Eisenzeit-Waffenlager auf Wallburg Wilzenberg entdeckt

Der Wilzenberg heute / Foto: Wikipedia / Jörg Braukmann / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Teile der Funde / Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Hermann Menne
Bevor die Römer ins Sauerland kamen, war diese Ecke Westfalens wohl nicht die Friedlichste.

Davon erzählt ein einzigartiger Fund von 40 Speer- und Lanzenspitzen, außerdem Bruchstücken von Schildbuckeln und Pferdegeschirrteilen sowie Werkzeugen auf dem Gelände der einstigen Wallburg Wilzenberg nahe der Stadt Schwallenberg.

Es ist der bislang größte Waffenhortfund aus der Eisenzeit in Nordrhein-Westfalen. Der Fund von etwa 100 Einzelteilen hätte gereicht, um 30 bis 40 Bewaffnete auszustätten. Er lässt interessante Rückschlüsse auf die Welt der Krieger zur Zeit der Kelten zu.

Die Archäologen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) haben die Ergebnisse einer dreijährigen Suche jetzt zusammen mit der Stadt Schmallenberg vorgestellt.

Waffen unbrauchbar gemacht. Warum?

Die gefundenen Waffen und Werkzeuge waren wohl in der Zeit zwischen 300 vor Christi und Christi Geburt unbrauchbar gemacht und einfach liegengelassen worden. Mit der Zeit versanken sie im Boden.

Teile des Waffendepots aus dem Jahr 1950.
Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Hermann Menne
Die Metallgegenstände lagen dicht unter der Erdoberfläche, wo sie Matthias Dickhaus mit seinem Metalldetektor aufspürte. Der Heimatforscher untersuchte das Wallburg-Gelände im Auftrag des LWL und dokumentierte seine Funde penibel.

Es waren nicht die ersten verbogenen Waffen, die am Wilzenberg entdeckt wurden. Bereits 1950 waren erste Schwerter auf dem Wallburg-Gelände entdeckt worden.

Die besondere Wallburg

Auf der Kuppe des Wilzenbergs sind bis heute die Reste von Wällen sichtbar. In den drei Jahrhunderten bis zum Jahr Null befand sich hier eine etwa sechs Hektar große Befestigung aus Holz, Steinen und Erde, eine Wallburg.

Diese muss für die Menschen der Umgebung eine besondere Bedeutung gehabt haben.

„Denkbar ist nach aktueller Forschungslage, dass im Umfeld des Wilzenbergs ein Kampf stattfand und die Sieger ihren Triumph vollendeten, indem sie die erbeuteten Waffen, Gürtel und Pferdegeschirre auf die Wallburg brachten“, erklärt LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler.

Die Sieger haben offenbar viele der Stücke mutwillig beschädigt, bevor sie dann auf dem Wilzenberg zur Schau gestellt und sich selbst überlassen wurden. Für die Kelten war es Usus, erbeutete Waffen unterlegener Gegner rituell zu zerstören.

Besonders in den letzten Jahrhunderten vor Christi wurden im Raum zwischen Frankreich und der Slowakei immer wieder Depots mit mutwillig deformierten Waffen angelegt.

Nun kann der Hortfund vom sauerländischen Wilzenberg möglicherweise Forschungslücken schließen.

Das Gelände der Wallburg Wilzenberg heute / Foto: Wikipedia / Wolfgang Poguntke / CC-BY-SA 3.0

Krieger auf Streitwagen

Unter den Fundstücken macht eines die Forscher besonders neugierig: Ein Teil einer sehr seltenen Art einer Pferdetrense. Sie gehörte offenbar zum Zaumzeug für das Führen eines Streitwagens – ein gern von den Kelten genutztes Waffensystem. Das Gebissstück ließ eine sehr präzise und direkte Lenkung des Pferdes und damit des Streitwagens zu.

Durch Ausgrabungen konnte 2020 rekonstruiert werden, wie die Stücke, die nicht bewusst vergraben wurden, in den Boden kamen: Die Sieger stumpften die Schneiden der Lanzen- und Speerspitzen ab oder verbogen sie, zerbrachen eiserne Schildbuckel und ließen sie einfach liegen. Im Lauf der Jahrhunderte versanken die Überreste im Erdreich.

„Die Beschädigungen entstanden eindeutig nicht während eines Kampfes, und folglich ist der Wilzenberg kein Schlachtfeld“, betont Zeiler. Diese Ereignisse spielten sich in der jüngeren Eisenzeit ab.

Da die Waffen nicht genau datierbar sind, sei es nicht klar, ob hier über Jahrhunderte Waffen beschädigt und niedergelegt wurden oder ob dies im Rahmen eines einzigen Ereignisses stattfand.

Auf dem Wilzenberg befand sich dann im 9. bis 10. Jahrhundert nach Christi eine weitere Wallburg. Auf dem Gipfel des Wilzenbergs steht heute ein 17 Meter hoher stählerner Aussichtsturm, der Wilzenbergturm.

Der heilige Berg des Sauerlands

Dank eines 900 Jahre alten Klosters wurde der Wilzenberg zu christlicher Zeit zur Wallfahrtsstätte und zum „Heiligen Berg des Sauerlands“. Vielleicht war er dies ja auch schon in der Eisenzeit…

Ob die Waffen nun von keltischen oder germanischen oder anderen Stämmen dort abgelegt wurden, ist übrigens nicht klar.

Spannende Geschichten über die Kelten erfährt man übrigens auch im Freilichtmuseum Heuneburg. Dort wurde sogar der Schatz einer Keltenfürstin gefunden.

Weiterlesen:

Quelle dieses Artikels ist die Pressemitteilung des LWL: „LWL-Archäologie präsentiert Funde:
Größter eisenzeitlicher Waffenhort in NRW auf der Wallburg Wilzenberg entdeckt“ (Link zur Pressemitteilung)
Auch der Sauerlandkurier war bei der Vorstellung der Ergebnisse der Grabung. Der entsprechende Artikel „Größter eisenzeitlicher Waffenhort in Nordrhein-Westfalen auf Wilzenberg entdeckt“ ist hier zu finden.