Mit dem Burgen-Fotografieren ist das so eine Sache. Auf den schönsten Bildern steht meistens ein Mülleimer, ein geparkter Lieferwagen und/oder eine Eisreklame in der Sichtachse. Gerne schickt auch eine Touri-Gruppe just in dem Moment ihren ersten neugierigen Kundschafter ins Bild.
Welch Glück, dass es Photoshop, Schnitt- und Pinselwerkzeuge & den passenden Filter gibt. So wird doch gleich ganz schnell mystische Stimmung fühlbar. Sollte zumindest.
Ich habe das mal auf Bielefelds Wahrzeichen, der Sparrenburg, versucht. Diese ist auch deshalb zu empfehlen, weil man wirklich etwas für seine Gesundheit tut, wenn man der Burgberg raufkraxelt (ja, notfalls ist da oben auch ein Parkplatz).
Die Anlage wird 1256 erstmals erwähnt. Die Grafen von Ravensberg machten sie zum Verwaltungsmittelpunkt der Gegend. Sie sollte einen Pass durch den Teutoburger Wald sichern und das kurz zuvor gegründete Bielefeld schützen. 1377 übernachtet hier sogar Kaiser Karl IV.
Die heute sichtbaren Bauten stammen aus der Mitte 16. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Burg musste durch Vorwerke ausgebaut werden, da sie sonst relativ leicht hätte sturmreif geschossen werden können.
Die neuen Rondelle wurden durch unterirdische Kasematten miteinander verbunden. Dabei wird auch eine als Scherpentier bezeichnete Bastion errichtet. Italienische Baumeister machten die Burg zur größten Festung Westfalens.
1614, mit dem Frieden von Xanten, der den Jülich-Klevischen-Erbfolgekrieg beendet, wird die Burg Brandenburg zugesprochen und 1615 von den verbündeten Holländern besetzt (die sich 1623 vor den anrückenden, übermächtigen Spaniern zurückziehen).
Die Zeit der Belagerungen
Der Ausbau der Burg war eine weise Entscheidung: Denn im Dreißigjährigen Krieg wechselte das Gemäuer zwar mehrfach die Besitzer, wurde auch diverse Male belagert, jedoch nie erobert und gebrandschatzt.
1625 scheitert ein Angriff der Brandenburger. 1636 wird die Burg (gerade unter spanischer Besatzung) ein Jahr lang von Schweden und Hessen belagert. 1642 ziehen Franzosen ein.
1648 fällt die Burg endgültig an Brandenburg-Preußen. Mehrfach hält sich der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. hier auf. Zu Erinnerung wird ihm im Jahr 1900 im Beisein von Kaiser Wilhelm II. im Burghof ein Bronzedenkmal gesetzt wird (das heute in erster Linie durch seine Leibesfülle auffällt).
Die letzten Belagerungen verzeichnet die Chronik für 1673 und 1679 (münstersche, bzw. französische Truppen).
Der Verfall setzte dann erst nach 1750 ein, als die Burg militärisch sinnlos geworden war. Die Außenmauern wurden niedergelegt und teiweise als Straßenbelag verwendet.
Doch zu diesem Zeitpunkt war es nicht mehr lang, bis zur einsetzenden Burgenromantik. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich ein Verein für die Burg ein und begann mit dem Wiederaufbau des 37 Meter hohen Turms.
1879 kaufte die Stadt Bielefeld die Sparrenburg für 8934,90 Mark vom damaligen Königreich Preußen und setzte sie wieder instand. Das neue Palas wurde im Dreikaiserjahr 1888 fertig.
Im Zweiten Weltkrieg zog eine Flakstellung auf der Burg ein. Bei einem Luftangriff 1944 werden die Burggebäude schwer beschädigt, nur der Turm bleibt unversehrt. Es dauerte bis 1987, bis die Kriegsschäden schließlich vollständig beseitigt waren.
Besichtigt werden können heute der Turm und – mit Führungen – die 285 Meter langen Kasematten. In der Sparrenburg gibt es auch ein Restaurant.
Nachdem Steine aus der Bastionsmauer herausgebrochen waren, begannen im Sommer 2006 erneute Sanierungsarbeiten. Ein Gutachten schätzt die Kosten der kompletten Sparrenburgsanierung auf etwa 7,5 Millionen Euro. Daher gibt es auch eine Spendeninitiative unter dem Motto „Ein Stein für die Burg„.
Archäologie: Bei einer Ausgrabung im November 2007 ist eine Verteidigungsplattform aus dem 16. Jahrhundert freigelegt worden, drei Meter unter dem heutigen Bodenniveau. Sie war von einer dicken Erdschicht bedeckt. Das Rondell ist hervorragend erhalten.
Der WDR hatte dazu einen einminütigen Video-Beitrag online gestellt (inzwischen offline), in dem man das steinerne Rondell gut erkennen konnte. Anlass der Grabung war die Entdeckung einer alten Treppe, die in die Katakomben führt. Sie endete unter einer Baumwurzel.
Lage:
Am Sparrenberg 38 A,
33602 Bielefeld
Links: Sparrenburg-Seite der Stadt Bielefeld und der Wikipedia-Eintrag. Sehr informativ sind auch die Seiten des Arbeitskreises Burg und Festung Sparrenburg.
Fotos: Burgerbe.de
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