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Mussolini-Bunker unter Villa Torlonia geöffnet



Drunter ist der Bunker: Casino Nobile im Park Villa Torloni in Rom / Foto: Wikipedia / Villa Torlonia 01302-4 modified / CC-BY-SA 3.0
Drunter ist der Bunker: Casino Nobile im Park Villa Torlonia in Rom / Foto: Wikipedia / Villa Torlonia 01302-4 modified / CC-BY-SA 3.0
Erstmals ist jetzt ein Bunker des italienischen Diktators Benito Mussolini in Rom öffentlich zugänglich. Zynischerweise liegt er in Katakomben, in denen einst jüdische Römer ihre Toten begruben.

Mussolini war die Sache mit dem Krieg nicht ganz geheuer. Offiziell betonte, er dass er „wenn Bomben fallen, auf den Balkon gehen werde“.

Historisch belegt ist, dass er sich bei Bombenalarm umgehend in unterirdische Räume zurückzog.

Bereits kurz nach dem Kriegseintritt Italiens hatte der Bunkerbau begonnen. Unter seinem Regierungssitz, dem neoklassizistischen Palazzo Venezia ließ er eine Betonzuflucht errichten – und unter dem Casino Nobile im Villa-Torloni-Park.

Ein Badezimmer im Mussolini-Bunker / Screenshot BBC
Ein Badezimmer im Mussolini-Bunker / Screenshot BBC
Der Villa-Torlonia-Bunker ist jetzt von Roms Bürgermeister für die Öffentlichtkeit geöffnet worden. Diverse Medien stürzen sich auf die Agenturberichte.

Wer liebevoll eingerichtete Räume mit Schreibtischen, Landkarten an den Wänden und wichtig dreinschauenden lebensgroßen Puppen in ordensübersäten Generalstabs-Uniform erwartet, die huldvoll die Figur des grimmig grübelnden Il Duce umschwirren und dessen „genialen Einfällen zur Errichtung des neuen römischen Reichs“ lauschen, wird enttäuscht werden.

So einen Stil findet man eher im Churchill-Bunker in London.

Auch von den in Bunkern des einstigen Berliner Regierungsviertels anzutreffenden naiv-klotzigen Propaganda-Malereien pinselschwingender Nazis ist nichts zu sehen (wobei den Italienern sicher schönere Motive eingefallen wären als den Blut-und-Boden-Aposteln aus Germania).


Diktatorenfreunde mit Vorliebe für Bunker: Mussolini und Hitler / Foto: Wikipedia / Bundesarchiv / CC-BY-SA-3.0-DE
Diktatorenfreunde mit Vorliebe für Bunker: Mussolini und Hitler / Foto: Wikipedia / Bundesarchiv / CC-BY-SA-3.0-DE
Vom Mussolini-Bunker haben sich lediglich hell gestrichene, blanke Betonröhren erhalten. An die 1940er Jahre erinnern nur ein paar alte Stahlhelme, Gasmasken, Metalltüren und ein Bakelit-Telefon.

Dass Mussolini seinen Bunker in jüdischen Katakomben des 3./4. Jahrhunderts errichten ließ, scheint bei der Führung unter den Tisch zu fallen. Laut den Agenturen ist dort lediglich von einem ehemaligen Weinkeller die Rede.

Das Casino Nobile und die anderen Gebäude des Parks wie ein Saturntempel, ein Theater und das Casino del principi entstanden ab 1806 im Auftrag der Bankiersfamilie Torlonia.

1925 pachtete Mussolini die leer stehende Anlage für den symbolischen Betrag von einer Lira jährlich. Besonders das 1832 erweiterte Casino hatte es ihm angetan.

Darunter ließ er zwei Bunker ausbauen: Mit gasdichten Türen und einer Luftreinigungsanlage.

In der Nachkriegszeit verkam das Gelände. Seit 1978 ist es im Besitz der Stadt Rom. Der Park ist seitdem offen. Mehrere Gebäude werden als Museen genutzt.

Mehr zu empfehlen ist übrigens ein Besuch der Engelsburg in Rom.

Weiterlesen:
Hier geht es zum Artikel aus Meldungen von Reuters und AP (via Spiegel-Online): „Mussolini-Fluchtraum in Rom geöffnet: Im Luftschutzbunker des Diktators
Die BBC bringt einen zweiminütigen Videobericht: „Mussolini’s World War Two bunker to open to the public
Auch das Magazin „Blick“ aus der Schweiz hatte ein Kurzvideo zum (O-Ton) „Diktatoren Verliess“ online: „So sah Mussolinis Bunker aus“ (nicht mehr verfügbar)