Burg Rieneck: Wie geht’s weiter auf der Pfadfinderburg?

Die Burg Rieneck ist heute eine Pfadfinder-Jugendburg / Foto und Foto oben: Wikipedia / gemeinfrei

Für Jugendherbergen gerade in historischen Gemäuern haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie gravierende bis existenzbedrohende Folgen. So ist es auch auf Schloss Rieneck, der Jugendburg des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) in Unterfranken.

Pit Kallmeyer, Geschäftsführer der Burg mit ihren 137 Betten, hat der Mainpost die Situation erläutert: Monatelang keine Einnahmen auf der einen Seite stehen Ausgaben für die 22 Mitarbeiter und die Betriebskosten gegenüber.

Der Staat springt ein, aber nur mit dem Ersatz von 60 Prozent der Einnahmeausfälle bis 31. Juli 2020. Wie es danach weitergehen soll, weiß Kallmeyer noch nicht.

Der Geschäftsführer fürchtet zudem, dass das „Geschäftsmodell Jugendherberge“ durch die Angst vor Corona extrem gefährdet sei. 2021 müsse man auf Burg Rieneck „die Kurve kriegen“, sonst sei auch der Bestand der Jugendburg gefährdet. Auf der Burg-Homepage wird inzwischen zu Spenden aufgerufen.

Burg Rieneck musste wegen der Pandemie vorübergehend schließen / Foto; Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Jugendherbergen dürfen in Bayern nach Pfingsten mit Einschränkungen wieder Übernachtungen anbieten. Wann Burg Rieneck wieder öffnen wird, ist jedoch noch nicht bekannt.

„Alle Gruppen- und Klassenfahrten bis zu den Sommerferien und bereits darüber hinaus“ würden abgesagt, heißt es auf der Homepage.

Da die Burg Rieneck vor allem für reisende Schulklassen interessant ist, wird es mit dem „Social Distancing“ schwierig bis unmöglich.

Zur Geschichte

Erbauen ließ die Burg Graf Ludwig I. von Loon und Rieneck um 1150 zum Schutz vor den Gotteskriegern aus dem Erzbistum Mainz, dem Hochstift Würzburg und dem Stift Fulda.

Burg Rieneck: Der „dicke Turm“ / Foto; Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Praktischerweise ließ sich durch die Burg auch ein Stück der wichtigen mittelalterlichen Handelsroute Birkenhainer Straße (Link) kontrollieren.

Graf Ludwig befestigte zunächst einen Hügel mit einer Mauer und einem Bergfried, dem siebeneckigen „dicken Turm“, heute noch 19 Meter hoch. Der Eingang zum Turm befand sich sicherheitshalber im zweiten Stock.

Der Graf achtete auf Komfort: Er ließ auch ein Waschbecken einbauen und richtete auch gleich eine Kapelle ein.

Um im Kriegsfall weitere Truppen unterbringen zu können, kam um 1200 ein weiterer Turm hinzu: Der 29 Meter hohe, achteckige „dünne Turm“.

In den folgenden Jahrhunderten war die Herrschaft über die Burg geteilt. Ein Viertel hielt Hanau, der Rest gehörte Kurmainz. Im 16. Jahrhundert, als sie keine strategische Bedeutung mehr hatte, begann der Verfall der Anlage.

1815 fielen die Reste an das neugegründete Königreich Bayern.

1860 kaufte Franz von Rinecker die Burg. Der angesehene Arzt und Rektor der Universität Würzburg vermutete seine Ahnen als Vorbesrter. Er ließ die Burg im „mittelalerlichen“ Stil der Burgenromatik neugotisch umbauen.

Eingang zur Pfadfinderburg Rieneck / Foto; Wikipedia / Tilman2007 / CC-BY-SA 3.0
Und das so gründlich, dass heute mittelalterliche und später hinzugefüge Elemente teilweise nicht mehr unterscheidbar sind. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte die Burg dem deutschnationalen Romancier und Dramatiker Walter Bloem.

Er verkaufte sie 1929 wieder. Erst in dieser Zeit wurden die Fenster in die Fassade des „dünnen Turms“ geschlagen.

Im „Dritten Reich“ betrieb die SA auf der Burg eine Sportschule. Während des Krieges wurden hier Kiegsgefangene eingesperrt.

1967 kaufte die Vorgängerorganisation des Pfadfinderverbands die Burg, die sie zuvor jahrelang gepachtet hatte. Die Pfadfinderburg war entstanden: ein Freizeit- und Tagungshaus für Jugendgruppen.

1976 ergänzte der Pfadfinderverband das Ensemble der Bauten durch das heutige Saalgebäude.

Und hier ein paar YouTube-Bilder von Burg Rieneck:

Weiterlesen:
Uli Sommerkorn schreibt in der Mainpost: „Die Zukunft der Herberge auf Burg Rieneck ist bedroht“ (Link zum Artikel)
Michaela Moldenhauer schreibt in der Mainpost: „Unterstützung für die Jugendherberge Burg Rieneck“ (Link zum Artikel)
Die Homepage der Burg Rieneck



Ein Gedanke zu „Burg Rieneck: Wie geht’s weiter auf der Pfadfinderburg?“

  1. Interessanter Artikel! Ich wusste nicht, dass es eine solche Geschichte gibt. Danke, dass Sie darüber geschrieben haben. Ich hoffe, in Zukunft mehr aus Ihrem Blog zu lesen.

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