Düster, trutzig, kalt: Das Hohe Schloss Bad Grönenbach macht – zumindest an einem wolkenverhangenen Tag – den Eindruck, es stecke voller gruseliger Geschichten.
Für die Sonderschüler, die ab 1939 hier paukten und die Geistig Behinderten, die ab 1979 hier eingesperrt waren, war es sicher kein Zuckerschlecken.
Auch die Geschichte dieser bayerisch-schwäbischen Felsenburg ist voller kriegerischer Momente: Der älteste Teil stammt von 1280 (zuvor wird es hier bereits eine Fliehburg gegeben haben).
200 Jahre lang hatten hier die von Rothensteins das Sagen, gefolgt von den von Pappenheim. Damals war die Burg mit weniger Fenstern ausgestattet – und umso wehrhafter.
Angriff der Bauern bleibt erfolglos
Die Schlossherrn waren bei der Bauernschaft wohl einigermaßen verhasst.
Doch ein Versuch, aufständischer Bauern, die von einem rund zehn Meter tiefen Graben umgebene Anlage 1525 zu stürmen, endete in einer erfolglosen Belagerung und einigen Schäden.
1612 fiel die Burg an die Familie Fugger. Der damalige Burgbesitzer Otto Heinrich Fugger ist der grimmig drei dreinschauende Herr auf dem Bild oben, der stolz den Orden vom Goldenen Vlies an der Kette trägt.
Bevor Otto Heinrich viel damit anfangen konnte, zogen 1632 die Schweden durch, die die Anlage eroberten und ausgiebig plünderten – und den Vorgang 1633 nochmal wiederholten.
Die Fugger sammelten in jenen Jahren reichlich Schlösser und Burgen im Südwesten ein.
Die Fugger lassen anbauen
Die Bankiersfamilie ließ die Anlage 1690 durch einen Anbau vergrößern und zum Burgschloss umbauen – und war sie kurz darauf bereits wieder los.
1695 kam das Fürststift Kempten hier ans Ruder. Es waren wieder unruige Zeiten: 1703 stürmten französisch-spanische Truppen durch die Säle, wobei allerlei Einrichtung zu Bruch ging.
Bayern versteigerten das Mobiliar
Das neue Königreich Bayern übernahm dann 1803 den Kemptener Besitz – und versteigerte erstmal das verbliebene Mobiliar. Ins Schloss Bad Grönenbach zog für 75 Jahre ein königlich bayerisches Landgericht.
Dann schnappte es sich für 20 Jahre (1881-1901) ein Vertreter der damaligen Neuen Medien: Der hessische Hoffotograf Wilhelm Cronenberg. Er zahlte dem bayerischen Fiskus dafür nach eigenen Angaben eine „lächerlich geringe Summe“.
Der Kamera-Spezialist richtete auf dem Allgäu-Schloss eine „Photografie-Schule“ ein, eine der ersten in Deutschland. Und seine Jünger knipsten fleißig die umliegenden Landschaften.
Cronenberg machte letztlich einen guten Schnitt: Für die damals üppige Summe von 30.000 Mark verkaufte er das Schloss weiter an den Geistlichen Dominikus Ringeisen, den Gründer der Schwesterngemeinschaft St. Josefskongregation, die sich um die Pflege Behinderter kümmerte.
95 Jahre lang arbeiteten die Schwestern auf der düsteren Burg, bis sie 1996 an den Markt Bad Grönenbach verkauften. Der Ort nutzt sie gelegentlich zu kulturellen Zwecken. Im September findet ein Mittelaltermarkt statt.
Von der historischen Einrichtung ist nichts mehr erhalten außer einiger Stuckdecken.
Das Schloss hat auch einen Förderverein. Infos dazu auf der Seite von Bad Grönenbach.
Das Hohe Schloss aus der Luft: