Burg Hohnstein: Pächter kündigt – Wie geht’s weiter?



Burg Hohnstein thront auf einem Sandsteinfelsen. Foto: Wikipedia / Diether / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Wikipedia / Hedwig Storch / CC-BY-SA 3.0
Burg Hohnstein thront auf einem Sandsteinfelsen. Foto: Wikipedia / Diether / CC-BY-SA 3.0 / Foto oben: Wikipedia / Hedwig Storch / CC-BY-SA 3.0
Wie geht es weiter mit der sanierungsbedürftigen sächsischen Burg Hohnstein? Der Betreiber des Jugendgästehauses auf der Burg mit 160 Betten, der Naturfreunde e.V., ist seit Jahren insolvent.

Der Verein hat den Pachtvertrag mit dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge nun zum 30. November 2017 gekündigt. Bis auf Haus 1, das „Filetstück“ der Burg, das die Naturfreunde mit eigenen Mitteln saniert haben.

Daraufhin gründete sich eine „Bürgerbewegung zur Rettung von Burg Hohnstein“, die fordert, die Burg nicht leer stehen zu lassen.

Leer bleiben wird die Burg wohl nur vier Wochen: „Übergangsweise“ soll nun zum 1. Januar 2018 die städtische Tourismus GmbH Hohnstein den Betrieb der Burg übernehmen. Das meldet die Sächsische Zeitung. Das soll dem Landkreis Zeit geben, nach einem Investor suchen, der die Burg kaufen könnte.




Burg Hohnstein in der Sächsischen Schweiz / Foto: Wikipedia / Dr. Bernd Gross / CC-BY-SA 3.0
Burg Hohnstein in der Sächsischen Schweiz / Foto: Wikipedia / Dr. Bernd Gross / CC-BY-SA 3.0
Das Problem: Der Landkreis hat kein Geld für die Sanierung, die zwölf bis 20 Millionen Euro kosten soll. Das 3300 Einwohner zählende Hohnstein, die „Burgstadt am Fels“, auch nicht.

Das Land Sachsen will sich erst recht nicht beteiligen und sieht den Kulturraum Meißen–Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in der Pflicht. Die Bürgerinitiative will das Thema nun bei den Landtagsfraktionen bekannt machen.

Der gute Wille beim Kreistag ist vorhanden. Nun soll Landrat Michael Geisler (CDU) erstmal mit dem Berliner Insolvenzverwalter über den Status von Haus 1 verhandeln, das der Landkreis gern auch übernehmen würde, um die Kontrolle über die gesamte Burg zu haben.

Dafür wird aber wohl ein Betrag X an den Insolvenzverwalter fällig – als Ausgleich der getätigten Sanierungen.

Burg Hohnstein im Winter / Foto: Wikipedia / Norbert Kaiser / CC-BY-SA 3.0
Burg Hohnstein im Winter / Foto: Wikipedia / Norbert Kaiser / CC-BY-SA 4.0
Zur Geschichte:
Burg Hohnstein liegt auf einer Sandsteinplatte, 140 Meter über dem Polenztal. Sie ist nur über den Marktplatz des Städtchens zu erreichen. Die Zufahrt ist für Autos gesperrt, Motorräder dürfen allerdings hoch.

Die Burg wurde um das Jahr 1200 als böhmische Befestigung gegen die Markgrafschaft Meißen errichtet, damals noch aus Holz. 1443 fiel die Burg an Kursachsen. Die sächsischen Kurfürsten nutzen die Burg, wenn sie in der Gegend auf die Jagd nach Wild (und Lachsen) gingen.

Die Gebäude stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert – und erwiesen sich als widerstandsfähig. 1639 schafften es die Schweden nicht, Burg Hohnstein einzunehmen.

1861 wurde die Burg zum Gefängnis, nach dem Ersten Weltkrieg kurzzeitig zum Jugendgefängnis. 1925 ging die Entwicklung dann in eine andere Richtung: Burg Hohnstein öffnete als größte Jugendherberge Deutschlands mit etwa 1000 Schlafplätzen.

Die Nazis schlossen die Herberge und pferchten 1933/34 etwa 5600 politische Gefangene in der Burg ein. Die Linke forderte daraufhin vor einigen Wochen, die Burg als KZ-Gedenkstätte zu erhalten.

Burg Hohnstein auf einer DDR-Briefmarke / Bild: gemeinfrei
Burg Hohnstein auf einer DDR-Briefmarke / Bild: gemeinfrei
1935 eröffnete die Hitlerjugend hier eine „Reichsjugendherberge“. Im Krieg wurde die Burg zum Kriegsgefangenenlager.
Zu DDR-Zeiten öffnete dann die Herberge wieder – als größte Jugendherberge der Republik.

Als die SED-Herrschaft bröckelte, planten die Machthaber noch, auf der Burg ein Internierungslager für 890 politische Gegner einzurichten. Dazu kam es dann nicht mehr.

Heute ist die Burg wie gesagt ein Jugendgästehaus mit 160 Betten (Biker sind ausdrücklich willkommen). Zum Höhepunkt der „Flüchtlingskrise“ 2015 gab es die Überlegung des Landratsamts, die Burg als Flüchtlingsheim zu nutzen, doch daraus wurde nichts.

Das Burgmuseum zeigt die Geschichte der Burg und der Stadt. In der Naturkundeausstellung kann man sich über das Leben von Fledermäusen und Lachsen informiere.

Ein Besuchermagnet ist auch der Aussichtsturm, der einen weiten Blick über die umliegenden Sandsteinfelsen bietet (Link zur Homepage der Burg).

Weiterlesen:

Den aktuellen Stand meldet Franz Werfel in der sächsischen Zeitung: „Der Kreis will die Burg
Anja Weber berichtet in der Sächsischem Zeitung: „Bürgerinitiative kämpft weiter für Burg Hohnstein
Franz Werfel schreibt in der Sächsischen Zeitung zur Haltung des Landes: „Sachsen bezuschusst Burg-Sanierung nicht