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Klosterburg Kastl: Streit um Plan für Asylbewerber-Unterkunft




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Die Klosterburg Kastl / Foto: Wikipedia/Matthias Süß / Msuess / CC BY-SA 3.0

Im oberpfälzer Flecken Kastl gibt es Streit um die Nutzung der leer stehenden Klosterburg. Die Landesregierung würde gerne „als Zwischenlösung“ Asylbewerber auf dem Gelände der ehemaligen Benediktinerabteil über dem 2500-Einwohner-Ort unterbringen.

Als Unterkunft sollen Nebengebäude aus den 80er Jahren dienen. Bürgermeister Stefan Braun (CSU) hält die Burg für die falsche Wahl. „Die Burg verbindet jeder mit Kastl, die hat eine gewisse Strahlkraft“, sagte er der Mittelbayerischen Zeitung.

Außerdem führe er Gespräche mit möglichen Investoren, die bei der Realisierung der Asylbewerber Unterkunft aber ihr Interesse verlieren könnten. Gegen Asylbewerber habe er natürlich „grundsätzlich nichts“.
Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Reinhold Strobel hat sich gegen den Plan ausgesprochen. Strobl erklärte gegenüber der Zeitung „Der neue Tag“, dass dieses Gebäude ein Institut, eine Behörde oder die Außenstelle eines Museums beherbergen sollte. Eine Konzentration von Asylbewerbern in einigen wenigen Häusern fördere nicht die Integration.

Die Staatsregierung sicherte dem Bürgermeister inzwischen zu, die Unterkunft sofort zu schließen, falls sich tatsächlich ein Investor finden sollte.

Der Markt Kastl galt bislang als Musterkommune bei der Integration von Flüchtlingen. 1958, nach dem Ungarnaufstand, war im Kloster ein Gymnasium für Kinder von ungarischen Flüchtlingsfamilien gegründet worden, das bis 2006 als „Ungarisches Gymnasium Burg Kastl“ bestanden hatte. Im Nachbarland wurde diese Exilschule nach der Wende hoch geehrt und zum „Teil des ungarischen Kulturerbes“ erklärt.

Der Landkreis Ambach-Sulzbach hat das Problem, nicht über genügend Unterbringungsmöglichkeiten für weitere Asylbewerber zu verfügen. Bisher seien im Landkreis etwa 100 Männer und Frauen dezentral untergebracht, wie der Bayerische Rundfunk meldet.

Zunächst müssen nun das in Frage kommende Gebäude auf seine Eignung (Brandschutz, Fluchtwege, etc.) als Unterkunft geprüft werden. Wann es in der Sache weitergeht, ist noch nicht klar.

Das Kloster wurde Anfang des 12. Jahrhunderts durch mehrere Adelige gegründet. Und zwar durch Markgräfin Liutgard von Zähringen,  Graf Berengar I. von Sulzbach sowie Friedrich von Kastl und dessen Sohn Otto. Zuvor hatte an dieser Stelle offenbar bereits eine karolingische Burganlage gestanden, deren Grundmauern für das Kloster wiederverwendet wurden. Angesichts der strategisch günstigen Lage der Anlage wäre der Burgenbau an dieser Stelle naheliegend gewesen.


Seite der Schweppermannspiele / Bild: Screenshot

Das Benediktinerkloster wurde eine der wohlhabendsten geistlichen Stätten des Reiches und zeigte sich fortschrittlich. Eine monastische Reform trägt seinen Namen. Im 16. Jahrhundert ging es abwärts.

Nachdem dem (zeitweisen) Sieg der Reformation in der Oberpfalz hob Kurfürst Ottheinrich die verarmte Abtei Kastl 1556 auf. Als der katholische „Roll-Back“ kam, übernahmen die Jesuiten das Kloster und starteten von dort aus die Rekatholisierung der Gegend. 1782 übernahmen die Malteser. Nach der Säkularisation dienten die Gebäude einige Jahrzehnte als Amtsgericht. Und nach dem Krieg kamen dann die jungen Ungarn.

Heute dient die Klosterburg im Sommer den im jünfjährigen Turnus stattfindenden Schweppermannspielen als Kulisse. Ein Mittelalterspektakel, das vom Leben des Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann (1257-1337) berichtet. Über den tapferen Offizier soll Kaiser Ludwig der Bayer beim Eier-Verteilen an seine Truppen nach einer gewonnenen Schlacht gesagt haben:

“Jedem Mann ein Ei, und dem braven Schweppermann zwei.”

Nach dem kaiserlichen Offizier ist auch die nahe Schweppermannsburg benannt, die nach einigem Streit mit der Gemeinde Kastl nun im Besitz des Deutschen Alpenvereins ist.

Bilder: Das Foto oben stammt von Matthias Süß, der 2013 auch eine Datenbank mit beeindruckenden Südtirol-Bildern betrieb und im Netz über die Oberpfalz und Südtirol schrieb (die Links von damals funktionieren leider nicht mehr).