Der Legende nach war dieser Kasten von 1336 bis 1338 das transportable Gefängnis von Graf Albrecht II. von Regenstein. Dieser lag in Fehde mit dem Bischof von Halberstadt und der Stadt Quedlinburg, deren Neustadt er besetzt hielt.
Nach verlorener Schlacht soll der Regensteiner in einem Sumpf nahe seiner Gerstdorfer Burg gefangen genommen worden sein. Soweit die Fakten.
Im triumphalen Zug sollen ihn die Quedlinburger vor ihr Rathaus gebracht und eigens für ihn das hölzerne Gefängnis angefertigt haben. Vermutlich entstand es aus einem Container, der ursprünglich für den Transport von Tieren gedacht war. Im anschließenden Prozess wurde Albrecht II. zum Tode verurteilt.
Nach zwei Jahren Haft erfüllte der Graf diverse Forderungen des Bischofs und der Quedlinburger. Die Regensteiner verzichteten auf ihr Quedlinburger Lehen und erkannten die Schutzherrschaft des Halberstädter Bischofs über die Stadt an.
Angeblich musste der Graf auch sieben neue Türme in der Stadtmauer auf eigene Kosten errichten lassen.
Unter Historikern ist die Geschichte des Kasten-Gefängnisses umstritten. Einen mächtigen Adeligen, der noch dazu Schutzherr der Neustadt war, unter so schmählichen Umständen gefangen zu halten, das wäre im 14. Jahrhundert äußerst unschicklich gewesen, auch für die Stadt Quedlinburg.
Heute würde man so etwas als Folter bezeichnen.
Der Graf ist nach einigen Angaben bereits kurz nach seiner Freilassung gestorben. Der Wikipedia-Eintrag über Albrecht II. spricht dagegen von Mord durch den Bischof im Jahr 1349.
Den Namen „Raubgraf“ hat der Schriftsteller Julius Wolff in einem 1884 erschienenen, gleichnamigen Roman erstmals verwendet.
Der Kasten, der zunächst im Rathaus stand, ist nun schon seit vielen Jahren eine der Attraktionen der Stadt. Auch die Burg Regenstein existiert noch – wenn auch nur als Ruine.
Quellen: Eintrag bei Harzwelten.online und auf der Seite des städischen Museums Quedlinburg.
Fotos: Eigenes & alte Postkarte
@kg – Oh, Danke fürs Verlinken!
Siehe auch
https://archiv.twoday.net/stories/4401779/main
Der arme Mann. Das der Kasten noch so gut erhalten ist, finde ich faszinierend.
Grüssle,
Alia
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