Mit „Wir sind Kaiser“ hat ein Bürgerlicher den Drehort Wiener Hofburg aktuell ganz groß rausgebracht und ihm Traum-Einschaltquoten beschert.
Die Deutschen leben ihre Sehnsucht nach gekrönten Häuptern ja durch Anschmachten der diversen Royals in einer Unzahl an Yellowpress-Organen, hängen an den Lippen von Adelshochzeitsexperten Rolf Seelmann-Eggebert oder wundern sich über die Putschpläne eines mitteldeutschen Prinzen.
Alles nur Ersatzbefriedigung…
Österreicher haben es da einfacher. Der Adel ist zwar (anders als in Deutschland) abgeschafft, die Relikte der Habsburger-Monarchie sind aber allerorten präsent.
Was lag da näher, als nochmal einen Kaiser Hof in der Hofburg halten zu lassen?
Robert Palfrader als Kaiser Heinrich I.
Den Part des Monarchen übernahm in diesem Fall Robert Palfrader als eigensinniger Robert Heinrich I., Kaiser von Österreich. Ihm zur Seite steht Oberhofmeister Seyffenstein: Rudolf Roubinek, der Autor der Serie.
Das Ganze nennt sich „Wir sind Kaiser“ und war zwischen 2007 und 2010 die erfolgreichste wöchentlich ausgestrahlte Eigenproduktion von ORF 1. In Deutschland wurde die Serie unverständlicherweise weitestgehend ignoriert.
Mal abgesehen von ein paar Schnipsel bei TV Total und einer nie ausgestrahlten Testfolge bei einem Privatsender.
„Wir sind Kaiser“: Drehort Hofburg, Großer Saal
Nach 2010 produzierte das ORF (leider) nur noch vierteljährliche Folgen – gedreht wurde unter anderem im Großen Saal der Wiener Hofburg.
Im k.u.k.-Ambiente kommt Robert Heinrich gut zur Geltung. Die Auftritte in der Hofburg finden immer vor großem Publikum statt und werden eingeleitet durch die Kaiserhymne („Wir haben einen Kai…aiser – uns geht es nie mehr schleeecht“) zur Melodie der Internationalen.
Höhepunkt sind jeweils Audienzen mit Prominenten aus Politik, Unterhaltung, Sport etc. – aus Österreich und gelegentlich auch dem größeren Nachbarn im Norden. Die Aufzeichnungen in der Hofburg sind allerdings mehr so eine Art Aushängeschild.
Denn zwar wirken alle Folgen, als stammten sie direkt aus den Thronsaal der Donaumonarchie, doch die meisten Teile entstanden im Großen Festsaal des Hauses der Industrie am Wiener Schwarzenbergplatz (auch ein Haus mit Geschichte: es war einst Sitz des Alliierten Kontrollrats für Österreich).
Der echte Kaiser schaut von oben zu
Palfrader regiert dort von seinem Thron aus unter einem Riesen-Ölschinken, der – natürlich – den seligen Kaiser Franz Joseph zeigt (die Serie gibt’s jetzt auch auf DVD) (bezahlter Link zu Amazon).
Hier ein „Best of“ aus „Wir sind Kaiser“:
Die Wiener Hofburg hat lange vor der Ära von „Wir sind Kaiser“ auch mal ganz klein angefangen. Das unübersichtliche Gewimmel aus Haupt-, Seitenflügeln und Gärten entwickelte sich aus einer bescheidenen Burganlage mit Türmen und Graben des 12./13. Jahrhunderts, die Teil der Wiener Stadtbefestigung war.
Dieser älteste Bereich der Hofburg hat sich bis heute – ohne Türme und Graben als viereckiger Schweizertrakt, bzw. Schweizerhof erhalten, wo man auch die Burgkapelle findet.
Die heutige Anlage ist das Ergebnis jahrhundertelanger Anbauten (und Sprengungen) unter den diversen Habsburger Kaisern und ihren Gattinnen. Die entsprechenden Wikipedia-Artikel „Hofburg“ und „Heldenplatz“ geben einen Überblick.
Heute beherbergt die Wiener Hofburg diverse Museen: die Kaiserappartements, das Sisi-Museum, Silberkammer, Hofjagd- und Rüstkammer, die Sammlung alter Musikinstrumente, Weltmuseum Wien und das Ephesos-Museum.
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Mehr über Schlösser und Burgen in Österreich hier im Blog.