Der Rat der Stadt Wächtersbach hat dem Kauf von Schloss Wächtersbach mitsamt des 22.800 Quadratmeter großen Schlossgartens zugestimmt.
Als Kaufpreis wurden laut Frankfurter Rundschau 2,8 Millionen Euro vereinbart. Aktueller Besitzer ist die Globus SB-Warenhaus Holding, die das einstige Residenzschloss der Fürsten zu Ysenburg-Büdingen eigentlich selbst sanieren und dann an die Stadtverwaltung vermieten wollte.
Die Vierflügelanlage ist stark sanierungsbedürftig. Die Stadt will es nun in den kommenden für rund 12 Millionen Euro selbst renovieren (1,3 Millionen Euro sollen aus Fördergeldern kommen).
Schlosscafé als Ziel
Ziel der Stadt ist es, dort ein Café, einen Veranstaltungsraum, ein Trauzimmer, und später vielleicht ein Keramikmuseum einzurichten.
Dahinter steckt ein Gegengeschäft: Die Warenhauskette kauft im Gegenzug das alte städtische Rathaus für einen Betrag von 765.000 Euro und beginnt mit dessen Sanierung.
Es steht neben einem bestehenden Globus-Warenhaus, das so expandieren kann.
Die Stadt will die Sanierungskosten für das Schloss auf die kommenden Haushaltsjahre verteilen.
Ursprünglich stand an dieser Stelle eine Wasserburg aus der Zeit von Stauferkaiser Friedrich Barbarossa, also dem 12. Jahrhundert. Sie sollte den nahen Reichsforst Büdinger Wald überwachen. Eine Burg wird erstmals 1324 erwähnt.
Die Burg wurde während der Renaissance zum Schloss. 1578 eröffnet auf dem Gelände ein höchst profitables Geschäft: Eine fürstliche Brauerei. Im 17. Jahrhundert kam ein Erweiterungsbau hinzu.
Der alte Bergfried der Burg wurde 1816 abgerissen. Dort befindet sich heute ein Treppenturm von 1875, „mit wiederverwendeten Teilen der Ronneburg“ Quelle: (Ulrich Großmann, Hessische Renaissanceschlösser).
Die Anlage gehörte seit dem späten Mittelalter den Grafen zu Isenburg (Ysenburg). Nach der Teilung von deren Linie 1687 wurde das damalige Schloss unter Graf Ferdinand Maximilian I. zum Sitz der neu gegründeten Linie Isenburg-Wächtersbach.
Regiert wurde im Schloss allerdings nur bis die napoleonische Zeit. 1816 schluckte Kurhessen das Mini-Territorium, 1866 fiel es dann an Preußen.
Trost für die Schlossherren: Nach 1865 durften sie sich stolz Fürsten zu Ysenburg-Wächtersbach nennen.
Die Fürsten feierten hier im Kaiserreich wahrhaft fürstlich. Zum Beispiel die Hochzeit von Prinzessin Gerta zu Ysenburg-Wächtersbach mit Prinz Wilhelm zu Sachsen-Weimar am 11. April 1895.
Das Brautpaar fuhr in der Kutsche vor, begleitet von Dienern in Livree (Gudrun Kauck zeigt alte Fotos).
Am 27. Oktober 1939 um 18 Uhr brach dann im Schloss ein Feuer aus. Das Schloss brannte völlig aus.
Die Fürstenfamilie Ysenburg-Wächtersbach zog ins Schloss Büdingen um, das sie heute noch bewohnt.
In den Nachkriegsjahren wurde die Brandruine wieder aufgebaut.
Bis in die 1980er Jahre hatte der Deutsche Entwicklungsdienst einen Sitz im Schloss. Seitdem stand das Gebäude leer und verfiel. Die Handelskette Globus hatte das Gemäuer dann 2013 gekauft.
Seit 2020: Wächtersbach nutzt sein Schloss
Nach drei Jahren Sanierung sind Anfang März 2020 – wenige Tage vor Beginn der Corona-Pandemie – mehrere Dienststellen der Stadt Wächtersbach ins Schloss gezogen. Es gibt auch ein Trauzimmer.
Weiterlesen
Jochen Dietz berichtet für die Frankfurter Rundschau: „Wächtersbach: Stadt kauft Schloss“
Detaillierter schreibt das Gelnhäuser Tagblatt: „Das Herz der Stadt“ (Artikel ist 2023 nicht mehr online verfügbar)
schön das es noch Städte gibt denen an dem alten Erbe noch etwas liegt. Viel zu viele der historischen Gebäude sind, aus welchen Gründen auch immer, dem Verfall preisgegeben. Und im Fall Wächtersbach wäre es sogar eine sinnvolle Nutzung.
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