Der Wendelstein ist eine freitragende spiralförmige Treppe ohne Mittelsäule – für die Entstehungszeit 1533 bis 1536 eine architektonische Glanzleistung (Vorbild war der 50 Jahre zuvor errichtete Treppenturm der Albrechtsburg in Meißen).
Überspannt wird dieses Treppenhaus von einem zarten Gewölbe, dessen Gewicht auf sechs schlanken Pfeilern ruht.
Und über diesem Gewölbe liegt die Spiegelstube von 1534. Das Gewicht der Turmstube verhindert letztlich, dass die schlanken Pfeiler durch das aufliegende Gewölbe auseinander gedrückt werden.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) konnte 2016 dank der Unterstützung der Jutta Schoeller-Meinz-Stiftung die Mittel für die Sanierung der Wandbilder zur Verfügung stellen.
Die Stifterin hat für 2017 bereits eine erneute großzügige Förderung für weitere Restaurierungsmaßnahmen zugesagt, diesmal in den Kurfürstlichen Gemächern.
Der in der Achse des Hauptzugangs von Schloss Hartenfels gelegene Johann-Friedrich-Bau mit dem Großen Wendelstein ist nach Ansicht der Stiftung eine „Inkunabel der deutschen Renaissance“.
Neben der Albrechtsburg in Meißen und dem Dresdener Schloss war Schloss Hartenfels an der Elbe eines der drei sächsischen Residenzschlösser. Als Hauptsitz der ernestinischen sächsischen Kurfürsten war es vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis 1547 neben Wittenberg das politische Zentrum der Reformation.
Mehr dazu in einem eigenen Burgerbe-Artikel: „Schloss Hartenfels: Prächtige Folge der Leipziger Teilung„.
Doch drei Jahre später war es vorbei mit der Herrschaft der Ernestiner in Torgau: Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg fiel die Stadt an die albertinische (katholische) Linie. Und die brauchte kein weiteres Residenzschloss, da sie von Dresden aus regierte. Auch wenn Kaiser Karl V. sich 1547 beim Einzug ins Schloss noch so begeistert zeigte.
Die Preußen nutzten Schloss Hartenfels von 1817 bis 1900 sogar als Kaserne. Keine gute Umgebung für Wandmalereien…
Schloss Hartenfels und Großer Wendelstein gehören seit 1991 zu den über 760 Projekten der Stiftung Denkmalschutz in Sachsen.
Quelle:
Diesem Artikel liegt eine Pressemitteilung der Stiftung Denkmalschutz zugrunde: „Präsentation der Cranach-Wandmalerei in der Spiegelstube von Schloss Hartenfels“
Weiterlesen:
Der Beitrag im „MDR-Sachsenspiegel“ „Torgauer Wandfries strahlt wieder“ ist inzwischen offline.
Es gibt auch eine Studienarbeit von Marco Chiriaco (2008) an der Universität Halle-Wittenberg über die Wendelsteine in Meißen und Torgau: Konstruktion und Ableitung des Großen Wendelsteins der Albrechtsburg: Neue Idee im profanen Treppenbau? (Link zu Amazon)