Der Wittelsbacher Ausgleichsfond (WAF) hat Schloss Bullachberg in Schwangau gekauft. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.
Verkäuferin ist die Unternehmerin und Landwirtin Elisabeth von Elmenau. Sie war seit 2012 im Besitz des stattlichen Landhauses und betrieb im Schloss Ferienwohnungen, eine kleine Bio-Landwirtschaft und ein Hoftheater.
Zu Schloss Bullachberg gehören auch 19 Hektar landwirtschaftliche Flächen, Wald und Wiesen.
Dem Ausgleichsfond gehört neben diversen Immobilien im Raum München in Hohenschwangau selbst auch
- das Museum der bayerischen Könige
- ein moderner Hotelbetrieb
- das benachbarte Schloss Hohenschwangau, einer der Touristenmagneten Bayerns.
Das Foto oben stammt aus Wikipedia / Wolkenkratzer / CC-BY-SA 3.0
Michael Kuemmerle, Vorsitzender der Geschäftsführung des WAF, teilt in einer Pressemitteilung mit: „Wir sind sehr froh, die einmalige Gelegenheit zum Kauf der Flächen und des Landhauses nutzen und unseren bisherigen Bestand am Ort sinnvoll ergänzen und abrunden zu können.“
Fonds will Schloss vermieten
Laut der Mitteilung plant der WAF, das Schloss zu vermieten. Landwirtschaftliche Grundstücke sollen verpachtet und eigene Flächen arrondiert werden.
Was ist der Wittelsbacher Ausgleichsfond?
Der Fond (mit Krone im Logo) wurde 1923 gegründet. Zum einen, um „das ihm anvertraute kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach zu bewahren“ und zum anderen „den Versorgungsauftrag für das Haus Wittelsbach zu gewährleisten“.
Der Fond zahlt aus seinem Überschuss jedes Jahr hohe Summen an die Mitglieder des Hauses Wittelsbach. Laut Süddeutscher Zeitung flossen im Geschäftsjahr 2021 15 Millionen Euro.
Die bayerische Staatsregierung sieht keinen rechtlichen Handlungsspielraum dafür, dieses Konstrukt zu verändern.
Schloss von 1907
Schloss Bullachberg ist noch nicht wirklich alt. In den 1840 Jahren ließ der damalige bayerische Kronprinz und spätere König auf dem Berg eine Vogelhütte errichten.
Das Schloss selbst stammt aus dem Jahr 1907. Ein Münchner Unternehmer beauftragte dafür den Architekten Eugen Drollinger, der auch beim Bau des nahen Schloss Neuschwanstein beteiligt war.
Schloss Neuschwanstein gehört heute übrigens nicht mehr den Wittelsbachern, sondern dem Freistaat Bayern.
1927 kaufte der begeisterte Jäger und Eishockey-Fan Prinz Raphael Rainer von Thurn und Taxis Schloss Bullachberg.
Der Adelige, engagiert in der CSU, bewohnte das Schloss bis zu seinem Tod 1993.
Porsche und Schloss Bullachberg
Der nächste große Fan des Schlosses war Wendelin Wiedeking, zur Jahrtausendwende starker Mann bei Porsche.
Sechs Millionen Euro soll die Porsche AG hingeblättert haben, um das Schloss mitsamt Grundstück 2006 aus der Insolvenzmasse derer von Haus Thurn und Taxis zu kaufen.
Wiedeking wollte hier ein Luxushotel errichten, vornehmlich für asiatische und US-Touristen mit Vorliebe für schnelle Sportwagen.
Doch daraus wurde nichts. Jahrelang döste das Schloss (900 Quadratmeter Jugendstil auf drei Stockwerken) vor sich hin.
Dann kam nach 2009 die Integration des Stuttgarter Autobauers in den VW-Konzern. Und Porsche unter der Oberhoheit der Wolfsburger und ohne Wiedeking hatte kein Interesse mehr an einem Schloss mit Blick auf Neuschwanstein.
2012 griff Elisabeth von Elmenau zu. Für sie wurde damit der Traum wahr, „einmal ein Schloss zu besitzen“.
Preise für von Elmenau
Für die Restaurierung des Schlosses erhielt von Elmenau 2017 den Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung. 2020 gehörte sie zu den Preisträgern des Denkmalschutzpreises des Landkreises Ostallgäu.
Was hat das Schloss mit Ludwig II. zu tun?
Erstmal nichts. Schloss Bullachberg liegt lediglich in der Nachbarschaft des bayerischen Königsschlosses Neuschwanstein, das Ludwig II. bauen ließ. Der „Märchenkönig“ war nie auf Schloss Bullachberg, da dieses erst gut 20 Jahre nach seinem Tod errichtet wurde.
Fazit: Schloss nicht zu Geld machen
Es bleibt zu hoffen, dass die neuen Eigentümer die Arbeit von Frau von Elmenau nachhaltig fortsetzen und nicht den schnellen Profit zugunsten einer bayerischen Adelsfamilie im Auge haben.
Der Bayerische Rundfunk zu Besuch bei Elisabeth von Elmenau auf Schloss Bullachberg:
YouTube-Bilder von Schloss Bullachberg aus dem Jahr 2012:
Weiterlesen:
Die Deutsche Presseagentur (dpa) meldet den Verkauf. Mehrere Medien bringen die Agenturmeldung. Merkur-Online z.B. unter der offenbar mit Blick auf SEO-Kriterien erstellten Überschrift: „Nach langen Spekulationen: Märchenschloss verkauft – „Anwesen kommt wieder in gute Hände““ (Link zum Artikel)
Die Pressemitteilung des WAF mit dem sperrigen Titel „Wittelsbacher Ausgleichsfonds erwirbt landwirtschaftliche Flächen sowie Immobilie „Schloss Bullachberg“ in Hohenschwangau“ ist hier zu finden.
Die Website von Schloss Bullachberg pausiert gerade.
Fuer die zukuenftigen Generationen zur Verfuegung stehen.