Schloss Nossen auf einem Felsvorsprung über der Freiberger Mulde sieht mit seinen mächtigen Türmen aus wie eine trutzige Burg.
Eine solche stand hier tatsächlich einmal. Bloß ist von den Gemäuern, in denen einst die Ritter von Nossen und im 14. Jahrhundert gelegentlich die Bischöfe von Meißen logierten, nichts mehr übrig.
Der älteste Teil der heutigen Anlage ist der Westflügel: Den ließ sich Kurfürst August von Sachsen zwischen 1554 und 1557 als opulentes Renaissance-Jagdschloss errichten. Steine waren reichlich vorhanden, man bediente sich da am gerade aufgelösten Kloster Altzella.
Ein Zimmer für Napoleon
Im Siebenjährigen Krieg wüteten hier die preußischen Besatzer. 1808 war nix mehr mit fürstlichen Jagdgesellschaften.
Im Ost- und Nordflügel, später auch im Südflügel, entstanden Gefängnisse. In den umliegenden Gebäuden machten sich Amtsstuben breit.
Ein paar standesgemäße Zimmer gab es aber immer noch. Eines nutzte Napoleon in der Nacht vom 7. zum 8. Mai 1813. Sachsen war gerade mit dem Korsen verbündet, doch seine Hauptstadt Dresden war von Preußen und Russen besetzt.
Auf Schloss Nossen grübelte Napoleon, wie er das Blatt doch noch wenden könnte. Das ging dann dann kurz darauf in der Völkerschlacht bei Leipzig gründlich schief.
Gefängnis zog aus
Die Ämter und Gefängnisse wurden mit der Zeit verlegt. Zuletzt räumte das örtliche Finanzamt 1934 seine Räume. Ab 1910 wurden im Schloss Privatwohnungen eingerichtet.
Zu DDR-Zeiten entstand erstmals 1954 ein Museum. Bereits in den 1980er Jahren begann die Sanierung des heruntergekommenen Schlosskomplexes. Heute sieht man immer noch gelegentlich Gerüste.
Heute gehört die imposante Anlage dem Land Sachsen. Im Schlossmuseum ist reichlich Platz für mehrere Ausstellungen.
Durchgehend zu sehen ist die Schau „Spurensuche in Sachsen – Die Familie von Schönberg in acht Jahrhunderten“ – über die diversen Funktionsträger der sächsischen Adeligen, mit vielen Porträts.
Eine zweite Dauerausstellung („Die Geschichte von Schloss, Ambt und Jägerey“) ist der Schloss-Historie gewidmet.
Sachsens Teilung auf Schloss Nossen
2015 lief eine Sonderausstellung unter dem Titel „Auf der falschen Seite. Die Teilung Sachsens 1815 und der sächsische Adel“.
Sie zeigte, wie Sachsen auf dem Wiener Kongress einen Großteil seines Territoriums und seiner Armee an Preußen verlor. damit verschwand Sachsen als nennenswerter Machtfaktor aus der Geschichte, blieb aber ein Königreich.
Diverse sächsische Adelige im nun preußischen Teil des Landes, wie Hermann von Pückler-Muskau, mögen die neuen Herren zunächst überhaupt nicht. Ihnen blieb aber keine Wahl als sich – sächsische Protestlieder pfeifend – zu integrieren.
Zuvor war auf Schloss Nossen beispielsweise die Sonderausstellung „Adel on Tour“ zu sehen gewesen.
Ein Video-Appetizer zu Schloss Nossen auf YouTube: