Hoch über der Selke, inmitten eines waldreichen Naturschutzgebiets, erhebt sich auf einem Bergsporn Burg Falkenstein. Die dreiflügelige, unregelmäßig dreieckige Anlage mit sieben Toren, Zwingern und drei Halsgräben zählt zu den schönsten und wehrhaftesten Burgen des Harzes.
Ein bemerkenswertes Beispiel für eine organisch gewachsene und in ihrer ursprünglichen Anlage unzerstört gebliebene Burg. Wenn man nach einem Spaziergang durch den dichten Wald unvermittelt vor den mächtigen Mauern steht, so ist das schon ein tolles Erlebnis.
Und es gibt auch eine spannende Geschichte über einen 1945 eingemauerten millionenschweren Grafen-SchatzDie Anlage stammt wohl aus der Zeit von 1120 bis 1180. 1120 wird Burchard von der Konradsburg erstmals als Herr zu Falkenstein genannt, seit 1155 tauchen die Falkensteiner als Grafen auf.
Der Letzte des Geschlechts, Burchard V., überträgt im Jahr 1332 die Burg mit allen Besitzungen dem Bischof von Halberstadt und zieht sich ins geistliche Leben zurück.
Zwei Jahre später stirbt er als hochgeehrter Domherr in Halberstadt. Nach rund 100-jähriger bischöflicher Herrschaft übernehmen 1437 die Herren von der Asseburg die Anlage.
Ihre intensive Bautätigkeit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wahrte den mittelalterlichen Grundcharakter der Burg. Vor allem das romanische Pallas blieb erhalten. Die Haube des alten Bergfrieds stammt aus dem späten 16. Jahrhundert.
Aus der gleichen Zeit stammen die Wohngebäude mit Fachwerkgiebeln im inneren Wohnhof. Im Dreißigjährigen Krieg widerstand die Burg den Truppen des kaiserlichen Feldherren Tilly.
Im 19. Jahrhundert erlangten die Grafen von der Asseburg-Falkenstein die Würde der Preußischen Hofjägermeister. In ihrem Auftrag werden einige Innenräume im Stil der Babelsberger „Neogotik“ umgestaltet. Die Burg war schon im 19. Jahrhundert für Besucher zugänglich.
Bereits 1946 öffnete in der Burg ein Museum. Dieses gibt es heute noch, und der Besuch lohnt durchaus. Auch der Bergfried kann bestiegen werden.
Die Burg war unter anderem Kulisse in der siebenteilige Kinderserie des DDR-Fernsehens „Spuk unterm Riesenrad“. Die Burg ist heute im Besitz des Landes Sachsen-Anhalt. Am ersten Oktober-Wochenende gibt’s hier ein Mittelalterfest.
Für die Geistesgeschichte wurde der Falkenstein berühmt, weil in seinen Mauern Eike von Repgow (von Repkow) den um 1230 verfassten Sachsenspiegel bearbeitet hat, das erste und zugleich bedeutendste deutsche Rechtsbuch des Mittelalters für Nieder- und Mitteldeutschland.
Als Vorlage diente ein Lehnrechtsbuch namens „Auctor vetus de beneficiis“. Repgow ging darüber hinaus und fixierte bestehendes – und teilweise fast schon vergessenes – Gewohnheitsrecht schriftlich. Das Buch entstand zunächst auf Latein.
Graf Hoyer von Falkenstein bat Repgow dann, es ins Deutsche zu übertragen. Vermutlich fand diese Übersetzung auf Burg Falkenstein statt.
Lage: Die Burg ist 25 Kilometer von Quedlinburg und Aschersleben entfernt, der nächste Ort heißt Meisdorf. Von Aschersleben und Quedlinburg (1 x Umsteigen) aus fahren Busse.
Man kommt bis zum Burg-Parkplatz und muss dann die letzten ca. zwei Kilometer durch den Wald laufen. Ein sehr schöner Spaziergang.
Quelle: Burgprospekt/Sieber, Deutsche Burgen. Bilder: Eigene. Ein sehr informativer Beitrag zur Burg findet sich auf der Burgenseite von Sylvia Wentzlau.
Lage: 06543 Falkenstein/Harz
Website der Burg Falkenstein
Und hier noch ein paar Bilder:
Innenhof, Rittersaal und Ansicht von der Rückseite.