344 Jahre lang – von 1653 bis 1997 – war das ansehnliche westfälische Wasserschloss Haus Assen in Lippetal im Besitz der Grafen von Galen. Die sind so etwas wie katholische Muster-Adelige: Die Familie hat diverse höchst selbstbewusste Fürstbischöfe von Münster und Kardinäle hervorgebracht.
Vielleicht kann man im 22. oder 23. Jahrhundert sogar mit einen Heiligen in der Familienchronik punkten: Clemens August Graf von Galen (1878-1946), der „Löwe von Münster“, ist nach der Seligsprechung 2005 auf dem besten Wege dahin. Der Graf gilt als einer der ganz wenigen, der sich im Dritten Reich partout nicht das kritische Mundwerk verbieten ließ.
Ein Neffe des tapferen Kardinals, Christoph Bernhard Graf von Galen (1907-2002), seines Zeichens Päpstlicher Geheimkämmerer, vermachte kirchlichen Organisationen zwei spektakuläre Geschenke: die münsterländischen Wasserschlösser Burg Dinklage und Haus Assen.
1653 hatte Heinrich von Galen die Anlage erworben, 1997 schenkte Graf Bernd von Galen das Anwesender geistlichen Organisationen.
Die Burg ging an Benediktinerinnen, die daraus ein Kloster machten, Haus Assen erhielt 1997 die Ordensgemeinschaft Diener Jesu und Mariens (SJM) für ihre Jugendarbeit. Diese richtete auf dem Schloss ein katholisches Jungeninternat ein, das Kolleg Kardinal von Galen.
Leitspruch auf derssen Homepage: „Wir wissen uns den Werten des christlichen Menschenbildes und den Idealen des Pfadfindertums verpflichtet“.
Die Genehmigung, das Schloss als einzügiges Gymnasium führen zu dürfen, wurde der Ordensgemeinschaft vom Land NRW allerdings verweigert. Zum Unterricht gehen die Schüler daher auf das Albertus-Magnus-Gymnasium in Beckum. Aktuell wird das Kolleg von 15 Jungen besucht.
Die Schüler sind auch Pfadfinder, und zwar Seepfadfinder. Der nahegelegene Möhnesee ist Übungsgebiet zum Segeln, und im Schlossgraben lässt sich prima Kajak fahren.
Das Schloss im Stil der Weserrenaissance ist nicht öffentlich zugänglich. Es stammt weitgehend aus der Zeit um 1564. Eine Burg aus dem 11. Jahrhundert ging im Schloss auf. Die neogotische Schlosskapelle ist ein Anbau aus dem Jahr 1858.
Und hier ein paar winterliche Youtube-Bilder vom Wasserschloss Haus Assen:
„Seepfadfinder“ im Schlossgraben:
Die Galen waren nicht wirklich 450 Jahre Besitzer von Haus Assen, sondern „lediglich“ 344. 1653 erwarb Heinrich von Galen mit Unterstützung seines Bruders des Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen das Wasserschloß an der Südgrenze des Bistums Münster und 1997, noch zu seinen Lebzeiten, schenkte Graf Bernd (eigentlich auch Christoph Bernhard) von Galen das Anwesen an die katholische Ordensgemeinschaft Diener Jesu und Mariens (SJM Servi Jesu et Mariae). Inzwischen wird das Schloß (seit Sommer 2016) nicht mehr als Internat genutzt, sondern neben der Ordensniederlassung ist ein geistliches Zentrum und Begegnungsstätte am Entstehen.
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