Die Vermutung, dass Burg Vischering älter ist als bislang archäologisch belegt, scheint sich zu bestätigen.
Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe haben bei einer Grabung auf der münsterländischen Wasserburg bisher unbekannte Gebäudefundamente gefunden. Diese reichen wohl zurück bis ins 12. Jahrhundert. Man steht kurz vor dem Beweis, dass die Burg im Kern auf eine hochmittelalterliche Anlage zurückgeht.
Burg Vischering in Lüdinghausen ist gerade geschlossen und wird restauriert. Die Wiedereröffnung ist für den 4. Februar 2018 geplant. Bisher war wenig bekannt über die innere Bebauung der Hauptburg zur Zeit ihrer Errichtung im späten Mittelalter.
Die Zeit der Sanierung gab nun auch die Möglichkeit zu graben. „An vielen Stellen der Haupt- und Vorburg sind wir auf alte Fundamente gestoßen“, sagt Wolfram Essling-Wintzer, wissenschaftlicher Referent der LWL-Arch
Besonders spannend sei der Fund des auf einem solidem Pfahlrost errichteten, knapp zwei Meter breiten Bruchsteinfundaments. Es wurde in einer Tiefe von knapp einem Meter unterhalb der heutigen Pflasteroberfläche im Innenhof der Hauptburg freigelegt.
Die Grundmauern gehörten zu einem rechteckigen Steingebäude, das mit Seitenlängen von etwa zehn Metern im Ostteil der Hauptburg lag.
„Von größtem Interesse ist für uns die Frage nach dessen Datierung“, führt Essling-Wintzer aus. Aus der Baugrube stammen Keramikscherben des 12. Jahrhunderts.
„Sollte sich diese zeitliche Einordnung bei der Untersuchung der Bauhölzer bestätigen, ist erstmals der Nachweis dafür erbracht, dass Burg Vischering im Kern auf eine hochmittelalterliche Anlage zurückgeht“, meint Essling-Wintzer.
Damit existierte an dieser Stelle schon lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1271 eine Burg.
Der bischöflichen Anlage des späten Mittelalters lassen sich drei weitere, bisher unbekannte Fundamentzüge im südwestlichen Teil der Hauptburg zuordnen. Hierbei handelt es sich wohl um Überreste eines Treppenturmes, der zu einem Vorgänger des noch heute erhaltenen Westflügels gehört haben muss.
Darüber hinaus konnten die LWL-Archäologen nachweisen, dass die Hauptburg des 13. Jahrhunderts ursprünglich über einem runden bzw. leicht eiförmigen Grundriss errichtet wurde. Die Burg war Sitz fürstbischöflicher Verwaltungsbeamter.
Erst im Zuge des Wiederaufbaues nach dem Brand von 1521 entstand die rechtwinklige Bauformation im Südostteil der Hauptburg.
Offenbar entsprachen die engen spätmittelalterlichen Verhältnisse nicht mehr den Repräsentationsbedürfnissen der „neuen Zeit“ der Renaissance, als man den neuen Südflügel samt großzügig bemessenem Rittersaal erbaute.
Ebenfalls erst aus dem späten 16. Jahrhundert stammt ein weiteres bisher unbekanntes Gebäude, von dem der verschüttete Keller ausgegraben werden konnte. Er liegt im Ostteil des Burghofs und misst etwa sieben mal drei Meter.
Sein erhaltener Fußboden aus Sandsteinplatten liegt gut 1,40 Meter unterhalb der heutigen Hofoberfläche. Über ihm lässt sich ein mindestens zweistöckiges, an die Ringmauer angebautes Gebäude rekonstruieren, das man bereits im 17. Jahrhundert wieder abbrach.
Bereits nach dem krieg und 1972 war die Burg restauriert worden. Dabei wurden auch Reste des Bergfrieds im Burghof entdeckt. Heute beherbergt die Burg das Münsterlandmuseum. Prunkstück ist das so genannte Halsband des Lambert von Oer.
Mit diesem eisernen Halsband, das auch noch Dornen an der Innenseite trägt, sollte der starrköpfige Ritter von Oer (80) zum Einlenken in einem Erbschaftsstreit gezwungen werden.
Quelle:
Der Text über die Ausgrabungen des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe stammt aus einer Pressemitteilung des LWL: „Burg Vischering: Neue Gebäudefundamente entdeckt“