiner großen Joseph-Beuys-Sammlung bewacht kein feuerspeiender Drache oder zumindest ein zähnefletschender Tiger, sondern ein ordinärer, nunja, ein Mops. Der Vierbeiner steht auf einem kleinen Sockel am Fuß des linken Treppengeländers. Lebensgroß aus Bronze.
Gut, ein Wolf am anderen Geländer ist auch noch da (etwas kleiner als der Mops), aber in erster Linie fällt der rundliche Hund mit Schlabberöhrchen, etwas knautschiger Stirn und hochgezogener Schnauze ins Auge. Der linke Vorderlauf ist angehoben, als ob er gerade irgendwohin tapsen wollte.
Was soll das? Was hat sich der Kunstprofessor Hans Karl Burgeff dabei gedacht, 1996 einen Bronze-Mops vors Museum zu setzen? Zuvor standen dort ein paar deutlich repräsentativere Löwen.
Fragen kann man ihn nicht mehr, der Bildhauer ist 2005 verstorben.
Der Innenhof von Schloss Moyland mit der „Mops- und Wolf“-TreppeWenn man der Wikipedia glauben darf, erinnert das Tierchen an den Besuch von Sir Winston Churchill auf dem Schloss (dann wäre der Mops aber eher ein „British Bulldog“). Der Premierminister seiner Majestät kam im März 1945 an den Niederrhein, um beim Rheinübergang der alliierten Truppen zwischen Wesel und Rees dabeizusein.
Er fand das im Krieg unzerstörte Schloss noch voll eingerichtet vor. Auch der Raum, in dem der frisch gekrönte junge Preußenkönig Friedrich II. im Herbst 1740 mit seinem Lieblingsphilosophen Voltaire angeregt debattiert hatte, war noch im 200 Jahre alten Originalzustand erhalten.
Churchill war wohl einer der Letzten, die dies sehen konnten. Wenige Wochen später wurde das Schloss geplündert.
Der Wolf neben dem Bulldoggen-Mops soll an den „bissigen“ Voltaire erinnern. Churchill und Voltaire: Ein würdiges Paar für ein Schloss-Entrée, hinter dem die Beuys-Sammlung der Brüder van der Grinten wartet…
Ein Besuch auf Schloss Moyland bei Kalkar am linken Niederrhein ist übrigens immer empfehlenswert. 2013 war dort die Ausstellung „Achtung, Kunst!“ zu sehen.
Wer sich ein Bild der flachen Landschaft machen möchte, kann die 104 Stufen des Nordturms hinaufklettern und den Blick über niederrheinische Weiten schweifen lassen…
Schloss Moyland
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