Minusgrade als Burgerlebnis: Die frostigen Temperaturen in einem alten Gemäuer am sonnenverwöhnten Bodensee als Marketingtrick zu nutzen, darauf muss man erstmal kommen. Hinter der genialen Idee stehen die Betreiber des privaten Museums auf Burg Meersburg.
Die Schwaben haben seit jeher das Problem, die Burg auch im Winter offen zu halten. Sie können ja schlecht auf die Einnahmen eines halben Jahres verzichten. Doch die rund 30 teilweise zugigen, schlecht isolierten Burgräume lassen sich nur sehr begrenzt heizen.
Ergo kam der findigen Burgherrin der Einfall, die Schwierigkeiten einfach als authentisch-winterliches Burgerlebnis zu verkaufen. „Die Besucher erleben die Burg genauso, wie sie früher im Winter gewesen ist“, sagte sie fröstelnd einer Reporterin der Deutschen Presseagentur beim Rundgang durch die vermutlich älteste bewohnte Burg Deutschlands.
Die dpa jagte die Geschichte der tiefgekühlten Meersburg mitsamt Bilderstrecke über ihren Ticker an Zeitungen und Online-Medien in ganz Deutschland. Lesen kann man sie zum Beispiel bei
– Welt-Online unter „Wir wollen zeigen, wie es im Winter wirklich war„, bei
– RP Online unter „Eisige Kälte in der Meersburg“ und beim
– Reutlinger General-Anzeiger unter „Bitterkalte Gemäuer: Was machen Burgen im Winter?“
Geschichte der Burg Meersburg
Zum Alter der Meersburg gibt es zwei Theorien: Ihr Bergfried, der Dagobertsturm, könnte bereits um 630 vom Merowingerkönig Dagobert I. erbaut worden sein. Denkbar wäre allerdings auch eine Entstehung während des „Burgenbau-Booms“ des 12. Jahrhunderts.
Die Burg war gut 600 Jahre lang, bis zur Säkularisierung, im Besitz der Fürstbischöfe von Koblenz. 1838 kaufte sie der Schriftsteller Joseph von Laßmann und zog mit seiner Gattin Maria Anna von Droste zu Hülshoff ein.
Marias Schwester, die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff verbrachte dort ihre letzten acht Lebensjahre.
Sie verewigte die Anlage in dem reichlich düsterromantischen Gedicht. „Das Schloß am See“. Zitat:
„Auf der Burg haus‘ ich am Berge,
Unter mir der blaue See,
Höre nächtlich Koboldzwerge,
Täglich Adler aus der Höh‘,
Und die grauen Ahnenbilder
Sind mir Stubenkameraden,
Wappentruh‘ und Eisenschilder
Sofa mir und Kleiderladen.“
1877 verkaufte die Familie ihre Bodensee-Burg an einen Münchner Mittelalter-Enthusiasten, der ein Museum einrichtete. Natürlich mit Folterkammer im Turm. Das gibt es noch heute, und seine Nachfahren wohnen weiter auf der Burg.
Gegenüber der Burg Meersburg, im Ort auch Altes Schloss genannt, liegt das Neue Schloss aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
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