Soll die münsterländische Gemeinde Senden das historische Wasserschloss Senden kaufen? Darüber könnten bald alle stimmberechtigten Bürger der 20.000-Einwohner-Gemeinde entscheiden – und zwar in einem Ratsbürgerentscheid gleichzeitig mit der NRW-Kommunalwahl im Mai 2014.
Der Vorschlag kommt von der CDU. Die Union hat im Gemeindeparlament die Mehrheit, bräuchte zur Initiierung des Ratsbürgerentscheids aber auch Stimmen der Opposition, denn dazu ist eine 2/3-Mehrheit notwendig. Bislang ist unklar, ob die Stimmen zusammenkommen.
Damit ein Ratsbürgerentscheidung gültig ist, müssten 20 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne gehen. Von ihnen entscheidet jeweils die Mehrheit. Am 17. Dezember steht das Thema auf der Tagesordnung des Rats.
Die Lage ist verworren: Die CDU ist nämlich gegen den Kauf. Ihre Vertreter fürchten nach Angaben der Westfälischen Nachrichten, durch den Ankauf derart „erhebliche finanzielle Risiken, dass der kommunale Gesamthaushalt ins Wanken kommen“ könnte.
Die Frage soll daher auch möglichst „neutral“ formuliert werden. Die CDU würde sich von einem Bürgerentscheid eine Aussöhnung der verschiedenen Lager erhoffen.
Neben den Parteien gibt es noch (bereits seit 2007) die äußerst aktive Initiative Schloss Senden, die einen Plan für Kauf und Teilsanierung vorgelegt hat, der mit Kosten von 1,5 Millionen Euro verbunden wäre. Konkret würde die Initiative nach einem Kauf die Sanierung von Beletage, Brücke, Tor, Innenhof, Treppe und Portal angehen. Die restlichen Räume sollen baulich gesichert werden, berichten die Westfälischen nachrichten.
Die Gemeinde sollte das Schloss dann an eine Bürgerstiftung abgeben, der die Folgekosten tragen würde. Einnahmen sollten durch Vermietungs von Räumen für Koferenzen und Hochzeiten erzielt werden – auch eine Café-Nutzung wäre denkbar.
Schloss Senden war bis Ende der 1990er Jahre ein renommiertes Hotel: Hier konnte man in der Kulisse eines münsterländischen Wasserschlosses edel schlafen und dinieren – und die eine oder andere D-Mark im angegliederten Spielcasino lassen.
Doch nach einem Dachstuhlbrand und dem Tod des Inhabers Ewald Funnemann und seiner Frau steht das Schloss leer. Das ungenutzte Schloss ist bis heute in Privatbesitz, der Eigentümer sucht Investoren.
Die Initiative packt zurzeit kräftig im Schloss mit an. Am letzten Augusttag 2013 war beispielsweise Aufräumen in der Beletage im linken Schlossflügel angesagt. Haufenweise wurden zerschlissene Vorhänge, Tapetenreste, gesplitterte Spiegel und alte Möbel aus den sanierungsbedürftigen Räumen ins Freie geschleppt.
Links: Dietrich Harhues schreibt in den Westfälischen Nachrichten: „Referendum über Schloss-Kauf: CDU will Bürger entscheiden lassen“ (nicht mehr online verfügbar). Noch aktueller: „Bürgerentscheid zum Schloss-Kauf: Noch keine Mehrheit sicher“ (ebenfalls nicht mehr online verfügbar).
Weitere Informationen zu den Plänen der Initiaive stehen in einem WN-Artikel von Sigmar Syffus „Initiative mit neuem Vorstand: Solide Basis für das Schloss“ (ebenfalls nicht mehr online verfügbar).
UPDATE (Februar 2014): Der Bürgerentscheid ist aus rechtlichen Gründen vorerst vom Tisch. Ein solcher Entscheid hätte die Rechte der Erbengemeinschaft, der das Schloss gehört, unzumutbar tangiert.
Und hier ein paar Youtube-Bilder zu Schloss Senden und den dortigen Enten:
Leider ist da wohl nicht mehr viel zu retten. Ich war jetzt allerdings schon 3 Jahre nicht mehr da.
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