Wie viel Preußen darf’s denn sein?
Gleich zwei von der DDR gesprengte Hohenzollern-Schlösser sollten schon 2010/11 wiederauferstehen: Neben dem Berliner Stadtschloss steht auch das Potsamer Schloss vor der Wiedergeburt.
Mit der überraschenden Ankündigung einer 20 Millionen Euro-Spende machte der Milliardär Hasso Plattner jetzt den Weg zum Schloss-Neubau inklusive Rekonstruktion der historischen Knobelsdorff-Fassade frei (am Ende spendete er 22 Millionen).
Der Brandenburger Landtag hatte im Mai 2005 beschlossen, auf dem Umriss des abgetragenen Schlosses ein neues Landtagsgebäude entstehen zu lassen. „Außenseitig werden Putz- und Fassadengliederungsflächen nach historischem Vorbild vorgenommen“. Das ließ viel Raum für Architektenfantasie – und Streit.
Denn die Politik wollte offenbar am historischen Beiwerk sparen. Die Entwürfe von sechs Baukonsortien wurden am 28. November nicht etwa öffentlich, sondern bbei einer vertraulichen Sitzung einer Politiker-Jury vorgestellt. SPD und CDU regierten Brandenburg damals gemeinsam. Aus ökonomischen Gründen sieht bislang kein Entwurf eine 1:1-Rekonstruktion der Fassade vor.
Der Verein Potsdamer Stadtschloss, der für den Neubau gesammelt hat, möchte aber auf keinen Fall, dass statt einer Schloss-Renaissance ein moderner Zweckbau mit ein paar Alibi-Barock-Elementen in Potsdams Zentrum emporwächst.
Ein Großteil der bislang eingegangenen Spenden ist auch an eine möglichst originalegetreue Rekonstruktion gebunden.
Mit seiner neuerlichen Spenden-Zusage hat der Milliardär jetzt der originalgetreuen Fassade den Weg geebnet.
Nun muss zwar etwa ein halbes Jahr lang neu geplant werden, aber das Ergebnis des Architekten Peter Kulka wird sich wahrscheinlich sehen lassen können.
Zur Geschichte:
An dieser Stelle bestand bereits 993 eine slawische Festung, die vom Fürstengeschlecht der Askanier Mitte des 12. Jahrhunderts übernommen und zunächst ausgebaut wurde. D
ie Brandenburger Kurfürsten kehrten hier immer wieder nach Jagdausflügen ein, verpfändeten das Gut Potsdam aber auch mehrfach.
Mit der Zeit verfielen die Gebäude, wurden zeitweise als Schafstall genutzt. Der Dreißigjährige Krieg tat ein Übriges.
Die Wende kam dann 1660, als Kurfürst Friedrich Wilhelm den Ausbau von Schloss und Garten anordnete, 1671 folgte eine Erweiterung, damit der gesamte Hofstaat hier Platz finden konnte.
Dem Stadtschloss, wie es bis zum Zweiten Weltkrieg bestehen sollte, drückte dann ab 1743 Baron v. Knobelsdorff im Auftrag von Friedrich II. seinen Stempel auf.
Dem noch jungen Alten Fritz passte das Schlossbild überhaupt nicht. Die komplette Fassade seiner neuen Residenz musste bis 1752 umgebaut werden.
Knobelsdorff sorgte auch für eine prachtvolle Rokkoko-Austattung der Räume. Seit 1910 befand sich im Schloss dann ein Museum.
Mitte April 1945 brannte das Schloss nach einem Bombenangriff bis auf die Grundmauern nieder. Diese blieben aber zum größtenTeil tragfähig.
Ein Wiederaufbau wäre durchaus möglich gewesen. Dennoch ließ die SED das „Symbol preußisch-deutschen Imperialismus“ 1959/60 Stück für Stück sprengen – und die Garnisonkirche gleich mit. Nur der Marstall blieb erhalten.
2006 brachte eine Bürgerbefragung das Ergebnis, dass der Landtag/das Schloss am alten Platz aufgebaut werden sollten. Die Entscheidung, wie das Landtags-Schloss denn nun aussehen soll, fiel in den nächsten Monaten. Das so genannte Fortunaportal von 1701 konnte durch Spenden bereits wieder aufgebaut werden.
Ende 2013 – mehr als zwei Jahre später als geplant – soll das alte/neue Schloss fertig sein. Vier bis sechs Jahre später soll dann die Garnisonkirche folgen.
Archäologie: Bei den Ausgrabungen auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Areal rund um das ehemalige Schlossgelände kamen zehntausende Funde aus 5000 Jahren Siedlungsgeschichte ans Tageslicht.
Darunter waren auch 200 Metallgegenstände. Man wühlte sich durch den Teil Potsdams, der vom 13. bis 17. Jahrhundert Stadtzentrum war. Auch viele Skulpturenteile des Stadtschlosses wurden wiederentdeckt.
Quelle: Wikipedia-Eintrag.
Lage: Alter Markt, 14467 Potsdam
Fotos:
1. Potsdamer Stadtschloss, Gemälde von J.F. Meyer (1773), Wikipedia/Rechte abgelaufen.
2. Grabungsfläche am Alten Markt. Im Hintergrund Fortuntor und Nikolaikirche, Wikipedia/selfmade, lizenzfrei.
Ich würde mich freuen wenn es natürlich, nach dem Vorbild der Frauenkirche zu Dresden, auch wieder um das Schloss Potsdam der „Alte Markt“ entstehen würde und das ehemalige Hotel „Mercure“ abgerissen würde.
Die potsdamer mitte wirt immer schöner, aber die Pläne von der Gewoba zum neubau der alten post sind unmöglich.Mit dem neuen alten Kanal hat die Jörgstrasse schon fast ihr alten glans zurück.Ich hoffe mal das die Gewoba weis was sie an so einen sensieblen Plats baut.Es wäre schlet für Potsdam mit noch ein schant fleg zu leben.
Das in seiner historischen Fassade wieder entstehende Stadtschloß gibt Potsdam ein Stück seiner Identität und seines städtischen Selbstbewußtseins zurück. Es schließt eine Wunde, die ein verheerender, von uns Deutschen selbst ausgelöster Krieg, neben unzählbaren anderen Wunden in die Herzen der Menschen und nicht zuletzt auch in diese Stadt geschlagen hat.
Die Wiedererrichtung des Stadtschlosses sollte sich jedoch nicht nur auf die parlamentarisch nutzbaren Räume und Flächen beschränken, sondern auch wichtigen historischen Räumen den ihnen gebührenden Platz einräumen. Die historischen Einrichtungen ließen sich zu einem späteren Zeitpunkt jederzeit ergänzen.
Traditon und Geschichtsbewußtsein sollte – gerade wegen der weltoffenen und demokratischen Entwicklung, die wir uns als Deutsche nach dem 2. Weltkrieg erkämpft haben – in dieser, für unser Vaterland so bedeutenden Stadt, nicht aus dem Blickfeld geraten. Wir sollten uns unserer Vergangenheit auf kritische aber auch auf unbefangene Weise stellen. Das gilt auch dafür, was wir heute und in Zukunft mit unseren historischen Plätzen und Gebäuden machen. Laßt uns soviel wie möglich davon erhalten. Als Zeugnis der Vergangenheit aber auch als Zeugnis für die Lebensweise und die Identität unserer Vorfahren.
Das ganze Theater ist ziemlich traurig. Hier werden öffentlicher Gelder, die dem maroden Bildungssystem zugute kommen sollten verschwendet. Herr Jauch hat da auch nichts für gespendet, das war der Verband der Zementindustrie. Gerade in anbetracht der Tatsache, dass in Potsdam viel Kultur zu restaurieren wäre, die vor sich hinmodert ist der Wiederaufbau fragwürdig
Initiative „Bildung sta(d)t Schloss“
Habe mir bereits im Frühjahr dieses Jahres ein Bild vom Potsdamer Schloss machen können: Ausgrabungen, erster Aufbau Fortuna Portal, bei dem Herr Jauch einen großzügigen Betrag beigesteuert haben soll.
Die Ausmaße des einstigen Schlosses würden jedenfalls die Hauptstraße, die vom Hbf über den Fluß zur Innenstadt führt, überdecken. Wohl auch das benachbarte Hochhaus mit Hotel.
Ein spannendes Projekt!
Ebenso der Abriss von Erich’s Lampenladen, der der Rekonstuktion des Berliner Stadtschlosses weichen muss – Gott sei’s gedankt!
Pingback: Berliner Stadtschloss wird ab 2010 wieder aufgebaut « Burgerbe-Weblog
hm. die idee, diese gebäude wieder aufzubauen finde ich generell gut. aber mir gefällt die idee nicht, die gebäude im „alten“ baustil wieder aufzubauen. meiner meinung sollte ein moderner bau her, der aber natürlich an die alten gebäude erinnert. wäre doch eine schöne aufgabe für architekten …
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.