Westfälischen Protestanten ist nicht zu trauen – und speziell Täufer sind die Inkarnation des Bösen. Darin war sich der Münsteraner Heinrich I. von Droste zu Hülshoff sicher.
Erst nach anderthalbjähriger Belagerung war es den Landsknechten des Bischofs von Münster und Osnabrück, Franz von Waldeck, gelungen, im Juni 1535 gelungen, das verbissen verteidigte Münster zu erobern und das Täuferreich zu zerschlagen.
Dem folgenden Massaker der Kirchenkrieger an den fanatisierten Verteidigern (und allerlei Leuten, die mit der ganzen Sache eigentlich gar nichts zu tun haben wollten) waren dummerweise einige Täufer-Führer entwischt. Diese dann nun auswärts, unter dem Schutz von Glaubensbrüdern, auf Rache.
Dass Droste zu Hülshoff als zurückgekehrter, katholischer Eroberer unter diesen Umständen in Münster nicht sonderlich gut schlafen konnte, dürfte nicht überraschen.
Zur Sicherheit: Schlafen hinterm Wassergraben
Um nicht nachts ständig beim kleinsten Geräusch aufzuschrecken und zum Schwert greifen zu müssen, zog Heinrich zehn Kilometer weiter „aufs Land“: Auf einen sicherer scheinenden Familienbesitz, der auf zwei durch eine Brücke verbundenen Inseln in einem Teich lag. Täufer mit Mordgelüsten würden sich hier erstmal nasse Füße holen.
Zwischen 1540 und 1545 erweiterte er das Haupthaus um einen westlichen Flügel, befestigte die Burg und vergrößerte den Teich.
Seinen Sohn Bernhard II. von Droste zu Hülshoff verfolgte eine ähnliche Paranoia. Durchaus mit gutem Grund, schließlich brachte er es bis zum Bürgermeister von Münster und erlebte noch die ersten Jahre des Dreißigjährigen Krieges mit.
Sicherheitshalber ließ er das Areal ummauern und einen Turm, den Alten Hundeturm, bauen.
Die durchziehende Soldateska konnte über solche Maßnahmen nur lachen. Die schwerbewaffneten Marodeure marschierten durchs Tor und plünderten fröhlich drauf los.
Die schlimmste Befürchtung der Drosten zu Hülshoff erfüllte sich indes nicht: Täufer ließen sich keine mehr blicken.
Elternschloss der Dichterin
Berühmt wurde das münsterländische Wasserschloss schließlich als Geburtsort der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die hier auch aufwuchs.
Erst mit Ende 20 musste sie auf Druck ihres Bruders das Elternhaus verlassen und ins nahe Haus Rüschhaus übersiedeln.
Ihre zweite Heimat wurde dann ab 1841 die ihrem Schwager gehörende (klimatisch deutlich günstiger gelegene) Meersburg am Bodensee. Zwei Jahre später kaufte sie in den Meersburger Weinbergen das Fürstenhäusel.
Wenn die Droste-Hülshoff ihr Geburtshaus heute sehen würde, wäre sie wohl überrascht: Ihr Neffe, der Münsteraner Landrat Heinrich Droste zu Hülshoff knüpfte an die katholische Tradition der Familie an und ließ eine neogotische Kapelle auf die Burginsel setzen.
Optisch ein Hingucker. Architekturgeschichtlich eher etwas gruselig.
Heute wird die Burg als Droste-Museum und Ort für Trauungen genutzt. Im Keller und im Innenhof gibt’s – wenn man geduldig wartet – auch Kuchen.
Die Burg gehört heute der Annette-von-Droste-zu-Hülshoff-Stiftung. Sie ist Teil der münsterländischen 100-Schlösser-Route und wird bei gutem Wetter von vielen Fahrrad-Ausflüglern angefahren.
Homepage der Burg Hülshoff