Frühjahr 1945: Als Russen und Westalliierte sich den Weg ins Herz Deutschlands freischossen, herrschte auf einigen Burgen hektisches Treiben.
Kunstschätze, Gold, Juwelen und Edelsteine wurden im Schutz der Dunkelheit in Gärten vergraben (Schloss Moritzburg) oder eingemauert (Burg Kriebstein), um den Besatzern nicht in die Hände zu fallen.
Oft blieben die Schätze jahrzehntelang unentdeckt…
Eine dieser Episoden spielt auf Burg Falkenstein im Harz – und Antje Schneider hat sie für den MDR filmisch dokumentiert.
Wohin mit dem Familienschatz?
Im April 1945 hatten die damaligen Burgherren, die beiden Grafen Asseburg-Rothkirch, einen erheblichen Teil des Familienschatzes zusammengetragen, um ihn vor den sowjetischen Eroberern zu verbergen.
Aber wohin damit?
Die Lösung, Sie versteckten ihn in einem fensterlosen Zwischengeschoss über dem Gewölbe der Burgkapelle vergruben Kisten auf einer Wiese vor der Burg.
Darunter war der berühmte Asseburger Becher, den angeblich die Kreuzfahrer erbeutet hatten. Er war seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der Familie.
Sie verschlossen das Versteck äußerst sorgfältig. Ein Diener schwärzte die darüber auf der sogenannten Spinndiele liegenden Fliesen so gründlich, dass die US-Truppen bei der Durchsuchung der Burg nichts Wertvolles fanden.
Der Tarnname der Schatzkammer lautete: „Magdeburg“. Darüber, was alles „in Magdeburg“ lag, konnte man sich schließlich unauffällig austauschen, ohne dass ein Lauscher auf das Versteck auf Burg Falkenstein geschlossen hätte.
Anzeige
Die jungen Grafen flüchteten beim Anrücken der russischen Besatzer in den Westen, nach Westfalen.
Die Burg wurde Staatseigentum. Die Falkensteiner Schätze blieben versteckt.
Eine Statue in der Wand
Bei Renovierungsarbeiten 1984 tauchte dann eine Elfenbeinstatue in einer Wand der Kapelle auf.
Die DDR-Behörden ließen den Fund in der örtlichen Zeitung veröffentlichen. Sie schöpften allerdings keinen Verdacht, dass dort noch mehr zu holen sein könnte.
Das war ein Glück, denn der geheime Mini-Raum war gar nicht so unbekannt – sondern in einer DDR-Burgbroschüre aus den 1950er-Jahren auch abgebildet. 1981 suchte die Stasi auf der Burg das legendäre Bernsteinzimmer.
Karl Graf von Rothkirch schaute 1985 sogar inkognito auf der Burg nach dem Rechten.
Er tarnte sich dazu als kunstbegeisterter Westtourist, der sich auffällig für den schwarzen Fußboden über der Kapelle interessierte.
Nach der Wende gelang es dem Schwiegersohn eines der Grafen, einem ehemaligen britischen Offizier, die vergrabenen Kisten mit einem Metallsuchgerät wiederzufinden.
Doch an den geheimen Raum kam man nicht ohne die Behörden heran. Der Graf schrieb dem Landrat einen Brief – und bat um absolute Geheimhaltung.
Am 20. März 1991 wurde schließlich der nur 1,50 Meter hohe Zwischenraum unter der Spinndiele geöffnet.
Vor der verschlossenen Schatzkammer
Mit klopfenden Herzen standen Graf, Landrat und Museumsleiterin vor der 46 Jahre zuvor verschlossenen Schatzkammer. Dann die Überraschung: Alle 5000 bei Kriegsende versteckten Stücke lagen noch in der Kammer – so wie die jungen Grafen sie hineingelegt hatten.
Der Schatz von Burg Falkenstein war ein Fund, der komplizierte Rechtsfragen nach dem Eigentümer nach sich zog.
Anzeige
Ein Vertrag über den Schatz
Im Dezember 2000 kam es schließlich zu einem Vertrag über die Verteilung des Schatzes. Der größte Teil wurde an die Familie zurückgegeben, wenige Stücke verblieben als Leihgabe auf dem Falkenstein – darunter die zufällig gefundene Elfenbeinstatue.
Einen Teil des Erbes – inklusive des Asseburger Bechers – ließ der als Haupterbe eingesetzte Grafensohn bei Sotheby’s versteigern. Bei dem Auktionshaus rechnete man mit Einnahmen von 480.000 Euro.
Der kostbare Becher steht heute übrigens in einem New Yorker Museum.
Der MDR-Film zum Schatz von Burg Falkenstein (29 Minuten) ist hochinteressant, mit vielen Fotos, Zeitzeugen-Interviews und einigen nachgespielten Szenen. Ich hoffe, er wird demnächst irgendwo online gestellt. Ein spannendes Stück Geschichts-Doku.
Auch die Vorschau auf den Film von Antje Schneider: „Das Geheimnis der Grafen vom Falkenstein“ ist aktuell nicht mehr verfügbar.
Öffnungszeiten und Infos
Infos zu Öffnungszeiten des empfehlenswerten Burgmuseums gibt’s auf der Seite der Burg Falkenstein.
Der asseburger Becher wurde nicht dort gefunden ,sonder war auf einer Wiese nahe der bürg vergraben mit wertvollem Schmuck in einer vergrabenen Kiste die die asseburg samt 22.7.1990 selbst ausgruben
Die Kommentarfunktion ist deaktiviert.