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Multimillionär kauft Burg Hohneck (Heimburg) am Rhein: Was plant er?

Die Heimburg über Niederheimbach ist verkauft / Foto: gemeinfrei / Foto oben: Wikipedia / Alexander Hoernigk / CC-BY-SA 4.0
Was könnte die Sammlung eines vielfachen Millionärs krönen, der schon alles hat und sich alles leisten kann? Wie wäre es mit einer mittelalterlichen Burg am Rhein. Und zwar da, wo der Lauf des Flusses am malerischsten sein soll.

Das dachte sich wohl auch der israelische Multimillionär Alexander Dragilev. Der Unternehmer mit ukrainischen Wurzeln hat sich jetzt Burg Hohneck in Niederheimbach gekauft – mitten im UNECO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Die Burg wird auch Heimburg genannt, nicht zu verwechseln mit der Burg Heimburg im Harz.

Das berichtet die Allgemeine Zeitung in ihrem kostenpflichtigen Teil.
Wieviel der Käufer für die historische Imobilie bezahlt hat, wurde nicht bekannt. Es wird sicher mehr als ein Euro gewesen sein…

Die Burg Hohneck/Heimburg liegt auf dem Uferfelsen zwischen Bingen und Bacharach. Im Blick hat sie den Rhein und die Weinberge des gegenüberliegenden Ufers.

Wunsch nach teilweiser Öffnung der Burg Hohneck (Heimburg)

Die Burg war bislang in Privatbesitz und öffentlich nicht zugänglich. Laut Allgemeiner Zeitung hofft man in der Ortspolitik nun auf Gespräche mit dem Investor und zumindest eine Teilöffnung der Heimburg für die Öffentlichkeit.

Über die Pläne von Dragilev ist noch nichts bekannt. Er ist allerdings in Sachen Burgen kein Unbekannter.

Mehrere Jahre lang war Dragilev Eigentümer der Burg Möckmühl bei Heilbronn. Dort soll Götz von Berlichingen einst Belagerern sein Götz-Zitat entgegengerufen haben

Luftbild der Burg Hohneck / Foto: Wikipedia / © MFSG / CC-BY-SA 3.0
Dragilevs Leute bauten die Burg Möckmühl ab 2011 zu einem von weltweit mehreren Ashrams aus, zu einem Tempel der „Sri Chaitanya Saraswat Math“-Bewegung.

Der stets gegenüber Medien und Besuchern sehr transparent agierende Dragilev erntete sehr freundliche Schlagzeilen in den Medien. Zu Reichtum gekommen ist er durch den Verkauf asiatischer Kunstgegenstände und Souvenirs.

2017 verkaufte Dragilev die Burg Möckmühl für einen Betrag von ca. 1,9 Millionen Euro an einen Banker. Jetzt also hat der Millionär also ein neues historisches Gebäude.

Der gescheiterte Kauf von Burg Treis

2020 hatte Dragilev bereits einen Kaufvertrag für die Burgen Treis und Wildburg in Treis-Karden in der Tasche. Er wollte dort mit seiner Tochter und Enkelkindern leben und Literatur übersetzen.

Das scheiterte jedoch am örtlichen Gemeinderat, der nach mehreren nichtöffentlichen Sitzungen die Option eines verbrieften Vorkaufsrechts nutzte.

Die Zeitschrift „Blick aktuell“ brachte unter dem Titel „Wildburg und Burg Treis gehen an die Kommune“ einen ausführlichen Artikel zu den Hintergründen des gescheiterten Verkaufs (Link).

Die Geschichte der Burg Hohneck am Rhein

Erauer der Burg Hohneck/Heimburg war zwischen etwa 1290 und 1305 der Erzbischof von Mainz. Sein Nachbar, der Pfalzgraf bei Rhein, hatte sich (widerrechtlich) die benachbarten Befestigungen Burg Sooneck und Burg Reichenstein gesichert.

Darauf musste der Kirchenfürst reagieren und sein Gebiet schützen. Und eine Burg an der Mündung des Heimbachs in den Rhein, auf dem so viele Handelsschiffe der reichen Kaufleute unterwegs waren, war ja immer eine gute Idee.

Ein paar Kilometer weiter südlich war zudem eine im Mittelalter durch Klippen unpassierbare Stelle, später bekannt als „Binger Loch“, die dem Bischof Einnahmen brachte. Die Fracht musste in Bingen, das zum Erzbistum gehöre, kostenpflichtig für ein paar Kilometer in kleinere Boote umgeladen oder ein Stück auf Uferwegen transportiert werden.

Der Erzbischof ließ eine etwa quadratische Burg anlegen. Mit einer mächtiger Schildmauer Richtung Rhein und zwei Rundtürmen. Der südliche wurde der Bergfried, der Hauptverteidigungsturm.

Als sich das Mainzer Gebiet 1344 ausdehnte, lag die Heimburg plötzlich nicht mehr an der Grenze und verlor somit ihre strategische Bedeutung. Sie wurde 1438 Sitz eines Mainzer Gerichts.

Mit dem Aufkommen der Kanonen im Mittelter und der Weiterentwicklung zu immer durchschlagskräftigeren Modellen in der Frühen Neuzeit waren solche exponierten Burgen bald auch militärisch sinnlos geworden. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) zerstörten Truppen des Sonnenkönigs die Burg.

Die Ruine der Burg Hohneck (Heimburg) um 1830 vor dem Wiederaufbau / Bild: gemeinfrei
Ab 1866 – im Zuge der Rheinromantik begann der Wiederaufbau der Ruine im neuromantischen Stil. Also so, wie man sich damals Bauten eines idealisierten Mittelalters vorstellte: Mit reichlich Zinnen und Türmchen. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts läuft eine Bahnlinie unterhalb der Burg durchs Rheintal.

Hugo Stinnes ließ umbauen

1920 kaufte Nora Dunlop die Burg für eine Million Mark. Sie war die Schwägerin des Industriellen Hugo Stinnes. Dieser kümmerte sich zunächst um die Abwicklung des Kaufs und anschließend bis zu seinem Tod 1924 um die von der Millionärsfamilie gewünschten Umbauten.

Die Burg Hohneck wurde zum repräsentativen Wohnsitz und Gästehaus der bedeutenden Industriellenfamilie.

Das Großbauprojekt bedeutete für viele Menschen im Ort Arbeit in den Inflationsjahren der Weimarer Republik. Die Burg blieb bis zum Jahr 1965 im Eigentum der Familie. Seitdem ist sie weiter in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.

Wandertipp: Der Siebenburgenblick

Kleiner Wander- und Aussichtstipp: Wer Burg Hohneck und gleich sechs(!) weitere Mittelrheinburgen auf einmal sehen möchte, dem sei der Aussichtsturm „Siebenburgenblick“ bei Niederheimbach empfohlen. Der hölzerne Turm mit 42 Stufen aus dem Jahr 1974 steht am Rhein-Burgen-Wanderweg nordwestlich von Niederheimbach.

Zu sehen sind von der Aussichtsplattform in elf Metern Höhe aus neben der Burg Hohneck auch die Burgen Sooneck und Stahleck, Schloss Schoeneck und die Ruinen der Kammerburg, der Burg Fürstenberg und die Ruine Nollig.

Und so sieht das auf YouTube aus:

Die nächstgelegene Burg ist Burg Sooneck.

Quellen:

Der Artikel von Christine Tscherner in der Allgemeinen Zeitung unter dem Titel „Israelischer Multimillionär kauft Burg in Niederheimbach“ ist im kostenpflichtigen Online-Angebot der Zeitung verfügbar (Link zu den ersten Sätzen).

Die empfehlenswerte Seite „Welterbe Mittelrheintal“ schreibt detailliert über Burg Hohneck, speziell über den romantisierenden Wiederaufbau im 19. Jahrhundert: „Die Heimburg über Niederheimbach ist auch als Burg Hohneck bekannt“ (Link zum Artikel)

Ausführliches zur langen Geschichte der Heimburg kann man auch bei Regionalgeschichte.net nachlesen.

Mehr zum Siebenburgenblick steht auf der Seite der Gemeinde Niederheimbach.

Die Geschichte der Sooneck

Zur Geschichte der benachbarten Burg Sooneck gibt es auch einiges zu sagen. Um es vorwegzunehmen, so mittelalterlich wie sie ausschaut, ist sie nicht.

Zwar entstand die Anlage als mittelalterliche Zollburg, ursprünglich im Besitz des Abtei Kornelimünster. Doch das war nur pro Forma.

Tatsächlich hatten die Geistlichen hier, ab dem Moment nichts mehr zu sagen, als sie die Burg an die Herren von Hohenfels zur Verwaltung übergeben hatten. Denn um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg zum gefürchteten Raubritternest in strategisch bester Lage.

Truppen des Rheinischen Städtebundes belagerten die Burg im Jahr 1254, um mit dem lästigen räuberischen Unwesen Schluss zu machen.
Das klappte allerdings nur kurzzeitig. Offenbar war das reiche Beute Machen an der von Händlern viel genutzten Rheinroute einfach zu lukrativ.

Und die Raubritter hatten nun mal keine andere Ausbildung.

Heute erzählen Sagen von diese Zeiten. Überliefert ist zum Beispiel die Geschichte vom blinden Schützen – einem talentierten Bogenschützen, den die grausamen Herrn von Sooneck blenden ließen. Er soll sich daraufhin auch ohne Augenlicht mit einem zielsicher-tödlichen Pfeil blutig gerächt haben.

Schließlich musste der deutsche König Rudolf von Habsburg 1282 selbst mit einem Heer auf den Plan treten, um die Raubritter zu stoppen. Die Burg wurde erobert, zerstört und der Wiederaufbau verboten.

Gut 70 Jahren blieb der Ort eine Ruine. Erst 1349 durfte der Mainzer Kurfürst den Felsen wieder befestigen. Die Verwaltung übernahmen in den folgenden Jahrhunderten die Familien von Waldeck und von Breidbach – ohne in die Versuchung zu geraten, aus der Höhe erneut Händler auszurauben.

Es hätte friedlich-verschlafen weitergehen können. im Zeitalter weit reichender Kanonen hatten solche Burgen ohnehin keinen strategischen Nutzen mehr. Doch es lief anders.

Das endgültige Aus für die mittelalterliche Befestigung kam 1689. Französische Truppen fielen im Zuge des sogenannten Pfälzischen Erbfolgekrieg in der Region ein und zerstörten reihenweise Burgen.

Die bereits verfallende Burg Sooneck gehörte dazu. Alles im Namen von Ludwig XIV., des selbsternannten Roi du Soleil.

Preußens Prinzen kaufen am Rhein

Dass man Burg Sooneck heute besichtigen kann, ist den preußischen Steuerzahlern zu verdanken,

1834 kauften preußische Prinzen um den Thronfolger und späteren König Friedrich Wilhelm IV. die Anlage. Der Mittelrhein war durch den Wiener Kongress als preußische Rheinprovinz erst gut 20 Jahre zuvor unter preußische Herrschaft gekommen.

Die Rheinromantik war in dieser Zeit gerade groß in Mode. Die Prinzen begannen, die frühere Ruine zum Jagdschloss auf- und auszubauen. Durchaus ein Mammutprojekt.

Der mit dem Wiederaufbau beauftragte Militärarchitekt Carl Schnitzler war 1861 schließlich fertig. Historisch, also mit Bezügen zur mittelalterlichen Burg der Raubritter und Mainzer Erzbischöfe, sind eigentlich nur noch die Grundrisse.

Die Fassaden und die dekorativen Türmchen und Zinnen sind eine architektonische Fiktion. So romantisierend stellte man sich in adeligen Kreisen eben das „deutsche Mittelalter“ vor.

Als Ausgangspunkt für Treibjagden der Preußen-Prinzen in den Wäldern am Rhein hat die Burg mit bestem Rheinblick allerdings nie gedient. Aus hohenzollernschen Zeiten hat sich aber zumindest die biedermeierliche Einrichtung erhalten.

Nach dem Ersten Weltkrieg hatten die Hohenzollern hier nichts mehr zu melden.

Heute gehört Burg Sooneck dem Land Rheinland-Pfalz und wird von der Generaldirektion kulturelles Erbe RLP verwaltet.