Gronau: Reste einer Wasserburg unter Tiefgarage gefunden



Die Wetterfahne in Form eines Schwans wird freigelegt.
Foto: W. Essling-Wintzer / LWL-Archäologie für Westfalen / Bild oben: Rest des Bergfrieds / Foto: Hartmut Springer / Untere Denkmalbehörde der Stadt Gronau
Kaufhaus-Besucher in Gronau (Münsterland) haben ihre Autos jahrzehntelang über den Resten einer mittelalterlichen Wasserburg geparkt.

Das kam bei einer archäologischen Grabung heraus, die auch viele überraschende Funde aus der Zeit der Burg ans Tageslicht brachte.

Hintergrund: Von 1365 erstmals erwähnten einstigen Wasserburg Gronau ist seit Jahrhunderten oberirdisch nichts mehr zu sehen. Die Burg war im Lauf der Zeit zu einem Renaissanceschloss geworden.

Schloss als Witwensitz

Die Witwen der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda verbrachten hier im 17. Jahrhundert ihren Lebensabend.

Die Stadt hatte das Schloss der fürstlichen Familie 1942 für 81.000 Reichsmark abgekauft und die Gebäude verfallen lassen.

Im Oktober 1964 machte Gronau dann kurzen Prozess und ließ das alte Schloss sprengen und abreissen.

Blick auf die Ausgrabung an der Burganlage in Gronau.
Foto: Hartmut Springer / Untere Denkmalbehörde der Stadt Gronau
1979 setzte der damalige Karstadt-Konzern hier eines seiner Kauhäuser hin, mit Tiefgarage.

Natürlich bemerkte man dabei, dass noch historische Fundamente im Bode steckten. Angesichts der Interessen des Investors wurde daraus aber kein Aufhebens gemacht. Glücklicherweise wurden sie nicht still und heimlich beseitigt.

Das Kaufhaus wurde 2007 zur Hertie-Filiale, und die ist nun auch schon seit Jahren Geschichte.

Als das unterirdische Parkhaus 2018 abgerissen wurde, tauchten die Überreste der Wasserburg dann wieder aus dem Erdreich auf.

Im Auftrag des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) graben Archäologen das Areal seitdem aus.

Schutt-Funde aus dem Wassergraben

Jetzt präsentierten die LWL-Archäologen ihre Funde, die sie vor allem im Schutt, der die einstigen Wassergräben füllte, gemacht hatten.

Das waren unter anderem:

  • Eine Wetterfahne in Schwanenform
  • Armbrustbolzen
  • Pfeilspitzen
  • Geschützkugeln
  • Dolche
  • eine vollständig erhaltene Hakenbüchse
  • Zimmermannsbeile
  • Sensenblätter
  • Ofenkacheln
  • Geschirr aus Holz, Glas und Keramik

„Die Ausgrabung auf dem alten Schlossplatz mit ihren fantastischen Funden hat sich als wahrer Glücksfall für Gronau und die westfälische Archäologie entpuppt“, sagt LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind.

Gronaus Wappentier als Wetterfahne

Vogelförmig ist eine aus Kupferblech gearbeitete Wetterfahne, die Einschusslöcher aufweist. Sie zeigt einen Schwan. Der Vogel ist Wappentier der Grafschaft Steinfurt. Der Schwan, der heute das Wappen der Stadt Gronau ziert, sieht dem Wetterfahnen-Schwan ziemlich ähnlich.

Mehr als 100 Armbrustbolzen, Pfeilspitzen, Geschützkugeln, Dolche und eine vollständig erhaltene Hakenbüchse belegen gewaltsam ausgetragene Gebietsstreitigkeiten der örtlichen Herrscher.

Die Reste des Bergfrieds werden abgedeckt.
Foto: C. Golüke / Archäologie am Hellweg eG
„Hakenbüchsen waren furchteinflößende Waffen des 15. Jahrhunderts“, erklärt Christian Golüke, Leiter der Ausgrabung. „Furchteinflößend aber auch für die Schützen selbst, denn nicht allzu selten explodierten sie in deren Händen“.

Werkszeuge und Alltagsgegenstände erhielten sich in den Wassergräben der Gronauer Burg und öffnen ein Fenster in die Kultur eines westfälischen Adels- und Verwaltungssitzes am Ende des Mittelalters.

Darunter fanden sich auch Lederreste von Kleidung, Schuhen und Gürteln, aber auch Perlen, eine schieferne Sonnenuhr und ein auf Backstein geritztes Mühlespiel.

Auch Fundamente des runden Bergfrieds der alten Burg sind erhalten geblieben. Teile der Ringmauer, die damals die Hauptinsel der Wasserburg einfasste, konnten die Fachleute ebenfalls untersuchen.

Reste der Ringmauer am Brückenkopf.
Foto: F. Herrmann / Archäologie am Hellweg eG
Die Funde sind umso erfreulicher, da zur Geschichte der Burg und des Schlosses bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges kein einziges Dokument erhalten ist.

Teile eines Renaissance-Kamins aus dem Schloss sind heute im Gronauer Drilandmuseum zu sehen.

So sah das Schloss Gronau aus – der Nachfolgebau der Wasserburg:

Weiterlesen:

Quelle dieses Artikels ist eine Pressemitteilung des Landschaftsverbands: „LWL-Archäologen präsentieren Fundkomplex der Burg Gronau „Wahrer Glücksfall“ (Link zur Meldung)
Eckhard Bohn berichtete in den Westfälischen Nachrichten vom ruppigen Umgang der Gronauer mit ihrer Geschichte: „Sprengung 1964: THW macht Schluss mit Schloss“ (Link zum Artikel)



2 Gedanken zu „Gronau: Reste einer Wasserburg unter Tiefgarage gefunden“

  1. Meine Großmutter Bert(h)a Brehm, mein Großvater Emmanuel Bartsch, Tochter und 3 Söhne, einer davon mein Vater Waldemar Bartsch geboren in Gronau am 17. Februar, 1918 sagte mit von der
    Tätigkeitsfeld meines Opas – der Bau, die Mühle und das sie wegen des 2. Weltkrieges alles verloren hatten. Die Familie würde vermisst, er war in britischen Lager in Wolfsberg – Kärnten – Österreich – Began sein Leben in Graz in Der Steiermark – Heiratete meine Mutter Hermine Johanna Wilfling. Ich bin am 30.19.1951 geboren.
    Meine Eltern wanderten von Österreich aus nach Brasilien 15 10.1953. Sie sind leider verstorben.
    Ich habe grosse Notwendigkeit nach Gronau zu kommen, will es im 2. Semester 2021 tun .
    Es ist mir eine Ehre kennenlernen zu dürfen mit oder ohne Pandemie. Ich schau auf mich, ihr schaut auf euch. Wir schauen auf uns.
    Sylvia Bartsch

    1. Hallo Sylvia, bitte berichte mir wen Sie kommen. Grade die geschichte mit de Mühle intressiert mich sehr. Ein Gastezimmer kan ich Anbieten.

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