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Schloss Schwedt: Sprengung auf Ulbrichts Befehl




Sprengung der Ruine von Schloss Schwedt 1962 / Bild: Screenshot Youtube
Sprengung der Ruine von Schloss Schwedt 1962 / Bild: Screenshot Youtube
Wenn von einem von der SED gesprengten Schloss die Rede ist, geht es in der Regel um das Berliner Stadtschloss.

Dabei gerät schnell aus dem Blickfeld, dass in der DDR reihenweise Schlösser und Gutshäuser aus ideologischen Gründen gesprengt und abgerissen wurden.

Ein Beispiel ist Schloss Schwedt an der Oder. Das Schloss in der Uckermark war Residenz der Familie Brandenburg-Schwedt, einer Nebenlinie der Hohenzollern.

Kern des Schlosses war ein ab 1553 unter den Grafen von Hohnstein errichtetes Renaissanceschloss. Dieses ging wiederum auf eine Burg aus dem 13. Jahrhundert zurück.

Im 17. Jahrhundert wurde das typisch dreiflügelige Barockschloss nach dem Vorbild des Holländischen Klassizismus umgebaut. Nach 1689 stand es dann allerdings meist leer, sofern nicht irgendein Preußen-Prinz hier wohnte.

Ein Schloss der Hohenzollern

Fassade des Schwedter Schlosses / Bild: Wikipedia (Herkunft unbekannt)
Fassade des Schwedter Schlosses / Bild: Wikipedia (Herkunft unbekannt)
1788 war Brandenburg-Schwedt nämlich an Preußen gefallen. Ab 1872 übernahmen die Hohenzollern selbst das Eigentum des größten Schlosses der Mark Brandenburg – bis zu ihrer Enteignung 1945.

Anfang Februar 1945 hielten die Deutschen auf dem östlichen Oderufer bei Schwedt noch einen Brückenkopf, den SS-General Otto Skorzeny unbedingt halten sollte.

Bei den erbitterten Kämpfen rund um Schwedt brannte das Schloss nach Granatbeschuss vollständig aus.

Doch noch standen beträchtliche Teile des Schlosses. Zu Beginn der 1950er Jahre wurde die Ruine gesichert. Es begann sogar der Wiederaufbau eines Seitenflügels.

Sprengbefehl vom SED-Chef

Auf Anordnung von SED-Chef Walter Ulbricht persönlich (Zitat: „Wenn wir schon Mauern brauchen, dann aber keine Schlossmauern!“) wurde die Ruine im Oktober 1962 kurzerhand gegen den Einspruch der örtlichen Denkmalbehörde gesprengt und abgerissen.


Erinnerung an Schloss Schwedt lebt weiter

Schloss Schwedt, Postkarte um 1905 / gemeinfrei
Schloss Schwedt von der Oder aus gesehen, Postkarte um 1905 / gemeinfrei
An Stelle des Schlosses wurde 1978 ein Kulturhaus errichtet: Heute Sitz der Uckermärkischen Bühnen Schwedt und nur wenige 100 Meter von der polnischen Grenze entfernt.

Doch die Erinnerung an das Schloss ist nicht totzukriegen. Seit 2007 wird sie durch den Schlossgitterverein Schwedt hochgehalten.

Er wurde mit dem Ziel gegründet, wenn schon nicht das Schloss, dann zumindest das Schlossgitter, das den Innenhof des ehemaligen Schwedter Markgrafenschlosses begrenzte, wieder zu errichten.

Mit Hilfe vieler Spenden von Bürgern und Firmen konnte das Gitter hergestellt und schließlich am 4. Juli 2010 aufgestellt werden.

Eine umfassende Übersicht zur Geschichte von Schloss Schwedt bietet der Aufsatz „Ein baukünstlerisches Juwel aus mehreren Jahrhunderten: Das Schloss in Schwedt an der Oder“ von Dr. Guido Hinterkeuser, Berlin, der hier verlinkt war und inzwischen leider online nicht mehr verfügbar ist.

Nach Ansicht von Google Maps ist die Innenstadt von Schwedt übrigens mitsamt Uckermärkischen Bühnen inzwischen von der Oder überflutet:






Ein Gedanke zu „Schloss Schwedt: Sprengung auf Ulbrichts Befehl“

  1. Hallo, ein nettes Hobby. Zur Schlagzeile muß ich ausführen, daß das Schloß nicht auf Befehl Ulbricht’s gesprengt wurde, sondern dies von den eigenen Stadtverordneten und vom Rat des Bezirkes beschlossen wurde. Weiterhin ist die Ausführung, daß vor dem Schloß auf diesem Gelände eine Burg stand, falsch. Diese Aussage fußt auf der haltlosen Vermutung eines Stadtchronisten des 19. Jhd’s. Ich bemühe mich seit Jahren, dies richtig zu stellen Aber diese Ansicht ist sehr tief verwurzelt und wird noch immer publiziert. Falls Interesse, kann ich entsprechende Literatur bereitstellen. Liebe Grüße und Gutes Gelingen

  2. Ich bin erschüttert, wie und warum Walter Ulbricht zur damaligen Zeit das Schloss in Schwedt/Oder vernichten ließ. Als ich diese Zeilen heute gelesen habe.
    Damals bis heute wäre sicherlich dieses Schloss in Schwedt/ Oder für die Bewohner und Tourismus in der heutigen Zeit zurück bis in den damaligen Königsreich bis in das Fürstentum bzw für alle eine interessante Zeitreise sicherlich gewesen.
    Ich fragte mich,, Warum die Uckermark um den Wiederaufbau des Schlosses in den Jahren in Schwedt nicht gekämpft hat? Eine Schande, dass solch großes Schloss damals vernichtet wurde, da es sicherlich heute ein großes Kulturerbe für die ganze Welt ( als Anlaufstelle für Tourismus in Schwedt/Oder , Schloss)zu großen Anlaufpunkt gekommen wäre? Alles an Presse und TV Weltweit hätte das Schwedter Schloss bekannt gemacht. Warum nicht weiter machen und kämpfen ,, für das Schwedter Schloss ?
    ( Wiederaufbau) ich hoffe, dass sich die Politiker eines Tages für den Wiederaufbau dieses Kulturerbes ( Schloss) sich entscheiden und die Finanzierung an die Stadt Schwedt Oder für das Schloss leisten wird?…, denn es wäre nicht schön so ein schönes Schloss wie es Mal war, so einfach aufzugeben,, PS,, ich drücke die Stadt Schwedt/Oder alle die Daumen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Hochachtungsvoll
    Aline Pehling

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