Heute steht mal eine lange Burgengeschichte in der Süddeutschen Zeitung – ein Thema fernab von Berliner Schlossbau-Kritik und Neuschwanstein-Schwärmerei. Doch, das gibt’s: Es geht um die alte Wasserburg Schloss Syburg, laut Zeitung Schauplatz eines „wahnwitzigen Privatkriegs in der fränkischen Provinz“.
Und so ist die Lage: Der inzwischen hochbetagte Schlossherr, der die Anlage 1977 gekauft hat, liegt seit 1980 mit der Gemeinde Bergen in ständigen rechtlichen Auseinandersetzungen. Er wirft der Kommune vor „illegal unbehandelte und behandelte Abwässer“ in seinen Schlossweiher zu leiten.
Inzwischen habe er laut SZ dafür neun Millionen Euro in Rechnung gestellt – plus 140.000 Euro für Mineralwasser (gerechnet fünf Liter pro Person und Tag seit 1986) wegen des nicht mehr nutzbaren Brunnens. Er habe allerdings keinen Prozess gewinnen können.
Im Gegenzug weigere er sich Steuern und Abgaben zu zahlen und „verrechne“ diese mit den „Schulden“ der Kommune. Auch die Gerichtskosten der vielen Prozesse sei er schuldig geblieben. Bislang kam er damit durch: „Der alte Mann schlägt den Rechtsstaat mit dessen Waffen. Gegen jeden Behördenschrieb, gegen jeden amtlichen Bescheid geht er vor“, so umreisst der Artikel das Dilemma.
Eine scheinbar unendliche Geschichte um Steuergerechtigkeit, rechtliche Fallstricke und Nervenstärke.
Eine „Kleinkläranlage“ soll der Eigentümer übrigens auch schon seit Jahren bauen… Nun will die Gemeinde das Geld wohl durch Zwangsmaßnahmen eintreiben – aber gegen Schätzungen des Werts der Syburg geht der Besitzer vor.
Man darf gespannt sein, wie das nun wieder ausgeht. Das Wasserschloss ist einer der ältesten Adelssitze Frankens: 1470 erstmals erwähnt, war es bis in die 1960er Jahre hinein Sitz eines Zweiges der Schenkenfamilie (der Schenken von Geyern zu Syburg).
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Und hier geht’s zum Artikel von Jan Stephan in der Süddeutschen Zeitung: „Schloss Syburg: Ein Mann kämpft gegen die Welt“
UPDATE 2019: Dieser Artikel gibt den Stand von 2013 wieder. Schloss Syburg sollte am 30. Januar 2017 zwangsversteigert werden. Es war laut Gutachten nur noch 110.000 Euro wert. Die Zwangsversteigerung wurde allerdings wieder abgesagt.
Der hochbetagte Schlossherr ist inzwischen verstorben. Das Schloss gehört nun seinen Erben und verfällt weiter.